Velbert. Mit Geld vom Land werden die alten Zeitungsbestände des Stadtarchivs fit für das Computerzeitalter gemacht. Historisch wertvolle Exemplare
Das gesammelte öffentliche Gedächtnis der Stadt lagert in Stahlschränken im Keller des Velberter Rathauses: alte Zeitungsbände. Die Bände werden jetzt digitalisiert und so für die Öffentlichkeit noch besser zugänglich. Dies ist nun auch Thema im Kulturausschuss.
Im Stadtarchiv lagern wahre Schätze. Immerhin hat Velbert den umfangreichsten Zeitungsbestand im gesamten Kreis Mettmann. Und hier liegt auch die erste Zeitung, die kreisweit gedruckt wurde, der „Zeitungs-Bote“ – 1849 in Langenberg erschienen. Nun ist Zeitungspapier aber empfindlich. „Es leidet unter dem großen Interesse von Bürgern, die es anfassen, aber auch Wissenschaftler blättern darin“, sagt Stadtarchivar Christoph Schotten.
Keine Ersatzteile mehr für das Lesegerät
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und das Institut für Zeitungsforschung erkannten schon in den 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts den Wert des Velberter Bestandes und bezuschussten die Verfilmung des umfangreichen Bestandes aus den Jahren 1862 bis 1950, der bis auf wenige Lücken vorhanden ist. Der damalige Kulturausschuss unterstützte daraufhin die Anschaffung eines Lesegerätes, so dass der Bestand schonender genutzt werden konnte. Und er wurde genutzt. „Viele Bürger drucken Zeitungsseiten vom Tag der Geburt eines Jubilars als Geschenk aus“, sagt Schotten. Doch nun ist das Lesegerät in die Jahre gekommen, es gibt keine Ersatzteile mehr, um es zu reparieren.
Neun Zeitungstitel werden digitalisiert
Da kam das Angebot der Uni Bonn gerade recht. Die hatte vor gut zwei Jahren eine Fragebogenaktion in den Archiven gestartet, um die Zeitungsbestände der Rheinprovinz zu erfassen. Anfang des vergangenen Jahres kam dann die Nachricht, dass diejenigen Zeitungstitel, die historisch wertvoll sind, mit Landesmitteln digitalisiert werden. Auf insgesamt neun Zeitungstitel aus Velbert, Neviges und Langenberg traf das zu, darunter die „Neviges-Hardenberger-Volkszeitung“, die „Velberter-Morgen-Zeitung“ und der „Zeitungs-Bote“ aus Langenberg.
196 Mikrofilme abgegeben
Insgesamt 196 Mikrofilme wurden dem Landschaftsverband Rheinland übergeben, darauf sind mehr als 100 000 Zeitungsseiten. Die Unibibliothek Bonn wird das Material digitalisieren. „Wir bekommen dann zwei Festplatten zurück“, sagt Schotten. Im Stadtarchiv soll ein Computerarbeitsplatz eingerichtet werden, so dass die Besucher das Material nutzen können. Verschlagwortet wird dieser Bestand aber nicht. „Es gibt noch kein Programm, das die alte Frakturschrift lesen kann“, erklärt der Stadtarchivar. Und die alten originalen Zeitungsbände? „Die werden natürlich weiter gut aufgehoben und für die Nachwelt aufbewahrt“, versichert Schotten.