Velbert. . Stadtrat fasst nach jahrelanger Pause einen neuen Grundsatzbeschluss. Die Beziehungen müssen belebt und gelebt werden, da sind sich alle einig.
Vor Ort wächst die Bereitschaft, sich weiter nach außen zu öffnen und auch neue, verbindliche Beziehungen einzugehen. Hierzu hat jetzt eine Ratsmehrheit bei nur elf Gegenstimmen einen Grundsatzbeschluss gefasst, demzufolge „die Gründung neuer (Städte-)Partnerschaften der Stadt Velbert grundsätzlich befürwortet“ wird.
Kostenneutral wird das nicht laufen
„Wir wollen sprachfähig sein, wenn Gruppen oder einzelne Menschen auf uns zu kommen. Wir können dafür sorgen, dass Menschen sich treffen,“ hatte Dirk Lukrafka den Schritt begründet. Europa könne stärker zusammenwachsen, argumentierte der Bürgermeister. Und Partnerschaft und Miteinander in Europa spielten sich nun einmal vor allem auf kommunaler Ebene ab. „Wir öffnen uns grundsätzlich, und zwar zunächst einmal ganz wertfrei“, hatte Manfred Bolz ebenfalls bei einer der Vorberatungen erklärt. Kostenneutral werde das allerdings nicht funktionieren, so der CDU-Fraktionschef, „das wird Geld kosten.“
Finanzen dürfen kein Hindernis sein
Wenn man sich die bereits bestehenden Beziehungen anschaue, gab Michael Schmidt – auch CDU und Befürworter – zu bedenken, „muss man aber vielleicht auch ein bisschen auf die Euphoriebremse treten“. Der Grundsatzbeschluss dürfe allerdings nicht an den Finanzen scheitern, mahnte Volker Münchow (SPD) im Vorfeld. Die Lage für die „Motoren“ – zum Beispiel in Deutschland und Frankreich – sei ohnehin schon schwierig genug. Ohne Wenn und Aber mit an Bord sind auch die Piraten. Sie begrüßen diesen Schritt, „gerade angesichts zunehmender schriller nationalistischer Töne“. Die Initiative müsse jedoch möglichst von den Einwohnern kommen. „Das Ganz muss natürlich richtig gelebt und belebt werden“, findet auch Harry Gohr (Die Linke).
FDP will private Initiativen unterstützen
„Weniger ist mehr“, meint hingegen August-Friedrich Tonscheid (Velbert anders), dessen Fraktion sich gegen neue (Städte-)Partnerschaften ausspricht. Bevor man sich zu neuen Ufern aufmache, müsse erst einmal Bestehendes belebt werden. Die UVB stoßen sich nicht zuletzt an dem Auswahlverfahren, derweil den Liberalen das „Konstrukt zu formal“ ist. Prinzipiell begrüßt die FDP-Fraktion jedoch den Austausch-Gedanken und tritt klar dafür ein, entsprechende Initiativen von Privatleuten, Schulen etc. dabei auf jeden Fall zu unterstützen.
Als europaaktive Kommune ausgezeichnet
Zum Hintergrund: Der Rat hatte Ende 2013 beschlossen, für die Dauer des Projektes „Fo(u)r Europe“ bis Ende 2015 keine weiteren Partnerschaften einzugehen. Seither sind die europäischen Kontakte intensiviert und ausgebaut worden. Im Vorjahr bekam Velbert vom Land die Auszeichnung „Europaaktive Kommune“. Diese, so die geäußerte Hoffnung, könne man künftig mit aktiven neuen Städtepartnerschaften/-freundschaften und innovativen Projekten mit noch mehr Leben füllen.
>>>LEITIDEE: FREUNDSCHAFTEN STIFTEN<<<
Leitend war nach 1945 die Idee, Bürger aus Städten verschiedener Länder zusammenzubringen, um so Freundschaften zu stiften, damit künftig Kriege unmöglich oder doch zumindest viel schwieriger werden.
Mehr als 90 Prozent der Partnerschaften bestehen zwischen deutschen und europäischen Ländern, besonders Grenzländern. Die meisten Bande gibt es hierzulande zwischen deutschen und französischen Kommunen.