Neviges. . Seit 40 Jahren ist Jürgen Benninghoven Kirchenmusiker der evangelischen Gemeinde Neviges. Er liebt es, Predigten musikalisch umzusetzen.
Zur Geburtsstunde der Bundesliga war er kurz mal Profifußballer, jetzt bringt er als Immobilienmakler erfolgreich Häuser an den Mann. Beides scheint auf den ersten Blick nicht zu einem Kirchenmusiker zu passen. Doch wofür sein Herz schlägt, wusste Jürgen Benninghoven (74) schon als kleiner Junge: „Ich hab mit sechs Jahren in der Kirche neben der Orgel gehockt und geschaut, was der da mit den Füßen macht. Das hat mich schon immer fasziniert.“ Seit 40 Jahren ist Jürgen Benninghoven mit Leib und Seele nebenberuflich Kirchenmusiker der evangelisch-reformierten Kirche Neviges.
Ein Meister der Improvisation beim Gottesdienst
Der Jubilar leitet auch einen Männerchor
Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde hatte anlässlich des Jubiläums zu einem besonderen musikalischen Gottesdienst mit anschließendem Empfang eingeladen.
Jürgen Benninghoven, hauptberuflich Immobilienmakler, leitet in seiner Freizeit zudem den Ev. Männerchor Wichlinghausen. Der Chor sang ebenfalls beim Jubiläums-Gottesdienst in der Stadtkirche.
Eine Leidenschaft, die Ehefrau Helga gern mit ihm teilt. Als sein „größter Fan“, wie sie selbst sagt, und zudem liebevolle Kritikerin sitzt sie Sonntag um Sonntag in der Kirchenbank. „Sein Spiel berührt mich oft. Danach gehen wir häufig noch essen oder spazieren.“ Und reden über Gott und die Welt und darüber, wie ihr Ehemann die Predigt wieder einmal musikalisch umgesetzt hat. Denn das ist Jürgen Benninghovens große Spezialität, das reizt ihn auch nach 40 Jahren und ist, bei aller Routine, jedes Mal eine Herausforderung.
„Ich möchte den Segen auch musikalisch ‘rüberbringen“
„Ich höre oft: Der hat aber bei der Predigt nicht geschlafen“, schmunzelt der passionierte Organist. Den „Segen an der Orgel zu übernehmen“, wie er es nennt, das ist sein ganz persönlicher Ehrgeiz. „Wenn es in der Predigt heißt: Es werde Licht, dann versuche ich, das den Menschen auch musikalisch mit auf den Weg zu geben.“ Und dabei improvisiert der 74 Jährige an seinem Lieblingsinstrument lieber, als sich sklavisch an das Choralbuch mit den vier-stimmigen Sätzen zu halten. „Das brauche ich nicht, mir reicht das Gesangbuch völlig aus.“
Ein Pfarrer rief erst nach der Sportschau an
Was beim Gottesdienst auf dem Programm steht, also was die Choräle und die Lithurgie betrifft, da spricht er sich im Normalfall schon ab mit dem Pfarrer: Lange Zeit im Siepen mit Pfarrerin Stefanie Stute, die nach dem Verkauf der Kirche an die Jugendhilfe Lohmühlen jetzt auch zeitweise in der Stadtkirche predigt, und natürlich mit Pfarrer Detlef Gruber. „Das geht dann auch ganz kurzfristig, einer rief mal Samstag spät nach der Sportschau an, oder erst Sonntag früh.“ Kein Grund für Benninghoven, nervös zu werden, er kennt und liebt sein Instrument. Und weiß, dass er sich auf sein Können verlassen kann.
Aufgewachsen in einem Pfarrhaus, bekam er mit sechs Jahren Klavierunterricht bei dem damaligen Organisten der Wichlinghäuser Gemeinde „Da bin ich manchmal mit in die Kirche gegangen, das fand ich einfach toll.“
Kurzes Gastspiel als Fußball-Profi
Doch bis er selbst an seinem geliebten Instrument sitzen durfte, gingen noch ein paar Jahre ins Land. Mit 16 Jahren pausierte zunächst sogar sein Klavierspiel, dafür schloss Benninghoven die Lehre als Elektro-Installateur ab. „Durch die Bundeswehr kam ich nach Koblenz, hab da einen Profi-Vertrag als Torwart beim FC Germania Metternich bekommen.“ Aufgrund einer Krankheit musste er jedoch seine Karriere aufgeben, zog zurück nach Wuppertal. Nahm hier Orgelunterricht, spielte beim Gottesdienst in der Erlöser Kirche Wichlinghausen.
Das Examen nach vier Semestern bestanden
Nach vier Semestern beim Landeskirchenamt das Examen als nebenberuflicher Kirchenmusiker bestanden, zur Ausbildung gehörten Orgelliteratur, Orgelspiel, Tonsatz,- und Harmonielehre. Als Jürgen Benningoven 1978 den Vertrag bei der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde unterschrieb, musste er zudem fix auf den Beinen sein: „Sonntags war erst Gottesdienst in der Stadtkirche, dann im Siepen. Wenn der Pfarrer hier klüngelte, dann wurde es sehr knapp, da zeigte ich oben an der Orgel schon mal auf die Uhr und musste dann losrennen. Und im Siepen haben die Glocken länger gebimmelt, bis ich da an der Orgel saß.“