Velbert. . Janine Bohnen erlebt regelmäßig Beleidigungen und Gewalt. Frauen seien von solchen Angriffen aber nicht häufiger betroffen als Männer, sagt sie.

Respektlosigkeit, Beleidigungen und Gewalt gehören zum Berufsleben von Polizistinnen und Polizisten. Nicht täglich, sie kommen aber doch vor. „Natürlich gibt es Situationen, in denen die Menschen denken, dass sie nicht auf das hören müssen, was wir sagen“, sagt Janine Bohnen.

Die 29-Jährige hat 2008 ihre Ausbildung begonnen, war von 2011 bis 2015 im Wach- und Wechseldienst in Mettmann eingesetzt, seit 2015 arbeitet sie in Velbert. Als 14-Jährige habe sie beschlossen, Polizistin zu werden und es seitdem nie bereut. Obwohl der Job auch seine unangenehmen Seiten hat.

Kommunikation spielt eine große Rolle

Die Fälle von Widerstand sind laut Kriminalstatistik in NRW in den letzten vier Jahren kontinuierlich gestiegen. „Körperliche Gewalt passiert schon mal“, erzählt Janine Bohnen, „ich kann aber nicht sagen, dass vermehrt Frauen angegriffen werden. Vielleicht haben wir sogar einen Vorteil, weil manche sagen: Ich schlage keine Frauen“. In der Ausbildung lernen die angehenden Polizistinnen und Polizisten verschiedene Techniken, um Angriffe abzuwehren. Aber vor allem die Kommunikation spielt in Konfliktsituationen eine große Rolle. „Körperliche Gewalt ist immer das letzte Mittel“, erklärt die 29-Jährige. Falls es doch zum Angriff kommt, haben Janine Bohnen und ihre Kollegen verschiedene Einsatzmittel: Schlagstock, Waffe und Pfefferspray hängen unter anderem am Einsatzgürtel der jungen Polizistin. „Mit Abstand am häufigsten brauche ich aber die Handschuhe“, sagt sie.

Keine Angst im Einsatz

Beleidigungen kommen im Alltag der Polizisten sehr viel häufiger vor als körperliche Gewalt, das bestätigt auch Nicole Rehmann, Sprecherin der Polizei im Kreis Mettmann, aus ihrer Zeit im Streifendienst. Janine Bohnen hat festgestellt, dass sich häufig junge Menschen respektlos verhalten oder Menschen, die unter Drogeneinfluss stehen. Das komme aber auch immer darauf an, welche Erfahrungen sie schon mit der Polizei gemacht haben. Angst habe sie im Einsatz nie, sagt Janine Bohnen. „Man steht dann natürlich auch unter Adrenalin, wenn es zu brenzlichen Situationen kommt. Zum Glück sind wir immer zu zweit unterwegs.“ An ein Erlebnis erinnert sie sich besonders ungern zurück: „Da wurde ich mit einer vollen Urinflasche beworfen.“ Auch angespuckt zu werden, gehe ihr sehr viel näher als jede Beleidigung. „Schimpfworte kann man mit der Uniform wieder ausziehen“, sagte die junge Frau.

Grundsätzlich habe sie aber auch mit vielen Menschen zu tun, die dankbar sind, dass es die Polizei gibt. Ihr sei aber auch bewusst, dass es in Großstädten mehr Brennpunkte gibt als in Velbert.

<<< MEHR WIDERSTAND GEGEN POLIZISTEN

Die polizeiliche Kriminalstatistik NRW erfasst für das Jahr 2017 etwa 7500 Fälle von so genanntem Widerstand gegen die Staatsgewalt. 98,6 Prozent der Fälle wurden aufgeklärt.

93 Prozent dieser Fälle richteten sich gegen Polizisten.

Insgesamt ist die Fallzahl von Widerstand im vierten Jahr in Folge gestiegen, von 2016 auf 2017 um 95 Fälle (1,3 Prozent), im Jahr davor sogar um 15 Prozent.