Neviges. . Der Kinderbetreuungsverein „Mutter hat frei“ und Senioren der Tagespflege haben ein Experiment gewagt: ein gemeinsames Frühstück im Altenheim
Ach nö. Nicht schon wieder klatschen. Und dieses Lied vom bunten Herbst, muss das sein? Gelangweilt rührt die grau gelockte Dame in ihrer Kaffeetasse. Plötzlich leuchten ihre Augen, wippt sie fröhlich im Takt. Strahlt den kleinen frechen Kerl an, der just vor ihren Stuhl rasant stoppt und sich eine Salzstange vor die Nase hält. Willkommen beim Frühstück in der Domizil-Tagespflege, zum ersten Mal mit den neuen Nachbarn.
Erinnerungen an die eigenen Enkel werden wach
Und die sind quicklebendig, krabbeln auf Schöße, greifen nach Gehstöcken und zaubern von jetzt auf gleich Glanz in müde, manchmal traurige Augen. Es war ein Experiment, und es ist auf ganzer Linie geglückt: Zum ersten Mal haben Kinder des Betreuungsvereins „Mutter hat frei“ zusammen mit den zum Teil dementen Gästen der Tagespflege gefrühstückt. „Die sollen ruhig öfters kommen, das bringt Leben in die Bude“, meint eine Seniorin vergnügt, schmiert sich dabei ihr nächste Brötchen.
Seit September ist „Mutter hat frei“ im Domizil
„Mutter hat frei“ betreut Mittwoch und Freitag
Der Verein „Mutter hat frei“ betreut Kinder bis vier Jahren immer mittwochs und freitags von 8.30 Uhr bis 12 Uhr im Domizil. Es sind noch wenige Plätze frei, Info 0162/3301092.
In der Domizil-Tagespflege gibt es noch drei Plätze. Von 8 bis 16 Uhr werden die Senioren betreut, inklusive Frühstück und Mittagessen. 02053/15150.
Seit September hat der Betreuungsverein „Mutter hat frei“ einen Raum im Tagespflege-Trakt im Domizil an der Emil-Schniewind-Straße bezogen. Hinten am anderen Endes des Flures, damit die älteren, Herrschaften nicht durch lautes Spielen gestört werden. Doch an diesem Morgen ist alles anders. Und alle – die einen mehr, die anderen weniger – genießen an diesem Morgen dieses Generationen-Frühstück der besonderen Art.
„Ich mag Kinder, aber so mittendrin, also mitmachen, nein, das ist mir zuviel“, sagt ein Tagesgast, mustert dabei aber durchaus wohlwollend das muntere Treiben am Nebentisch. Hier haben Mika (4), und die zweijährigen Ben, Johanna und Lion alles und vor allem alle fest im Griff. So lächelt eine Dame Mitte 70 ein bisschen wehmütig: „Kinder sind so etwas Schönes. Ich hab ja selbst vier Enkel, aber die sind weit weg, zwei sogar in München.“ Und mittlerweile wohl auch selbst erwachsen, doch wer schert sich hier schon darum, wenn sich Zeiten verschieben, das Vorgestern plötzlich zum Heute wird. „Es ist immer wieder interessant zu beobachten, was mit den Leuten passiert, wenn Kinder den Raum betreten. Da gehen Lampen an, wird plötzlich die Erinnerung wach“, sagt Marco Kokott.
Das gelungene Experiment wird bald wiederholt
Der stellvertretende Pflegedienstleiter freut sich zusammen mit Nicole Stadie und Jana Althammer vom Vorstand des Vereins „Mutter hat frei“ über das gelungene Experiment, das zu Nikolaus wiederholt werden soll. „Der Kleine wollte mich gar nicht gehen lassen“, so eine Frau mit Perlenkette. Und winkt selig lächelnd dem davon hüpfenden Lion hinterher.