Die Beratungsstelle der Diakonie feiert Geburtstag. Zulauf ist ungebremst. Es kommen immer mehr Ältere, die mit ihrer Rente nicht auskommen.

Genau 25 790,64 Euro Schulden und sieben Gläubiger hat der durchschnittliche Schuldner, der die Schuldnerberatung der Bergischen Diakonie in Velbert aufsucht. Seit nunmehr 30 Jahren gibt es diese Beratungsstelle, gestern wurde das Jubiläum in kleinem Rahmen gefeiert.

309 Fälle werden momentan betreut

Der Geburtstag der Beratungsstelle bot natürlich Anlass, Bilanz zu ziehen. „Wir haben in diesen Jahren 7500 Beratungsfälle bearbeitet“, erklärte Ralf Schwarzbach, Leiter der Beratungsstelle und seit 18 Jahren hier im Einsatz. Und die Arbeit wird nicht weniger. Aktuell betreuen Schwarzbach und seine Mitarbeiterinnen 309 Fälle. Und es könnten noch mehr sein. Jeden Monat landen etwa 30 Hilfeersuchen von verschuldeten Menschen in der Beratungsstelle, nur sechs von ihnen kann dann aber tatsächlich geholfen werden. „Der Bedarf ist groß“, berichtet Schwarzbach. Und hinter den Fallzahlen verbergen sich viel mehr Menschen, die von der Überschuldung betroffen sind, schließlich hat jeder Vierte hier eine Familie.

Neue Zielgruppe

Und eine neue Zielgruppe beschäftigt die Velberter Berater seit einiger Zeit. „Zu uns kommen zunehmend ältere Menschen, die mit ihrer Rente nicht auskommen und so überschuldet sind“, berichtet Ralf Schwarzbach. „Oft reicht die Rente einfach nicht“, fügt Jürgen Sevecke hinzu. Er war vor 30 Jahren der Mann der ersten Stunde in der Beratungsstelle und kam zum Jubiläum, obwohl er seit kurzem im Ruhestand ist.

Ein Netzwerk aufgebaut

Konsumkredite, die nicht mehr bedient werden können, seien der Hauptgrund, warum Menschen in die Schulden gerieten. Vor allem bei jungen Leuten kämen Zahlungsverpflichtungen für Handys und die Telekom hinzu.

Oft gebe es zudem noch Miet- und Energieschulden. Hier lobte Schwarzbach das Netzwerk, das er und seine Mitarbeiter in Velbert aufgebaut haben. „Wir haben einen kurzen Draht zum Jobcenter, zur Energieberatung der Verbraucherzentrale und der Stadt Velbert sowie zum Insolvenzverwalter“, betonte Schwarzbach. Vertreter all dieser Institutionen waren denn auch zur Feierstunde eingeladen.

Fachwissen und viel Einfühlungsvermögen

Judith Ortmann, Abteilungsleiterin Soziale Dienste bei der Bergischen Diakonie, lobte nicht nur das Fachwissen der Schuldnerberater, sondern auch deren Einfühlungsvermögen. Die Ratsuchenden hätten aus Angst vor Rechnungen oft wochenlang die Post nicht mehr geöffnet, oft die Miete nicht gezahlt und wüssten nicht, wie es weiter gehen soll. „Die Menschen sind häufig verzweifelt und manchmal sehr ungeduldig.“, erläuterte Ortmann. Und trotz dieser Kräfte zehrenden Arbeit sei die Fluktuation in der Beratungsstelle gering, alle Mitarbeiter seien langjährig dabei.