Velbert. Vier Teilnehmerinnen absolvieren die Ausbildung in Niederberg zum grünen Abitur. Zahlen zur Prüfung schwanken zwar, aber die Tendenz steigt.
Jägerinnen schießen zur Zeit wie Pilze aus dem Wald-Boden. Frauen auf der Jagd nach Tieren — das habe es früher nicht gegeben. Daran erinnert sich auch Klaus Sternemann. „Heute ist der Trend ganz anders, aber eindeutig“, sagt der Lehrgangsleiter des Kurses zur Ausbildung von Jungjägern in Niederberg: „Immer mehr Frauen begeistern sich auch hier in der Umgebung für die Jagd.“
Erste Schritte in Lehrgängen machen
Dem Deutschen Jagdverband zufolge seien mittlerweile ganze sieben Prozent aller Jäger Frauen; ein langfristiger Trend, der sich auch in der Region durchsetzt. Im aktuellen Lehrgang in Niederberg nehmen vier Frauen von insgesamt 21 künftigen Jägern teil, „wir hatten bei einer Kursstärke von 20 Teilnehmern auch schon acht Frauen“, sagt Sternemann. Insgesamt schwanken die Zahlen so in den vergangenen Jahren, die Tendenz jedoch sei insgesamt steigend.
Das bestätigt auch Daniela Hitzemann, Pressesprecherin des Kreis Mettmann, der die Prüfungen abnimmt. „Im Vergleich zu den Männern sind die Zahlen noch immer nicht sehr hoch.“ Waren es zwar 2011 drei Frauen, die angetreten sind, seien es 2014 sogar acht gewesen. Dabei handle es sich um Ausreißer, denn von 2011 bis 2017 stellten sich ansonsten ein bis sechs Frauen zur Prüfung.
Geschlecht sagt nichts über die Qualität des Jägers aus
Als der ehemalige Hegeringleiter Heiligenhaus-Hösel 1955 seine Jagdprüfung abgelegt habe, seien Frauen jedoch eine noch größere Seltenheit im Wald gewesen. „Heute ist es ganz normal, dass Frauen gemeinsam mit Männern draußen unterwegs sind“, sagt Sternemann, „und ich selbst kenne viele gute Jägerinnen.“ Denn über die Qualität eines Jägers sage das Geschlecht nichts aus: „Frauen sind genauso gut und schlecht wie Männer.“
Reine Herrenrunden im Wald, daran kann sich auch Harald Becker, stellvertretender Leiter Hegering Neviges, erinnern: Diesem seien zwar noch immer nur einige wenige Damen angeschlossen, „es werden aber kontinuierlich mehr.“
Zwei Frauen unter 74 Jägern
Im Hegering Langenberg hingegen tummeln sich unter 74 Jägern gerade einmal zwei Frauen, eine davon allerdings sei erst vor einem Monat hinzugestoßen, sagt Georg Kleinheursen, Obmann Presse. Die Gründe dafür, dass mehr Frauen sich in den von Männern dominierten Bereich begeben, sind verschieden. „Häufig höre ich, dass das Jagen ein gemeinsames Hobby mit dem Lebenspartner werden soll,“ sagt Sternemann.
Erst seit Kurzem ist Anja Wagner Teil des Hegerings Heiligenhaus-Hösel, gemeinsam mit 29 weiteren Frauen. „Das ist eine große Frauengruppe. Die meisten haben Vorbelastung“, schmunzelt die 50-Jährige, die selbst keine Jäger in der Familie hat. Von vielen Frauen wisse sie zudem, dass sie sich den Jägern aufgrund der Ausbildung ihrer Hunde angeschlossen haben.
Nähe zur Natur war ausschlaggebend
Gegen Männer müsse Frau sich höchstens wegen weniger körperlicher Kraft durchsetzten, dafür aber seien Jägerinnen sensibler: „Wir haben alles, was mit Waffe, Wild und Wald passieren kann im Kopf.“ Für Wagner war am Ende die Nähe zur Natur ausschlaggebend, Jägerin zu werden: „Es ist einfach wunderschön, oft inmitten der Natur sein zu können. Das ist ein wahres Geschenk.“
>>> NRW: 93 000 JAGDSCHEINE
Der Jagdschein berechtigt dessen Inhaber zur Jagd.
Eine der Voraussetzung dafür ist eine dreiteilige staatliche Prüfung. Diese erfolgt nach Ausbildung durch erfahrene Jäger.
2016 traten 1525 Teilnehmer in NRW zu der anspruchsvollen Prüfung an. Durch das „grüne Abitur“ fielen dabei 21 Prozent.