Tönisheide. . Der ev. Pfarrer Wolfhard Günther regt an, dass die Menschen Weihnachten als Fest aller Sinnen sehen. Seine Predigt birgt einige Überraschungen.
Morgens um fünf Uhr raus aus den Federn, Frühstück für die Familie zubereiten, dann einen Blick in die Unterlagen werfen. Auf den ersten Blick ist der Heilig Abend für Wolfhard Günther, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Tönisheide, ein Arbeitstag wie jeder andere. Und doch ist am 24. Dezember immer alles anders.
Die Predigt schwirrt ihm seit November im Kopf herum
Weil die Arbeitsunterlage an diesem Tag eine Predigt ist, die ihm seit November im Kopf herumschwirrt. Weil viele Leute an diesem Tag in seine Kirche an der Kuhlendahler Straße strömen, weil für sie sonst einfach kein Weihnachten ist. Und weil ihn, bei allem Stress der Vorbereitung, jedes Jahr bei „O Du Fröhliche“ ein tiefes Glücksgefühl durchströmt: „Wenn das Weihnachtsfest da ist, dann ist auch die Freude da.“
Die Menschen sollen Freude mit nach Hause nehmen
Aufgewachsen in einem Pfarr-Haushalt
Wolfhard Günther setzt eine Familientradition fort: Auch sein Vater war bereits Pfarrer. Aufgewachsen ist der 52-Jährige in Solingen.
Nach dem Studium in Bochum, Bonn und Wuppertal verschlug es ihn zunächst dienstlich in die Eifel. Wolfhard Günther ist verheiratet und hat drei Kinder, eine Tochter und zwei Söhne.
Und jeder, der zu Weihnachten Predigt und Posaunenklängen lauscht und später mitsingt, der möge diese Freude mit nach Hause tragen – das ist sein größter Wunsch. „Die Menschen sollen etwas mitnehmen in den Alltag. Die Freude soll nicht hier drinnen in der Kirche bleiben“, sagt der 52-Jährige, der seit 19 Jahren auf Tönisheide Gemeindepfarrer ist. Was er seinen Schäfchen Heilig Abend mit auf den Weg gibt, darüber hat er sich schon seit Anfang November Gedanken gemacht: „Ich bin jemand, der gern früh seine Sachen fertig hat.“
Inspirationen aus Alltagsgesprächen und der Zeitung
Inspirieren lässt er sich dabei von Gesprächen, „was die Leute mir so erzählen“, Radio-Beiträgen, Nachtrichten aus der Zeitung. „Ich bin ein Jäger und Sammler, nehme mit, was mir auffällt oder gerade einfällt.“ Dieses Mal lautet das Motto seiner Predigt: „Weihnachten mit allen Sinnen erleben“.
Auf Besucher wartet eine Predigt mit Überraschungen
Verraten sei hier nur so viel: Auch die Predigt werden die Gottesdienstbesucher mit allen Sinnen erleben und dürfen sich dabei auf die ein oder andere Überraschung freuen. Auf jeden Fall muss in der frisch sanierten Kirche niemand frieren. Dank der neuen Heizung werden auch beim Weihnachtsgottesdienst angenehme 18 bis 20 Grad erreicht.
Für viele sei 2017 ein schwieriges Jahr gewesen
Ein Pfarrer ist auch immer Seelsorger im besten Sinne des Wortes. Er spendet Trost, hört zu, gibt auf Wunsch Ratschläge, nimmt auch Anteil an freudigen Ereignissen. Dieses Jahr, so der dreifache Familienvater, habe er allerdings vor allem viel Negatives gehört: „Ich hab den Eindruck, dass 2017 für viele ein schwieriges Jahr war.“ Trennungen, Todesfälle, Krankheiten oder persönliche Krisen – für viele, mit denen er sprach, habe sich das Leben nicht gerade leicht angefühlt.
Und wie verbringt er selbst die kommenden Tage? Heilig Abend besucht Wolfhard Günther erst entspannt den Familiengottesdienst, den sein Kollege abhält. „Das ist prima, da muss ich nichts machen.“
Bescherung ist im Pfarrhaus am 1. Weihnachtstag
Ernst wird es dann für ihn bei der Christvesper und der Christmette um 17.45 Uhr. Wenn danach alle ihre Geschenke auspacken, passiert im Hause Günther – nichts. „Wir machen erst am 1. Weihnachtstag gegen 10.30 Uhr Bescherung mit den Kindern, vorher hab ich ja noch um sechs Uhr den Gottesdienst.“ Danach hat auch Pfarrer Günther endlich Zeit. Zum Musik hören, lesen. Sich an einem Geschenk freuen, das, wie er sagt, uns allen gemacht wurde: Weihnachten.