. SKFM qualifiziert fürs Jobcenter Langzeitarbeitslose in Schneiderei und Wäscherei. Aber nach dem Ende der Maßnahme kommt oft die große Leere.

Offizieller Arbeitsbeginn ist ja eigentlich erst um acht, aber schon eine halbe Stunde vorher sitzen vier Frauen am Tisch im Aufenthaltsraum, genießen den Morgenkaffee, unterhalten sich. „Die kommen wirklich alle gerne“, sagt Carmen Fischer. Und erzählt, dass es eben nicht nur um den Dreiklang aus Beschäftigung, Qualifizierung und Integration geht, sondern auch darum, dass Menschen, die oft sozial vereinzelt sind, wieder Kontakt zu anderen bekommen.

Insgesamt 35 Teilnehmerplätze

Die Teilnehmer lernen und arbeiten bei der 2004 gegründeten Beschäftigungsgesellschaft des SKFM Velbert/Heiligenhaus. Genauer gesagt: Je sechs in der Schneiderei und in der Wäscherei, die vor fast genau zwei Jahren aus Heiligenhaus an den Standort Heidestraße 200 gezogen sind. Anfangs seien die Ressentiments von außen groß gewesen, erinnert sich die stv. Projektleiterin und gelernte Schneidermeisterin – „Ich bin die Frau der ersten Stunde“ –, aber sie habe beschlossen: „Jetzt erst recht, denen werden wir es zeigen.“ Gesagt, getan. Skepsis und Zweifel seien bereits vor Jahren verstummt. „Wir machen wirklich gute Arbeit.“

Auftraggeber ist das Jobcenter „ME-aktiv“

Das Ganze ist ein Qualifizierungsprojekt für Langzeitarbeitslose im Auftrag des Jobcenters „ME-aktiv“. Insgesamt gibt es 35 Teilnehmerplätze, die sich auf die beiden Secondhand-Läden für Kunden mit sehr kleinem Geldbeutel „Der Laden“ in Heljens und „Fratz“ in Birth, wo just an diesem Donnerstag der Winterschlussverkauf mit 50 Prozent Nachlass eingeläutet wird, sowie auf die Kooperationen mit den Kitas und Seniorenwohnheimen verteilen. „Nicht jeder Mensch passt auf jeden Platz“, merkt Carmen Fischer an.

Ein dritter Arbeitsmarkt wäre prima

In der Wäscherei werden die Kleiderspenden erst gesichtet, dann gewaschen und gebügelt, bevor sie in die Läden kommen. Die Schneiderei ist für jedermann zugänglich und „hat sich etabliert“. Beide Abteilungen haben sich peu a peu professionell entwickelt, obwohl das anfangs nicht das Ziel war. Spender waren es, die etwas abgeben wollten und beiläufig fragten, ob man ihnen auch eine Hose kürzen könne. Hier werden Artikel für Basare und Stadtfeste, die bekannten Stadttaschen und diverse andere Nähprodukte gefertigt. Die Leitung liegt jeweils in den Händen ehemaliger Teilnehmerinnen: Cornelia Galleck und Olga Gavluk. Nur sie machen Gewerbliches, versichert Silke Birkner, hingegen laufe alles andere wettbewerbsneutral. Der Alltag der Teilnehmer bekommt Struktur, sie haben eine sinnvolle Aufgabe und sind mit anderen Menschen zusammen.

Sehr gute Zusammenarbeit mit den Fallmanagern

Nach Auskunft der stv. Projektleiterin Pädagogik halten viele Kontakte weit über das Maßnahmenende nach einem halben oder ganzen Jahr hinaus. Man arbeite sehr gut und engmaschig mit den Fallmanagern von „ME-aktiv“ zusammen: „Wir haben überhaupt in Velbert eine gute Netzwerkarbeit.“

Teilnehmer haben oft keine reelle Chance

Allerdings habe man in den letzten Jahren beobachtet, dass Teilnehmer aufgrund vielfältiger und oft auch psychischer Erkrankungen zunehmend keine reelle Chance auf dem Arbeitsmarkt hätten. „Wir brauchen eigentlich einen gesonderten Arbeitsmarkt“, meint Carmen Fischer, „damit es nach der Maßnahme auch weitergeht.“