Kreis Mettmann. . Städte sind unzufrieden mit der aktuellen Handhabung von Rattenplagen. Deshalb wird die Verantwortung ab 2019 wohl wieder bei den Kommunen liegen

Große Augen, flauschiges Fell, langer Schwanz. Doch hinter dem niedlichen Auftreten verbergen sich oft Krankheitserreger, die Ratten mit sich herumtragen. Außerdem schaden sie durch ihren nicht zu stillenden Hunger der Landwirtschaft .

Ratten-Bekämpfung sorgt für Dissonanzen

Nun sorgen nicht nur die Ratten selbst, sondern auch deren Bekämpfung in der Region für Dissonanzen. Bisher hatte der Kreis, „als Service für die Städte“, wie Pressesprecherin Daniela Hitzemann auf Anfrage sagt, die Ausschreibung für den externen Dienstleister übernommen, der den Nagern den Garaus machen sollte. Zwischen 1. Januar 2017 und 31. Dezember 2018 sollten das die Firmen „Hentschke + Sawatzki“ und „Innotec“ aus Norddeutschland sein. Momentan ist es nur noch Innotec. Da einige Städte mit der Schädlingsbekämpfung unzufrieden waren, wollen sie nun aber aus dem Service-Abkommen zwischen Kreis und Kommunen aussteigen, um in Zukunft wieder selbst den Ratten das Handwerk zu legen.

Ende Mai wird der endgültige Beschluss gefasst

Ein Todesurteil für die Vereinbarung, die demnach wohl bald gekündigt wird. Entscheidend hierfür sind die Ergebnisse des Gesundheitsausschusses am 17. Mai und die des Kreisausschusses und Kreistages vom 28. desselben Monats. „Dann wird der endgültige Beschluss gefasst“, sagt Hitzemann; alle Zeichen stehen auf Trennung.

Vermutlich wird die Verantwortung dann ab dem 1. Januar 2019 vom privaten Schädlingsbekämpfer zurück an die Kommunen gehen. Für diesen Fall hat die Stadt Velbert bereits vorgesorgt. Ab 2019 werden die Technischen Betriebe in Kooperation mit dem Ordnungsamt für die systematische Bekämpfung der Nager verantwortlich sein. „Drei Mitarbeiter des Kanalbetriebes werden hierfür ausgebildet“, erklärt Stadt-Pressesprecher Hans-Joachim Blißenbach. „Zudem werden ein Fahrzeug und natürlich Rattengift bereitgestellt.“

Köder werden ausgelegt

Die Bekämpfung soll dann „bedarfsabhängig“ durchgeführt werden. Heißt im Klartext: Nur dort, wo Ratten auftauchen, werden Köder ausgelegt. Damit wolle man der systematischen Vergiftung der Umwelt durch Rattengift vorbeugen – und wohl auch einiges an Kosten sparen.

Denn bisher führen die vom Kreis beauftragten Firmen eine „Grundbelegung“ durch, wie es dort heißt. Köder gebe es „in jedem zweiten Schmutz- und Mischwasserkanal“; demnach ungefähr in 24 000 Kanalschächten kreisweit. Die Überwachung der vom Kreis beauftragten Schädlingsbekämpfer liegt laut Vertrag übrigens bei den Städten; ein bürokratisches Chaos, das viele Städte entzerrt sehen wollen.

Bei Privatgeländen ist die Sachlage anders

Anders als bei öffentlichen Grundstücken stellt sich die Lage auf Privatgelände dar: Wer Ratten auf seinem Gelände findet, muss selbst für die Eliminierung sorgen. Im Zweifel kann die Stadt sogar verpflichtende Maßnahmen verhängen – sollte der Besitzer partout nicht gegen die Nager vorgehen.

Übrigens: Am Status Quo und der Service-Vereinbarung scheint sowieso keiner so recht zu hängen. So heißt es aus der CDU-Fraktion: „Es gibt keine Kreisratten.“ Soll heißen: Jede Stadt hat ihre eigenen Nager. „Und deshalb“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Klaus-Dieter Völker, „werde ich nicht um die Aufrechterhaltung dieser interkommunalen Zusammenarbeit kämpfen“.

<<< RATTEN KÖNNEN KRANKHEITEN ÜBERTRAGEN

Weltweit gibt es 65 Arten von Ratten. Wie alle wilden Tiere übertragen sie Krankheiten, was jedoch nicht oft vorkommt, da Ratten sehr scheu sind.

Jahrelang galt als erwiesen, dass Ratten für die große Pestepidemie verantwortlich waren, die im Mittelalter knapp ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahinraffte. Heute weiß man: Der Rattenfloh übertrug die Krankheit hauptsächlich.