Velbert-Mitte. . Weil die Bevölkerung Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs, baute die ev. Gemeinde ein neues Gotteshaus. Es wurde ein monumentaler Jugendstil-Bau.

Die monumentale Christuskirche ist einer der interessantesten Kirchenbauten Velberts: „Für mich ist die Kirche der Dom von Velbert-Mitte“, erklärt der ehemalige Velberter Bürgermeister Heinz Schemken.

Anlass für den Bau der Christuskirche war das starke Bevölkerungswachstum Ende des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit zog die wachsende Metallwarenindustrie immer mehr Arbeiter an, die sich in Velbert ansiedelten. Die große Anzahl der Gläubigen führte in der Alten Kirche zur Raumnot. Ein Baufonds wurde eingerichtet, Spenden gesammelt und schließlich ein Darlehen im Wert von heute 250 000 Euro aufgenommen, um den Bau zu finanzieren. Die Frage, die den Planungsprozess begleitete, lautete: „Wie bauen wir zweckmäßig, schön und evangelisch?“

Zentralbau mit Vorhalle

Der Grundstein zum Jugendstilbau wurde schließlich am 1. November 1908 gelegt. Zeitgemäße Innovationen wie der Bautyp des Zentralbaus wurden eingebracht, um die Idealvorstellung der Einheit von Pfarrer und Gemeinde zu verwirklichen. So heißt es im Bauprogramm: „Die Kirche soll 800-900 Sitzplätze enthalten; Verzicht auf den Mittelgang; von allen Plätzen ein ungehinderter Blick auf den Pfarrer, Altar und Kanzel“ Der Aufbau des Innenraums sollte „das Gemüt (der Gottesdienstbesucher) heimatlich und doch erhebend stimmen.“

Massiver Hauptbau

Die Architekten Franz Brantzky und Karl Krieger verwirklichten schließlich einen massiven Hauptbau, dem eine vieleckige Vorhalle vorgesetzt ist. Die Verwendung von Bruchstein und Schiefer stellen Bezug zur Region her. Mit den vier kurzen Kreuzarmen erinnert der Zentralbau an die Form des griechischen Kreuzes, das sich auch im Fries der Vorhalle wiederfindet. Der fast 50 Meter hohe, sechsgeschossige Turm ist seitlich in den Bau integriert.

Ohne stützende Säulen wirkt der Innenraum der Christuskirche einheitlich, großzügig bis monumental. Die Flachkuppel vereint und versammelt die Gläubigen, was den Symbolwert dieser Bauform unterstreicht.

Symbol für gelebte Ökumene

Als Symbol sieht auch Heinz Schemken die Christuskirche. Er ist als Katholik zwar vor allem in der Marienkirche groß geworden, „doch die Christuskirche ist schon früh Symbol für gelebte Ökumene gewesen“, erklärt der ehemalige Bürgermeister. Noch heute sind für Schemken das wesentliche der Kirche „nicht der Bau an sich, sondern die handelnden Menschen der Gemeinde.“ Deshalb engagiert der Politiker sich selbst seit der Gründung des Fördervereins für die Christuskirche.

Besonders hervorzuheben ist in der Gestaltung des Kirchenraums die zentrale Kanzel, zu der zwei Treppenaufgänge emporführen. Gegliedert wird sie durch zwei Halbsäulen, die den Korb der Kanzel stützen. Die farbigen Glasfenster zeigen u.a. die acht Seligpreisungen der Bergpredigt „und verweisen damit noch heute auf die wichtige Friedensbotschaft des neuen Testaments“, bemerkt Schemken.

Anlehnung an Jugendstil und Art Deco

Die Entwürfe für die Ausmalung der Christuskirche stammen von Wilhelm Döring, der Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie war. Die Bemalung besteht in Anlehnung an Jugendstil und Art Deco aus geometrisierten floralen Motiven.

<<< FESTGOTTESDIENSTE UND KONZERTE

Auch wenn heute, etwa aufgrund hoher Heizkosten im Winter, keine regelmäßigen Gottesdienste mehr in der Kirche stattfinden, öffnet sie ihre Tore für Konzerte und Festgottesdienste.

In funktionaler Raumordnung sind die 511 Sitzplätze im Erdgeschoss und die 351 Plätze auf den Emporen ganz auf die Kanzel ausgerichtet, damit alle Besucher einen gutes Seh- und Hörerlebnis haben.