Kreis Mettmann. . Allein im Kreis Mettmann sind mehr als hundert unbesetzte Lehrstellen in der Branche gemeldet. Auch Velberter Unternehmen suchen nach Nachwuchs.

„Bau-Boom“, aber „Azubi-Ebbe“ – bilanziert die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau). Die Bauunternehmen im Kreis Mettmann suchen dringend Nachwuchs, sagt die IG Bau und kritisiert auch die schlechte Bezahlung der Auszubildenden.

Arbeiten auf dem Bau sei nach wie vor nicht attraktiv genug für Jugendliche. „Im Moment prallen der Kampf um die besten Köpfe auf eine Geiz-Mentalität der Arbeitgeber“, kritisiert die Bezirksvorsitzende der IG Bau Düsseldorf, Doris Jetten.

Erst jüngst setzte sich die IG Bau bei den Tarifverhandlungen für ein Lohn-Plus von sechs Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten und ein 13. Monatseinkommen für alle Bauarbeiter ein. Die Forderungen scheiterten.

Unbezahlter Arbeitsweg

IG-Bau Teamleiter Reinhard Steffen relativiert: Das eigentliche Problem seien nicht allein die Ausbildungsvergütung, sondern die fehlende Bezahlung für den Weg zur Baustelle. „An sich ist die Bezahlung nicht so schlecht, da befinden wir uns relativ weit oben. Das, was am meisten abschreckt, ist das Hin- und Herfahren von einer Baustelle zur nächsten. Wegzeit muss Arbeitszeit sein.“ Der Bau boomt und es gibt immer mehr Aufträge. Aber neuer Nachwuchs fehlt. „Die Betriebe im Kreis Mettmann haben volle Auftragsbücher und wissen nicht, woher sie die Leute nehmen sollen“, so Doris Jetten. Derzeit seien laut IG Bau 105 unbesetzte Stellen im Kreis bei der Arbeitsagentur angemeldet.

Velberter Firma bekommt Auswirkungen zu spüren

Das kriegt auch die Velberter Firma Crone für Hoch-, Tief- und Straßenbau zu spüren. „In den letzten Jahren hatten wir für die Baustellen draußen eigentlich immer einen Azubi. Seit kurzem suchen wir wieder einen, aber da kommt bisher eigentlich fast gar keine Rückmeldung“, erzählt Mitarbeiter Tim Gebauer. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Arbeiten auf dem Bau immer weniger attraktiv für Jugendliche wird.“

Da sieht auch die IG Bau das größte Problem: Bauarbeiten werden dem Nachwuchs einfach nicht schmackhaft gemacht. „Das fängt bei der Lohntüte an und hört da auf, wo jungen Menschen die Perspektive von einer modernen Job-Zukunft auf einer Baustelle gegeben werden muss“, so Jetten.

Wolfgang Clement als Schlichter im Einsatz

Ex-Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement tritt nun als Tarifschlichter zwischen Bauarbeitgeber und Gewerkschaft. Sollten die Schlichtungen scheitern, drohe der Bau-Streit zu eskalieren. Das würde dann auch den Kreis Mettmann massiv treffen.

<<< WO ES FREIE AUSBILDUNGSPLÄTZE GIBT

Wer noch eine freie Ausbildungsstelle sucht, kann dies nicht nur bei der Agentur für Arbeit tun.

Das Ausbildungsportal www.das-mache-ich.de der Schlüsselregion zeigt eine Liste der freien Plätze in Velbert, Heiligenhaus, Wuppertal und Wülfrath. Dort können sich Suchende direkt ein Berufsporträt durchlesen – allerdings geht es hier nicht um Bauberufe.