Heiligenhaus.. In der Isenbügeler Dorfkirche stellten sich die Direktkandidaten von CDU, SPD, Grünen, Linken, FDP und der AfD den Fragen der Bürger.


Während Franz-Josef Artz, der Vorsitzende des Isenbügeler Bürgervereins, noch zusätzliche Stühle aufstellte, begrüßten sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl respektvoll bis sehr freundlich. Doch viele Sitzgelegenheiten blieben leer, das Interesse an den Direktkandidaten des Nordkreises war mäßig.

„Nach den Fernsehduellen wissen Sie wahrscheinlich alles“, vermutete Moderator Ludolf Schulte und wandte sich der Grünenkandidatin Ophelia Nick zu. Von der promovierten Tierärztin wollte er wissen, was in unseren Ställen los sei. „Es gibt Schweineställe, die sind extrem eng. Die Kastenstallhaltung für Schweine sollte man verbieten“, so ihre Forderung. „Die Agrarzuschüsse müssen für gute Ställe und Weidenhaltung umgelenkt werden“, so ihre Forderung. „Es geht besser, und wir können weiter Fleisch essen, aber die Tiere müssen zuvor ein anständiges Leben gehabt haben.“

„Unsere Nahrung ist auch ein soziales Problem“

„Unsere Nahrung ist auch ein soziales Problem“, warf der Linke Rainer Köster ein, der es als Skandal empfindet, dass auf großen Flächen Nahrungsmittel angebaut werden, die zu Brennstoffen degeneriert werden.

Von Kerstin Griese (SPD) wollte der Moderator und ehemalige Zeitungsredakteur wissen, ob Martin Schulz der richtige Kandidat sei. „Er hat schwierige soziale Themen angepackt und in den Bundestag gebracht, ja er ist er der richtige Kandidat.“ Griese plädierte dafür, dass gerade in dieser wirtschaftlich guten Situation mehr für die Langzeitarbeitslosen getan wird.

Bund solle Anteile an Post und Telekom verkaufen

„Sozial ist, was Arbeit schafft“, bekannte CDU-Mann Peter Beyer. „Wer Arbeit hat, der trägt zur Sicherung des Systems bei. Im Übrigen ist das zurzeit das beste Deutschland, das wir je hatten.“

Die befristeten Arbeitsverträge bereiteten Dr. Anna-Tina Pannes sorgen. „Wo sind denn die Gewerkschaften? Das ist doch genau deren Thema“, wunderte sich die FDP-Kandidatin, die auf mehr Tempo in Sachen Digitalisierung drängt. „Der Bund sollte seine Anteile an Post und Telekom verkaufen und den Erlös in die Netze investieren.“

Beim Ausblick auf die Weltpolitik war man sich einig, dass Diplomatie immer das oberste Ziel sein muss. Die Diskutanten verzettelten sich, so dass die Themen Integration und Innere Sicherheit an diesem Abend nicht berührt wurden.

Kein Land habe eine so große Schere bei Schulabschlüssen

In Sachen Bildung plädierte Tina Pannes für eine Zentralisierung von Bildungsstandards, Kerstin Griese möchte das Kooperationsverbot bei der Bildung zwischen Bund und Ländern ebenfalls lockern, Ophelia Nick ist gleich für dessen Aufhebung. Rainer Köster mahnte eine Schule für alle an, weil kein Land eine so große Schere bei den Schulabschlüssen habe.

AfD-Kandidat Bernd Ulrich, der später dazu kam – und durch den Moderator zu Verbindungen seiner Partei zur rechten Szene befragt wurde – hält Bildung für die beste Zukunftsversicherung. Dem Mathematiker liegen die MINT-Fächer am Herzen, er hielt ein Plädoyer für die Naturwissenschaften.