. Rat beschließt Elternbefragung. Klassenzüge sollen in die Hardenberg- und Heinrich-Kölver-Schule. Kritiker sehen Gefahr für bestehende Schulen.

  • Ratsmehrheit beschließt Befragung von Eltern mit Grundschulkindern
  • Obere Jahrgänge sollen in die Hardenberg-, untere in die Heinrich-Kölver-Schule
  • Kritiker sehen Gefahren vor allem für Realschule und Gymnasium Langenberg

Nach den Herbstferien geht’s los. Dann wird eine rechtserhebliche Elternbefragung zur Errichtung einer zweiten städtischen Gesamtschule an den Standorten Waldschlösschen (Hardenbergschule) und An der Maikammer (Heinrich-Kölver-Schule) durchgeführt. Adressaten sind Eltern von Jungen und Mädchen im dritten Schuljahr. Das ist seit Dienstagabend beschlossene Sache.

Bürgermeister hält Zeitpunkt für falsch

Und zwar mit 34 Ja- gegen 24 Nein-Stimmen seitens der CDU-Ratsfraktion und (Teilen) von Velbert anders. In der Fraktion dieser Wählergemeinschaft gab’s auch einen Befürworter. Bürgermeister Dirk Lukrafka stimmte ebenfalls mit Nein. Er hält nicht zuletzt den Zeitpunkt für falsch.

Realschule wird automatisch sterben

Es könne nicht sein, dass Neviges keine weiterführende Schule habe, meinte Rainer Hübinger. Für die SPD sei der Elternwille entscheidend. Seit Jahren werde die Gesamtschulnachfrage negiert, „wir müssen jetzt endlich mal zu Potte kommen“. „Die Realschule wird auf jeden Fall darunter leiden, die wird automatisch sterben müssen“, sagte Manfred Bolz (CDU). Die zweite Gesamtschule gehe auf Kosten eines Gymnasiums. „Dann hat Langenberg keine weiterführende Schule mehr“, warnte sein Fraktionskollege Marc Ratajczak.

Grundschüler gehen in Nachbarstädte

Und August-Friedrich Tonscheid (Velbert anders) prognostizierte: „Wir werden nicht genügend Anmeldungen haben.“ Laut Gesetz muss eine Gesamtschule mindestens vierzügig sein und zwar mit mindestens 25 Schülern pro Klasse. Die Stadt Velbert habe in den letzten Jahren 20 Prozent ihrer Grundschüler an Nachbarstädte verloren, trug Tonscheid weiter vor. Dagegen müsse man viel dringender etwas tun und rasch handeln.

Hauptschule ist ebenfalls Thema

Der gefasste Ratsbeschluss fußt auf einem Antrag von SPD, Grünen, Linke, UVB, FDP und Piraten. Darin wird die Verwaltung auch beauftragt, Gespräche mit den Städten im Nordkreis und der Kreisverwaltung aufzunehmen, um eine Verbundlösung oder Fortführung der Hauptschule in Kreisträgerschaft hinzubekommen.

Kommunalaufsicht verlangt Finanzkraft

Außerdem werden ein Konzept für eine zweite Gesamtschule mit Schwerpunkt Sport sowie eine Standortbetrachtung incl. Raumkonzept für die Schulen in Neviges gefordert. Die Züge von der 5. bis zur 8. Klasse sollen in die Heinrich-Kölver- und die Klassen 9 bis 13 in die Hardenbergschule. Der Errichtungsbeschluss wird für das Schuljahr 2019/20 angestrebt. Ein wichtiges Thema dürften auch die finanziellen Auswirkungen von Errichtung und Betrieb sowie die Sanierungskosten werden. Schließlich muss die Stadt als Schulträger die Bezirksregierung als Kommunalaufsicht davon überzeugen, dass Velbert für das Projekt nicht nur über die nötige Verwaltungs-, sondern auch die Finanzkraft verfügt.

HINTERGUND DER ELTERNBEFRAGUNG

  • Der Anmeldeüberhang an der Gesamtschule Poststraße ist zu gering, um den Bedarf für eine zweite Gesamtschule zu belegen. In den letzten drei Jahren sind nicht jeweils mindestens 100 Kinder abgeblitzt, sondern nur um die 80 oder 85 Aspiranten.
  • Also ist eine rechtserhebliche Elternbefragung nötig. Ergibt sie, dass – hochgerechnet – der Betrieb für fünf Jahre gesichert wäre, ist die Stadt unter Zugzwang, muss sie eine weitere Gesamtschule errichten. Die Eltern sind nicht an ihr Votum gebunden