Velbert. . Familie Pollmeier wohnt in dem Fachwerkhaus in der Oberen Flandersbach. Im Inneren wurde viel von der historischen Bausubstanz erhalten.
Gut Schmitz-Steinbeck zu finden, ist eine Herausforderung für sich. Wie im Bergischen Land üblich, liegt der 700 Jahre alte Hof vereinzelt und ländlich. Auf dem Navigationsgerät nicht verzeichnet, weit weg von großen Straßen, findet man das Gut in der Oberen Flandersbach am Ende eines Tals.
Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus zeichnet sich durch seine lange Geschichte aus, die eng mit den politischen und gesellschaftliche Entwicklungen im Umland verknüpft ist. Gleichzeitig aber auch die Gesamtdeutsche Geschichte widerspiegelt, etwa wenn es um die Stellung der Frau geht oder die verschiedenen Kriege. „Anhand der Historie unseres Hauses lässt sich die Geschichte des ganzen Landes nachvollziehen“, erklärt der Besitzer Günter Pollmeier. Diese hat er ausführlich erforscht und niedergeschrieben.
Ursprünge reichen bis ins 14. Jahrhundert
Durch seine intensiven Recherchen in Archiven und Bibliotheken ist heute bekannt, wie alt Teile des Hauses wirklich sind. „Im Jahr 1632 kam während des Dreißigjährigen Krieges ein Steuereintreiber der Abtei Essen-Werden auf den Hof, wurde aber von den damaligen Besitzern vertrieben. In alten Niederschriften bekundet der Staatsdiener jedoch, dass das Gut schon seit 300 Jahren abgabepflichtig sei“, berichtet Pollmeier.
Durch diese Rechnung – und die teils mittelalterliche Bausubstanz – konnte man die Entstehung des im Ursprung kleineren Ernhauses bis zurück ins 14. Jahrhundert nachvollziehen. Damals waren ein großer Wohnraum mit Feuerstelle, zwei kleine Schlafzimmer und der Stall in einem Gebäude untergebracht.
Auch der gotische Gewölbekeller stammt aus dieser Zeit. „Die Erweiterungen des Guts folgten über die Jahrhunderte in fünf Baustufen“, erzählt Ingrid Pollmeier. „Dies wird gerade bei der Außenbetrachtung des Fachwerks deutlich. Die Gefache sind unregelmäßig, was typisch für sehr alte Gebäude ist.“ Die Kombination aus Ständer- und Stockwerksfachwerk macht das Erscheinungsbild des Hauses heute aus.
Viel alte Bausubstanz erhalten
Familie Pollmeier wohnt seit 1983 in dem historischen Gebäude, das beim Einzug stark sanierungsbedürftig war. Das Ziel des Ehepaars war es, so viel wie möglich von der historischen Substanz zu erhalten. Günter Pollmeier erinnert sich: „Es war damals eine wahre Schatzsuche. Wir fanden etwa umgenutzte Steine des alten Kamins, die mit einer gemeißelten Inschrift versehen waren und auf das Jahr 1605 zurückgehen.“
Nun ist die offene Feuerstelle wieder aufgebaut und neben dem frei gegrabenen Brunnenschacht, der im Eingangsbereich des Hauses liegt, nur eines der Höhepunkte. Das alte Gut ist ein Lebensprojekt für das Ehepaar: „Es gibt praktisch keinen 90-Grad-Winkel im ganzen Gebäude und wir bauen und entdecken noch heute viel im Haus und auf dem Grundstück. Vor kurzem fanden wir bei der Gartenarbeit eine kleine Kanonenkugel, etwa aus dem Jahr 1800.“
>>> EINRICHTUNG BESTEHT ZUM GROSSTEIL AUS ANTIQUITÄTEN
- Die Bezeichnung „Gut Schmitz-Steinbeck“ stammt von der gleichnamigen Familie, die um 1700 auf dem Hof lebte.
- Finanziell gut gestellt erweiterten sie das Haus baulich und hinterließen ihm ihren Familiennamen.
- Die Einrichtung des Fachwerkhauses besteht zum großen Teil aus Antiquitäten. Ob eine typisch bergische Mitgifttruhe oder die Sammlung vieler Steingut- und Töpferwaren. Das Ehepaar Pollmeier lebt (inmitten von) Geschichte.