Nach mehreren Bau-Verzögerungen soll das Projekt Ende des Jahres fertiggestellt werden. Aus der Industriebrache soll ein grünes Idyll werden

Für die Gesellschaft für Textilverarbeitung (GTV) war 2001 kein gutes Jahr. Die Firma ging pleite. Mit Einleitung des Insolvenzverfahrens fiel das Gelände, das die GTV bisher benutzt hatte, brach. Es befindet sich westlich der historischen Altstadt an der Straße Sambeck – ein Straßenname, der zum Synonym für Langenbergs größtes Bau-Problem geworden ist.

Teile stehen unter Denkmalschutz

Spätestens seit das Historische Bürgerhaus fertiggestellt wurde, hat sich der Fokus aller Langenberger Bau-Experten auf die Freifläche zwischen Haupt- und Vogteier Straße verschoben. Kurz nach Insolvenz der GTV waren alle Beteiligten noch voller Hoffnung, das Gelände weiterhin wirtschaftlich nutzen zu können. Es kristallisierte sich jedoch schnell heraus, dass daraus nichts werden würde. Denn neben dem desolaten Gebäudezustand gibt es auf der Fläche andere Zustände, die eine Nutzung unmöglich machen. So litt ein Gebäude lange Jahre unter Schwammbefall, außerdem standen Teile des Geländes unter Denkmalschutz.

Großes Regenrückhaltebecken

Zu der fehlenden Eignung für eine gewerbliche Weiternutzung kommt, dass „auf der Fläche verschiedene öffentliche Belange lasten“, wie es der Bebauungsplan nennt. So sollte, das wurde 2006 mit der Einleitung des Bebauungsplanverfahrens beschlossen, zum Beispiel ein Regenrückhaltebecken gebaut werden.

Dies geschah recht schnell, heute fasst das Becken im Idealzustand fast 4400 Kubikmeter Wasser und ist „zum großen Teil fertig“, wie Olaf Rakowski, der das Projekt als Sachgebietsleiter Neubau bei den Technischen Betrieben betreut, sagt. Zudem wurde – alles im Sinne der Errichtung einer grünen Oase mitten in Langenberg – ein Fußweg angelegt, eine Garbionenwand entlang des Hardenberger Baches errichtet und der denkmalgeschützte alte Fabrikriegel der GTV gesichert. Verantwortlich für diesen Teil der Sanierung zeichneten sich die Technischen Betriebe Velbert, die rund 2,8 Millionen Euro dafür ausgeben mussten - weitgehend jedoch von Bund und Land gefördert.

Diese alte Villa „Quellental“ stand einst auf dem Gelände an der Sambeck. 2011 fiel sie dem Bagger zum Ofer.
Diese alte Villa „Quellental“ stand einst auf dem Gelände an der Sambeck. 2011 fiel sie dem Bagger zum Ofer.

Der andere Teil der Sanierung, die Offenlegung und Verlegung des bis dahin in weiten Teilen verrohrt unter den Gebäuden geführten Hardenberger Baches, übernahm der Bergisch-Rheinische Wasserverband (BRW). Auch er erhielt für die Kosten von 630 000 Euro Subventionen.

Als die WAZ das letzte Mal über das Bauvorhaben an der Sambeck berichtete (9. August 2016), war das Projekt fast fertiggestellt. „Der Weg soll dann auch noch beleuchtet werden, ebenso wie die vier Stelen, die von der alten Villa stehengeblieben sind“, sagte Rakowski damals. Er gab in jenem Artikel zu Protokoll, das gesamte Projekt solle noch 2016 fertiggestellt werden.

Firma wurde gekündigt

Knapp zwei Jahre später sieht die Realität etwas anders aus: Der Firma, die mit den Restarbeiten betraut gewesen war, ist vonseiten der TBV gekündigt worden, denn sie weigerte sich weiterzuarbeiten. „Es gibt keine schlüssige Begründung, warum sie das getan hat“, sagt Rakowski heute bewusst defensiv; das Verfahren läuft schließlich noch. Aufgrund dieses ungeplanten Zwischenfalls standen die Arbeiten monatelang still.

Neue Ausschreibung

Mittlerweile aber läuft wieder eine Ausschreibung für Firmen, die die ausstehenden Arbeiten übernehmen wollen: Der geplante Weg muss fertiggebaut werden, hinzu kommt die Beleuchtung desselben und der vier Stelen der alten Villa. Sie dienen heute – genau wie ein kleineres Häuschen hinter der Villa – als Wohnraum für Fledermäuse; weiteres Indiz dafür, dass das geplante „grüne Kleinod“ immer mehr Formen annimmt – trotz des zwischenzeitlichen Baustopps.

Bald – und das ist wohl das Wichtigste – ist ein Ende in Sicht. „Im Mai weiß ich, welche Firma die Restarbeiten durchführen wird, im Juni sollen die Arbeiten beginnen und Ende des Jahres soll alles fertig sein“, sagt Rakowski. Es wäre allen Beteiligten – samt gestressten Fledermäusen – zu wünschen.