Langenberg. . Sechs Bauwerke schuf Raschdorff in Langenberg: Zwei davon – altes Amtsgericht und Villa Sonnenschein – werden hier genauer betrachtet.

Sechs sehr unterschiedliche denkmalgeschützte Bauwerke des bekannten deutschen Architekten Julius Raschdorff sind in Langenberg zu finden: Zwei davon – das alte Amtsgericht und die Villa Sonnenschein – wollen wir hier genauer betrachten.

Raschdorff war Stadtbaumeister in Köln

Julius Carl Raschdorff (1823 - 1914) gilt als einer der namenhaften Architekten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Er studierte an der Berliner Bauakademie und war Stadtbaumeister in Köln, wo er großen Einfluss auf die bauliche Entwicklung der Stadt nahm. Er lehrte als Professor an der TH Berlin-Charlottenburg und entwarf die Pläne für weit mehr als 200 Bauwerke, von denen rund 100 in und um Deutschland verwirklicht wurden. Viele davon existieren heute nicht mehr. Sechs davon stehen nahezu originalgetreu erhalten in Langenberg. Sein bekanntestes Werk jedoch ist und bleibt der berühmte Berliner Dom.

Künstler und Intellektuelle gingen ein und aus

Die Villa Sonnenschein an der Wiemerstraße 8 war seit ihrem Bau 1878 als kulturelles Haus weit über die Grenzen von Langenberg hinaus bekannt. Künstler und Intellektuelle gingen im Haus des Fabrikanten und Bauherren Hermann Colsman ein und aus. Langenbergs Stadtführer Karl Goldmann beschreibt: „Die Künstler gaben sich damals regelrecht die Klinke in die Hand.“ Darunter auch der Gründer des Folkwang-Museum Karl Ernst Osthaus, der seine Frau Gertrud in der Tochter von Hermann Colsman fand.

Romantisierender Landhausstil

Die Villa ist im romantisierenden Landhausstil gebaut und enthält Elemente verschiedener Epochen. Diese malerische Architektur mit Türmchen und Fachwerk macht den Wandel der Baustile in Langenberg erkennbar: Nach den repräsentativen und symmetrischen Gebäuden der Neurenaissance war nun der Landhausstil nach Raschdorff Vorbild für die meisten Bauten in Langenberg. Damit kann man im Werk dieses Architekten den Wandel vom Repräsentationsstil zum Landhausstil festmachen: Die ebenfalls von Raschdorff in Langenberg vier Jahre zuvor erstellte Villa „Neuer Rosenberg” Hauptstraße 103, zeigt sich noch ganz der Repräsentation verhaftet. Das Besondere an der Villa Sonnenschein ist, dass der Bau sehr gut erhalten ist und sich auch im Inneren in vielen Teilen noch im Originalzustand befindet.

Prächtiges Türportal ist noch erhalten

Das prächtige Türportal des Alten Amtsgerichts (Hauptstraße 112) ziert noch heute das Gründungsjahr: Das 1879 gebaute, zweigeschossige Backsteingebäude ist mit seinen Wänden aus gelben und roten Backsteinen, den Natursteinakzenten und dem flach überstehenden Walmdach von der italienischen Renaissance beeinflusst. Dass das Gebäude aus seiner Umgebung an der Hauptstraße heraussticht, war von Raschdorff wohl beabsichtigt, um die staatliche Funktion zu unterstreichen.

Eine interessante Tatsache über das ehemalige Amtsgericht ist, dass dort im 19. Jahrhundert zweierlei Recht verhandelt wurde: Langenberger Bürger waren dem bergisch-rheinländischen Recht unterworfen, die Bonsfelder vor der Eingemeindung aber dem westfälischen Recht.

Im Keller befinden sich heute noch Arrestzellen

Im Keller befinden sich noch heute sechs Arrestzellen, der Sitzungssaal im ersten Obergeschoss besaß vor der Modernisierung eine schöne abgehängte Kreuzdecke. Heute sind von der ursprünglichen Innenraumgestaltung neben der Portaltür noch Teile der Fußbodenfliesen und des Treppengeländers erhalten. Nachdem das Gebäude ab Mitte des letzten Jahrhunderts nicht mehr als Gericht diente, wurde das Erdgeschoss als Polizeistation genutzt, im ersten Stock war das Rote Kreuz ansässig.

Problematisch ist heute der Befall des leerstehenden Gebäudes mit dem von jedem Hausherren gefürchteten Hausschwamm. Der Arbeitskreis Alt-Langenberg setzt sich für das Gebäude ein: „Das alte Amtsgericht ist ein echtes Schätzchen und ein besonders erhaltenswertes Gebäude. Durch die jahrzehntelange Vernachlässigung der Baulichkeiten ist jedoch unsicher, wie viel der Denkmalsubstanz erhalten werden kann.“

>>> NEUE KIRCHE WURDE ZUR EVENTKIRCHE

Der Arbeitskreis Alt Langenberg recherchiert unter anderem über die historischen Gebäude Langenbergs. Die heimatkundliche Ausstellung im ersten Stock des alten Rathauses (Hauptstraße 94) ist immer sonntags von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet, außer in den Ferien. Die Wechselausstellungen zeigen den Wandel der Langenberger Altstadt in den letzten 150 Jahren.

  • Die 1877 erbaute „Neue Kirche“ wurde von Julius Raschdorff im neugotischen Stil entworfen. Seit 2001 bietet sie als „Eventkirche“ Raum für verschiedene Veranstaltungen. Die restlichen Gebäude von Raschdorff sind die Villa „Rotes Haus“ (Hauptstraße 27) und das Pfarrhaus (Wiemerstraße 12).