Velbert-Mitte. . Schüler des Birther Gymnasiums nahmen am Drehtür-Modell-Projekt teil. Sie durften neben dem Unterricht eigene Themen erarbeiten und vorstellen.
Nervosität macht sich breit bei den 16 Schülern, die abends, kurz vor 19 Uhr, durch die Aula am Geschwister-Scholl-Gymnasium wuseln. Dazwischen Eltern, Lehrer, Freunde. Aufgeregte Gespräche, Blicke auf Zettel und Karteikarten, Technik-Check.
Warum die Aufregung? Gleich geht es auf die Bühne, einzeln, um ein Projekt vorzustellen. Insgesamt 19 Schüler des Birther Gymnasiums haben sich am Drehtür-Modell-Projekt beteiligt. Zwei Mal pro Woche durften sie ihren Unterricht verlassen und an einem eigenen Thema arbeiten. Tim Braun ist 14, geht in die 8. Klasse und in seiner Freizeit fährt er mit seinem Mountainbike nicht nur durch die Gegend, sondern auch spezielle Kurse, bergab, schnell.
Mountainbike und Kaspar Hauser
Da war klar, dass er sein Hobby präsentieren wollte. „Ich werde die Komponenten an meinem Bike vorstellen, erläutern, wozu sie dienen.“ Dazu gibt’s einen Film: In der ersten Hälfte bekommen seine Mitschüler Profis zu sehen, im zweiten teil einen Blick aus Tims Helmkamera auf die Piste. Das Besondere: Er hält seinen Vortrag komplett auf Englisch.
Umfangreiche Recherche
Mika Hattingen aus der 7. Klasse dagegen setzt auf Historisches: „Ich bin ein Geschichtsfreak“, sagt der 13-Jährige lachend. „Und ich finde gerade mysteriöse Vorfälle und Ereignisse besonders interessant.“ Sein Thema daher: Das Leben des Kaspar Hauser, der Anfang des 19. Jahrhunderts lebte und dessen Geschichte bis heute Rätsel aufgibt. Damit der Vortrag gelingt, „habe ich mir sehr viele Dokumentationen angeschaut, Artikel gelesen und meine Großeltern ausgefragt.“
Ein ernstes Thema wiederum hat sich Jule Tüller vorgenommen. Sie spricht über Knochenmarksspenden. „Meine Mutter hat sich für die Datei registrieren lassen und da wollte ich wissen, was das genau ist“, erzählt die 11-Jährige. „Ich finde das Thema sehr wichtig und hatte den Eindruck, dass viele darüber gar nicht Bescheid wissen.“ Material bekommt sie direkt von der DKMS – ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei. Auf einem Tisch im Hintergrund liegen Flyer aus, wer will, kann sich Infos mit nach Hause nehmen.
Thema in einer Doktorarbeit gefunden
Und dann wäre da noch Kacper Glowacki aus der 7. Klasse. Er erläutert den Zuhörern an diesem Abend die Quantenverschränkung. „Ich habe mir das Thema nach Interesse gesucht“, sagt der 12-Jährige. Physik mag er, und bei der Suche nach einem Thema für seinen Vortrag „bin ich über eine Doktorarbeit gestolpert. Das Thema war spannend und deswegen wollte ich einen Überblick über das Thema geben.“ Zumal der Stoff in seiner Schullaufbahn nicht auf dem Lehrplan stehen wird.
Insgesamt 16 Vorträge bekommen die Eltern zu hören, lernen etwas über das Bergbauerndorf Serfaus, die Faszination Lkw, über die Violine oder die menschlichen Organe. Das GSG hat das Drehtür-Modell zum ersten Mal ausprobiert und das Ergebnis kann sich sehen lassen – finden zumindest Eltern, Lehrer und Freunde, die kräftig applaudieren.
<<< NIEDERLANDE SIND VORREITER
Das Drehtür-Modell geht auf das Verbreidings-Modell aus den Niederlanden nach Mönks/Renzulli zurück und ist ein schulisches Erweiterungsprojekt, mit dem alle intelligenten und motivierten Schüler/innen erfasst werden können.
Erste Erfahrungen mit diesem Modell machte ein Gymnasium aus Nijmegen (NL).