Langenberg. . Um Achtsamkeit und Gemeinschaft zu stärken, geht die Pfarrei St. Michael in der Fastenzeit neue Wege. „Irritation aushalten“, heißt die Devise.

Für die Kirchgänger der Pfarrgemeinde St. Michael ist es ein irritierender, ja, zuweilen vielleicht gar ein verstörender Anblick: Beinahe „nackt“ präsentiert sich das Gotteshaus am Froweinplatz den Besuchern seit Aschermittwoch. „Kirchenbänke raus – mein Stuhl rein“ lautet das Motto der Fastenaktion 2018, bei dem Gottesdienstbesucher auf die angestammten Sitzgelegenheiten im Mittel- und den Seitenschiffen verzichten müssen.

Kinder gestalten Stühle selbst

An Kinder richtet sich das Angebot der Gemeinde, selbst einen Stuhl fürs Gotteshaus bunt zu gestalten. Gelegenheit dazu besteht am Sonntag, 25. Februar, nach der Messe.

Wer keinen Holzstuhl hat, erhält einen von der Gemeinde. Kostenbeitrag für das Arbeitsmaterial: sieben Euro. Anmeldungen: c.koering@web.de.

„Irritation aushalten“ lautet dann auch die Devise der ungewöhnlichen Aktion, deren tieferer Sinn darin gründet, dass „weniger“ tatsächlich oft „mehr“ sein kann. „Wir machen uns leer, indem wir etwas wegnehmen – und erwarten vertrauensvoll, dass Gott die Leere füllt“, ist auf einer der Tafeln zu lesen, die die Aktion den Gemeindemitgliedern im Kircheninnern erklären.

Ökumenische Kurzandacht „Wort & Klang“ am Freitag

„Mehr Achtsamkeit untereinander“ wird auf einem Schild eingefordert, während ein anderes auf die „veränderte Raumwahrnehmung“ hinweist und ein weiteres die Maxime ausgibt, durch diese Fastenaktion auch eine „Stärkung der Gemeinschaft“ zu erreichen.

„Wir wollten ja immer schon mal mit unserer ökumenischen Kurzandacht ‘Wort & Klang’ in die Fastenzeit – und es freut mich sehr, dass unsere Andacht nun genau in diese Fastenaktion fällt“, sagt Hartmut Berlet, der Initiatorin Claudia Köring nach Kräften bei der Aktion „Kirchenbänke raus“ unterstützte und mit dazu beitrug, dass der Gemeinde durch Transport und die vorübergehende Einlagerung der Bänke keine Kosten entstanden.

So präsentiert sich die Pfarrkirche St. Michael den Gottesdienstbesuchern normalerweise. Seit Aschermittwoch aber sind die Bänke verschwunden.
So präsentiert sich die Pfarrkirche St. Michael den Gottesdienstbesuchern normalerweise. Seit Aschermittwoch aber sind die Bänke verschwunden.

Bis Ostern also werden die Kirchgänger von St. Michael sich eigene Stühle zu den Gottesdiensten mitbringen müssen – wenn sie nicht einen jener Stühle nutzen wollen, die die Gemeinde für jene bereithält, die dazu nicht willens oder in der Lage sind. Und das gilt auch für die Besucher der Kurzandacht „Wort & Klang“, zu der das Ökumene-Team um Hartmut Berlet am morgigen Freitag ab 19 Uhr in die Pfarrkirche einlädt.

Lyrik der Weltliteratur und Jazzklänge zur Besinnung

„Wohin?...gehen wir“, lautet hintergründig-doppeldeutig das Leitmotiv der kontemplativen Einkehr – eine Frage auch, auf die drei Teilnehmer Antworten aus ganz unterschiedlichen Perspektiven geben werden: Dr. Abraham Roelofsen. Homiletiker im Bistum Aachen und Religionslehrer an der Windrather Talschule, Jörg Grahl, Diplom-Ökonom aus Geldern und Nico Schmidt, Gemeinderatsvorsitzender der Katholischen Kirchengemeinde St. Michael und Paulus.

Lektoren werden Lyrik der Weltliteratur zum Thema zitieren, und Musik wird es – wie immer bei „Wort & Klang“ – natürlich auch geben: „Vier professionelle Musiker aus NRW werden mit Jazz-Saxophon, Klavier,, Querflöte und Gesang musikalische Akzente setzen, wobei die Gemeinde mit einbezogen wird“, verspricht Berlet.