Velbert-Mitte. . Die Villa Herminghaus beherbergte einst eine großbürgerliche Familie. Dann fanden städtische Büros dort Platz, bald zieht das Schlossmuseum ein.

Die Villa Herminghaus blickt auf eine bewegte Geschichte zurück – und auch heute kommt auf die Gründerzeitvilla wieder eine große Veränderung, ein „außergewöhnliches Projekt“, zu.

Das im Jahr 1885 errichtete Gebäude entstand noch unter Gießereibesitzer Karl Tiefenthal, der Architekt ist unbekannt. Offensichtlich hingegen ist jedoch die Tatsache, dass die Villa im Baustil der Neorenaissance errichtet wurde. Darauf weist die Fassadengestaltung des zweigeschossigen ehemaligen Wohnhauses mit flachem Walmdach hin.

1913 wurde zum ersten Mal umgebaut

1913, als die ersten baulichen Veränderungen stattfanden und die ursprünglich offene Holzveranda durch eine geschlossene ersetzt wurde, war die repräsentative Villa bereits im Besitz von Emil Herminghaus. Von diesem Velberter Schlossfabrikanten und Eisengießer hat das Gebäude auch seinen Namen.

Anfang der 1970er Jahre ging die Villa in den Besitz der Stadt über, nachdem es einige Zeit leer stand. Die Räume werden seit einer großen Renovierung in den 1980er Jahren als Büros genutzt.

„Alte Bausubstanz ist das Besondere“

Die Bauelemente der Fassade, die deutlich an die Renaissance anknüpfen, sind die Pilaster und Lisenen, die die Fenster umrahmen und Dreiecksgiebel bzw. Segmentbogengiebel tragen. Auch Zahnfries und Schmuckkonsolen an der dreiachsigen Westfassade weisen auf die Renaissance-Anleihen hin.

„Die alte Bausubstanz außen wie auch im Innenraum ist das besondere an der Villa“, betont Architekt Karsten Fangmann: „Hervorzuheben ist etwa die erhaltene zweiflüglige Eingangstüre mit Dekor. Überhaupt befinden sich im Gebäude sehr schöne alte Türen und Zargen. Außerdem ist im ehemaligen Wohnzimmer die Stuckdecke erhalten.“ Auch die farbigen Bodenfliesen stammen noch aus der Bauzeit, genau wie der Treppenaufgang. Viele Gründe, warum die Villa 2001 zum Denkmal erklärt wurde. Die Raumnutzung Anfang des letzten Jahrhunderts richtete sich nach den Bedürfnissen der großbürgerlichen Besitzer: repräsentative Empfangsräume im Erdgeschoss wurden von den Wohn- und Privatzimmern im Obergeschoss ergänzt.

Pädagogik im Wintergarten

Aktuell nutzt der Verein für Familienhilfe Räume im Erdgeschoss. Doch das wird sich bald ändern: „Die Villa Herminghaus wird umgebaut und wird das Schloss- und Beschlägemuseum sowie Verwaltungsräume im Obergeschoss beherbergen“ beschreibt Fangmann. Auch der ehemalige Wintergarten bekommt eine wichtige Aufgabe: „Dort wird die Museumspädagogik ihren Platz haben.“

Das große Projekt mit Um- und Anbau ist für die Stadt, aber auch für Architekten Fangmann selbst besonders und außergewöhnlich: „Wann bekommt man schon einmal die Gelegenheit, ein Museum zu bauen?“

<<< DER ABRISS KONNTE VERHINDERT WERDEN

Insgesamt hat die Villa Herminghaus eine Grundfläche von ca. 262 m². Sie ist damit eine eher kleine Stadtvilla.

Ein Aufruhr ging durch Velbert, als die Villa 2009 dem geplanten Einkaufszentrum weichen sollte. Eine Bürgerinitiative und das LVR-Amt für Denkmalpflege kämpften gegen den Abriss.