Langenberg. . Klaus Stiebeling verschenkt „Im Honnes“ in Langenberg nicht nur Ginkgo-Samen. Er erklärt auch, wie man den „Baum des Jahrtausends“ nachzieht.

Ginkgo-Bäume sind seine Leidenschaften: Das wurde deutlich, als Klaus Stiebeling vor sieben Jahren dem Bücherstadt-Verein Langenberg seine umfangreiche Sammlung an „Ginkgonalia“ als Dauerleihgabe übertrug – wovon der Verein das „Goethe-Ginkgo-Zimmermuseum“ in der zweiten Etage „Im Honnes“ einrichtete. Jetzt aber plant der Wuppertaler, der einmal wöchentlich für den Bücherstadt-Verein im Ladenlokal an der Hellerstraße 12 sitzt, Unglaubliches: Zur „Stadt der Ginkgo-Bäume“ will der 78-Jährige Langenberg machen. Und auch das Startkapital für dieses Unternehmen hat er bereits: 100 Ginkgo-Kerne.

Soll reichlich Gesellschaft bekommen: der stattliche Ginkgo-Baum im Garten der Villa-Au in Langenberg, hier in herbstlichem Blätterkleid.
Soll reichlich Gesellschaft bekommen: der stattliche Ginkgo-Baum im Garten der Villa-Au in Langenberg, hier in herbstlichem Blätterkleid. © Franz Meinert

„100 Ginkgo-Bäume für Langenberg“ ist daher der naheliegende Titel der Aktion, die Stiebeling in dieser Woche gestartet hat. Wobei ihm natürlich klar ist, dass diese Erwartung überaus optimistisch ist. Aber: „Es wäre natürlich ideal, wenn aus jedem Samen tatsächlich ein Baum würde – aber damit wird man wohl kaum rechnen können.“

Nur die weiblichen Ginkgo-Bäume tragen Früchte und Samen

Und daher gibt es für jeden Besucher „Im Honnes“, der bei der Aktion mitmachen möchte, auch gleich drei der begehrten Ginkgo-Samen. Begehrt, weil die Früchte der ursprünglich aus China stammenden und um 17 von holländischen Seefahrern aus Japan nach Europa importierten Baumart nicht eben Massenware sind. „Das liegt daran, dass Ginkgo-Bäume getrennt-geschlechtliche Pflanzen sind – es gibt männliche und weibliche Bäume, wobei letztere sehr selten sind“, erläutert der Experte.

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Und so fand Stiebeling den Samen für seine „100-Bäume-Aktion“ auch nicht im Garten der Villa Au, wo ein überaus imposantes, allerdings männliches Exemplar von „Ginkgo biloba“ (so der wissenschaftliche Name) seit über 100 Jahren steht. „Ich habe die Nüsse aus dem Volksgarten Düsseldorf, wo es sogar zwei weibliche Exemplare gibt“, erzählt der Wuppertaler.

Von einem dieser Bäume klaubte Stiebeling 100 der an Mirabellen erinnernden Früchte auf. Wobei das allerdings nur auf die Optik zutrifft, denn: „Die Früchte des Ginkgo stinken entsetzlich.“ Damit allerdings werden Teilnehmer der Aktion „100 Ginkgos für Langenberg“ kein Problem mehr haben. Befreite Stiebeling doch eigenhändig aus allen 100 Früchten die Samenkerne, und die sind nun völlig geruchsfrei an interessierte Baumfreunde abzugeben – immer donnerstags von 11 bis 17 Uhr.

Samenkern keimte erst eineinhalb Jahre nach der Pflanzung

Und: Nicht nur die Früchte hat Klaus Stiebeling abzugeben. Der pensionierte Buchhändler, der 30 Jahre in Japan lebte und in seiner Heimatstadt Wuppertal den Deutsch-Japanischen Freundeskreis gründete, gibt Besuchern auch gerne sein Wissen über die Aufzucht der Bäume nach, die es schon vor 250 Millionen Jahren auf der Erde gegeben haben soll.

Und da gilt zuvörderst: Wer einen Ginkgo pflanzen möchte, sollte sich zunächst mit einer der wohl vornehmsten fernöstlichen Tugenden wappnen – mit Geduld. Stiebeling: „Wenn man den Samen eine Nacht in Wasser eingelegt und anschließen in einen Blumentopf mit Erd-Sand-Gemisch gelegt hat, muss man zunächst einmal abwarten.“ So habe es bei einer Bekannten, der er einst einen Ginkgo-Samen schenkte, sage und schreibe eineinhalb Jahre gedauert, bis sich das erste zarte Grün zeigte.