Neviges. . Die einstige Fabrikantenvilla am Rande von Neviges hat mehrfach die Besitzer gewechselt. Sie wurde von Architekt Julius Raschdorff entworfen.
Das Baudenkmal Villa Petershall wirkt – ob man es auf dem kleinen Hügel von weit weg oder ganz nah im Detail bewundert. Der Gebäudekomplex mit Küchenanbau und Kutscherhaus stammt vom Architekten Julius C. Raschdorff. Neben den sechs Langenberger Bauten ergänzt die Villa Petershall sein Velberter Vermächtnis.
1877 wurde die zweigeschossige Villa als Wohnhaus für den Textilfabrikanten David Peters III am Ortsrand von Neviges gegenüber der Weberei seiner Familie erbaut. Der Nevigeser Unternehmer war, wie schon sein Vater, sozial sehr engagiert und setzte damit zu seiner Zeit Maßstäbe. Er sorgte mit Unterkünften, Sozialeinrichtungen wie einer Invalidenkasse und der Stiftung Wohlfahrt für die Arbeiter seiner Fabrik.
Gesellschaftliche Ereignisse und Treffen
Der große rote Ziegelbau war im vorletzten Jahrhundert vor allem durch die Petershall bekannt. Im über 70 qm großen, saalartigen Salon (die „Hall“) fanden gesellschaftliche Ereignisse und Treffen statt. Sie ist der Namensgeber des Anwesens der Familie Peters.
Wie in der Gründerzeit üblich, kombinierte Architekt Raschdorff verschiedene Bauweisen und Baustile. „In der Tradition der Hannoverschen Schule verband Julius Raschdorff Massiv- und Fachwerkbauweise“, erklärt der heutige Besitzer. Auch hat das Gebäude mit den Spitzbögen über den Fenstern neogotische Elemente und erscheint durch das (teils aufgeblendete) Fachwerk und die zahlreichen Schwebegiebel im Landhauscharakter. Die vorgesetzten Balkone verleihen der Fassade weiter Struktur, werden aber – da auf der Nordseite, kaum genutzt.
Ungenutzte Balkone
„Früher hatten Balkone oft eher eine schmückende Funktion für Häuser. Die damaligen Besitzer suchten auch nicht nach Sonne, sondern schützten sich mit einem Sonnenschirm vor zu viel Licht“, erzählt der heutige Hausherr. Das Hauptgebäude mit dem hohen ausgebauten Dachgeschoss und dem eingeschossigen Küchenflügel wird vom frei stehenden Kutscherhaus mit dem hohen Erdgeschoss und einem Türmchen ergänzt.
Bis in die 1930er Jahre blieb die Villa im Besitz der Familie Peters. Durch Verkauf war das Gebäude bis in die 90er Jahre Eigentum der Familie Schniewind. Nach einer Umnutzung als Bürogebäude durch eine Software-Firma nutzt der aktuelle Eigentümer die Räume wieder als Wohnhaus. Dabei achtet er auf den historischen Bezug: „Wir sind bemüht, anhand von historischen Unterlagen den Zustand möglichst original zu erhalten.“
2008 restaurierten die Eigentümer die Villa denkmalgerecht und legten etwa ein zugeschüttetes Gewölbe und vermauerte Fenster frei. Doch auch Veränderungen der ursprünglichen Raumaufteilung waren nötig, um die 600 qm Wohnfläche aus Haupthaus und Anbau für drei Parteien bewohnbar zu machen. Das Kutscherhaus wurde ebenfalls modern umgebaut und ist heute vermietet.
Lieblingsraum des Besitzers
Welches ist der Lieblingsraum des aktuellen Besitzers? „Der Schmuckraum ist einfach in sich schön und stimmig.“ Die Petershall ist und bleibt also bezeichnend für das außergewöhnliche Gebäude in Neviges.