Neviges. . Eine Modenschau mit und für Senioren gab es im Glocken-Treff: Dabei glänzten Besucher der Einrichtung als Models.
Ein bisschen nervös ist Waltraud Schmal ja schon. Singen, Tai Chi, alles kein Problem, das macht sie hier regelmäßig. Aber vor versammelter Mannschaft Mode zu zeigen, das ist schon eine andere Nummer. Die 76-Jährige feiert bei der Senioren-Modenschau im Glocken-Treff der katholischen Kirchengemeinde ihr Debüt als Model, ebenso wie Christl Formella (80). Gut, dass Maria Casalino mit von der Partie ist, hat die 83-Jährige doch Erfahrung auf dem Laufsteg. Ihr Rat für die Greenhorns: „Einfach locker loslaufen.“
Mit 80 Jahren zum ersten Mal auf dem Laufsteg
Doch vorher wird noch ganz entspannt an der Tasse Kaffee genippt, man ist hier schließlich nicht bei Heidi Klum und ihren „Germanys next Top-Models“. Wie die mit ihren Mädchen umgeht, finden alle hier „unmöglich“, so die einhellige Meinung. Und überhaupt: „Die Heidi Klum macht sich selbst viel kaputt, die Männer werden immer jünger. Und die armen Kinder, die machen auch was mit“, findet Waltraud Schmal. Da läuft sie doch lieber für Julia Schneider, die allseits beliebte Leiterin des Glocken-Treffs: „Ich mache das hier nur für Frau Schneider, die hat mich beschwatzt.“ Und Frau Schneider wird garantiert nicht schimpfen, wenn jemand hier nicht elfengleich über den Boden schwebt.
Auch anfassen ist hier erlaubt
Kurz vor 15 Uhr, es wird ernst: Zusammen mit Sabine Jansen vom Unternehmen „Mode mobil“ streichen die Drei über dünne Strickjacken, inspizieren Blusen, Westen, Hosen an den langen Kleiderständern. „Die Models haben ein Mitspracherecht bei dem, was sie zeigen. Ich treffe nur eine Vorauswahl, weil ich ganz gut sehe, was ihnen steht“, sagt Sabine Jansen von „Mode Mobil“. Und gut aussehen muss die Kleidung, die sie täglich in Seniorenheimen und Begegnungsstätten vorführen lässt: Es soll ja nicht nur geschaut, sondern kann auch gern gekauft werden. Dabei gilt: anfassen erlaubt. Nicht unbedingt die Models, aber schon die pflegeleichte Elasthan-Bluse, die Waltraud Schmal präsentiert.
„Die Arme winken noch mit, wenn wir längst fertig sind“
„Und die muss man wirklich nicht bügeln?“, fragt eine grauhaarige Dame staunend, und fühlt mal kurz den blauen Stoff. Zustimmendes Nicken in der Runde, als Moderatorin Sabine Jansen launig die Vorzüge der etwas längeren Ärmel anpreist: „Denken Sie immer an unsere Arme. Wenn wir längst fertig sind mit Winken, sind die immer noch dran.“
„Die Schlupf-Bundhose ist besonders praktisch“
Weiter geht’s mit einer „praktischen Schlupf-Bundhose“, so die Ankündigung. Zack, lässt Model Christl Formella den Gummi-Hosenbund in Augenhöhe des Publikums flutschen, „nein, der zwackt nicht, der ist wirklich bequem“, raunt sie dabei einer skeptischen Besucherin zu. Die farblich passende Bluse besticht durch extra große Druck-Knöpfe. Sabine Jansen: „Da kann man auch mal ordentlich zupacken bei Arthrose, Rheuma oder Gicht.“
Prima finden alle auch den „Blender oder Verscheißerle“, so Jansen, mit dem Maria Casalino durch die Glocke flaniert. „Jäckchen und Bluse in einem, einmal anziehen, gleich schick. Nicht zu lang, gut geeignet für Damen, die im Rollstuhl sitzen.“ Knapp zwei Stunden dauert der Mode-Spaß, der auch Gisela Rosenberger (80) gefiel: „Das passte alles so gut zusammen, wunderbar. Noch viel schöner als im Geschäft.“
<<<TÄGLICH PROGRAMM FÜR SENIOREN
Träger des Glocken-Treffs, Tönisheider Straße 12, ist die katholische Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens. In der Begegnungsstätte wird täglich vor allem für Senioren ein buntes Programm angeboten.
Öffnungszeiten: montags 14 bis 16 Uhr, dienstags bis freitags 10 bis 17 Uhr. Mehr unter 02053/5341.