Velbert-Mitte. Donnernden Applaus bekam Kabarettistin Eva Knapp im BiLofür ihre „Luder-Lieder“. Viele Chansons aus den 20er Jahren sind noch immer aktuell.
Wild und wunderbar, so waren die 20er und 30er Jahre in Berlin. Dass die Texte der damaligen Lyrik und Lieder noch heute den richtigen Ton treffen, zeigte Kabarettistin Eva Knapp am Samstagabend im BiLo. Denn Frauen, die aufs Ganze gehen, kommen eben nie aus der Mode..
„In uns allen steckt ein kleines Luder“, schmunzelt die Wuppertalerin. Frauen, die den Mund aufmachen und sagen, was sie wollen, so interpretiert Knapp das Wesen eines „Luders“. Und erweist sich damit selbst ein bisschen als eines, nimmt sie doch in ihrem Programm „Lauter Luder-Lieder“ ironisch und charmant selbst kein Blatt vor den Mund.
Lieder von Kurt Tucholsky und Claire Waldoff
Die wahren weiblichen Gefühle über Schönheits-Eingriffe, Frauen-Ideale und Männer deckt die Wuppertalerin singend und mit frechem Augenzwinkern auf. Bedient sich dabei nicht nur der immer wieder einfach wunderbaren Lieder von Kurt Tucholsky oder Claire Waldoff, sondern steuert ebenso eigene Texte bei. So etwa mit einem Schwenk aus ihrer Zeit, in der sie in der häuslichen Pflege arbeitete. Manch eine ältere Dame sei da recht obszön und direkt gewesen: „Das hat den Männern die Schamröte ins Gesicht getrieben.“
Frauen wollen wieder „echte Kerle“
Ihre Karriere begann in Velbert mit den „Maulschellen“
Aus gesundheitlichen Gründen pausierte das Kabarett der Wahl-Wuppertalerin für einige Jahre.
Zurück auf der Bühne war es der 59-Jährigen ein Herzenswunsch, nach der Pause in Velbert aufzutreten. Als Ehrengast begrüßte sie hier zum ersten Mal ihre Schwester im Publikum.
Auch die Wurzeln von Knapps Bühnen- und Kabarett-Karriere liegen in Velbert: Als Mitglied der Gruppe „Die Maulschellen“ begeisterte sie bereits vor vielen Jahren das Publikum mit herrlichem Kabarett.
Was Frauen indes wollen, das ändere sich mit der Zeit: „Früher, als Männer noch Machos waren, wünschten sie sich liebevolle Männer“, schwelgt Knapp in Erinnerungen. Als diese dann zu „Softies“ wurden, wollten Frauen jedoch wieder „richtige Männer“, mit Waschbrettbauch und allem, was dazu gehört: „Darin könnte man doch wieder einen Rückschritt sehen, oder?“, fragt sich die Kabarettistin und schmettert und schnurrt zugleich „Der Neandertaler“ von Günter Neumann durch den Saal.
Auch Tochter Linda macht mit beim Programm
Begleitet wird Knapp am Klavier von Angelika Wille, die abwechselnd und stets passend ihre Tasten streichelt und im nächsten Moment hart anschlägt. Tochter Linda Knapp steuert ebenfalls ein Stück zum Programm bei, erklärt, wie feminine Sprache funktioniert. Statt „er“ ein „sie“ in jedem Wort einfügen und entsprechende Vokale in Umlaute verwandeln, schon klingt das Ganze ziemlich feminin: „Übsielegen Sie döch mäl!“
Publikum bedankt sich mit Applaus und Zugabe-Rufen
Das Publikum quittierte das gelungene Programm mit viel Applaus und Zugabe-Rufen. „Kleinkunst in Velbert, das ist wirklich klasse“, findet der Langenberger Karl Goldmann und auch Besucher Wolfgang Pagel hat das Programm gefallen: „Eine sehr familiäre Atmosphäre und Chansons, in denen viel Gefühl zum Ausdruck gebracht wurde.“ Eben ein gelungener Abend, der nicht nur wild, sondern auch wunderbar war.