Für Biotope gelten spezielle Bedingungen. Heiligenhaus setzt auf sensiblen Umgang mit der Natur, wie Stadtförster Hannes Johannsen erläutert.

  • In Heiligenhaus sind die Biotope wichtig, für sie gelten auch spezielle Schutzbedingungen
  • Stadtförster Hannes Johannsen wacht darüber, dass diese Feuchtgebiete geschont werden
  • Bei der Forstwirtschaft gehe es auch nicht um Gewinnmaximierung, wie in anderen Regionen, sagt er

Mücken schwirren, im Blätterdach hoch oben ruft ein Vogel. Abgestorbenes Holz, frisches Gras und Farn, im Schatten davor liegt ein grün schimmernder Tümpel. „Hier fühle ich mich wie am Amazonas“, sagt Stadtförster Hannes Johannsen.

In einer Senke unterhalb des Fußwegs durch das Waldgebiet Paradies liegt dieses Feuchtbiotop ganz nah am Vogelsangbach. Für die Spaziergänger, die nur wenige Meter weiter über die Wege laufen, bleibt es verborgen. Denn dieses besondere Fleckchen Heiligenhaus liegt mitten in einem Naturschutzgebiet. Der Zutritt zu dem Gelände ist den Besuchern des Paradieses nicht gestattet — zum Schutz des besonderen Lebensraumes für Tiere und Pflanzen. Von Menschenfüßen immer wieder platt getrampelt oder aufgeschreckt, haben Bewohner und Bewuchs des Bereichs sonst langfristig keine Chance zu überleben.

So schön gestaltet sich die Natur in Heiligenhaus, Feuchtbiotope sind auch sehr wichtig für die Stadt.
So schön gestaltet sich die Natur in Heiligenhaus, Feuchtbiotope sind auch sehr wichtig für die Stadt. © Heinz-Werner Rieck

545 000 Hektar des begehbaren Waldes sind geschützt

11,1 Millionen Hektar Waldfläche gibt es in Deutschland. „545 000 Hektar des begehbaren Waldes sind geschützte Biotope“, erklärt Hannes Johannsen. In Heiligenhaus liege der größte Teil des Stadtwaldes in Naturschutzgebieten mit vielen erhaltenswerten Biotopen. In ganz Europa gelten besondere Bedingungen für Biotope. Im Jahr 1992 wurde deshalb eine spezielle Richtlinie von den damaligen Mitgliedstaaten der Europäischen Union verabschiedet: die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, oder kurz FFH-Richtlinie. Ziel ist es, wildlebende Arten, ihre Lebensräume und die europaweite Vernetzung dieser Lebensräume zu sichern und zu behüten.

Der Heiligenhauser Förster bleibt am sanft murmelnden Vogelsangbach stehen und fischt eine Metallstange aus dem Uferbereich. Das Wasser muss sie beim letzten Starkregen angespült haben. Ein paar Meter weiter haben sich die Wurzeln mehrerer ufernaher Bäume ineinander verflochten, geben sich gegenseitig Halt im abschüssigen Gelände. Für Hannes Johannsen sind natürliche Lebensräume wie dieser besonders schützenswert.

In Heiligenhaus gibt es schöne Biotope wie hier am Rinderbach in der Nähe der Talburg..
In Heiligenhaus gibt es schöne Biotope wie hier am Rinderbach in der Nähe der Talburg.. © Heinz-Werner Rieck

„Wir gehen hier sehr sensibel mit der Natur um“

Denn dort leben Tiere und Pflanzen, die es an anderen Stellen schwer haben. Über den Waldweg geht es ein paar Minuten zu Fuß bergauf. Oberhalb des Herberger Weges bleibt der Stadtförster vor einem mit unterschiedlichen Moosen bewachsenen Felsvorsprung stehen. Natürliche Felsnasen wie diese, unmittelbar am Neanderlandsteig, sind in Heiligenhaus selten. Deshalb unterliegt dieses Biotop einem besonderen Schutz. Sollten die Forstwirte hier einmal mit schwerem Gerät arbeiten müssen, würden sie sich eher eine Schneise durch den Wald weiter unten schlagen, als den Felshang anzutasten. „Wir gehen hier sehr sensibel mit der Natur um“, sagt Johannsen.

>>DIE ARTENVIELFALT SOLL ERHALTEN BLEIBEN

  • In Heiligenhaus geht es bei der Forstwirtschaft nicht wie in anderen Regionen um Gewinnmaximierung“, sagt Hannes Johannsen. Im Auftrag des Stadtrates hat das Team um den Förster ein besonderes Augenmerk auf Naturschutz und Erholung gelegt.Je strukturreicher ein Wald sei, desto größer sei auch die Artenvielfalt. „Dort, wo verschiedene Biotope nebeneinander liegen, ist die Biodiversität am größten“, erklärt Johannsen. Viele Tiere profitierten auch von den Grenzbereichen zwischen den unterschiedlichen Biotopen. Das könne man gut am Beispiel des Frosches erklären „Für ihn reicht nicht alleine der Teich aus“, sagt Johannsen. Die ganze Umgebung des Gewässers sichere sein Überleben.
  • Die Vielfalt im Wald nutze aber nicht nur Tieren und Pflanzen. Auch der Mensch, als Besucher, profitiere von den verschiedenen Lebensräumen. „Der Erholungsfaktor ist groß, wenn man sich an der Vielfalt erfreuen kann“, findet der Förster.Er sieht den Menschen als Gast im Wald und bittet um einen respektvollen Umgang mit der Natur. Damit sich der Mensch auch in Zukunft an ihrer Vielfältigkeit erfreuen kann.

Das Wort Biotop kommt aus dem Griechischen. Bios heißt Leben und topos heißt Ort. Ein Biotop ist also ein Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

Ein Biotop ist demnach also ein räumlich begrenzter Lebensraum, der eine angepasste Lebensgemeinschaft (Biozönose) beherbergt.

Das Biotop ist geprägt durch eine spezielle Kombination von abiotischen Umweltfaktoren (Temperatur, Feuchtigkeit, Beschaffenheit des Bodens) und hebt sich dadurch von benachbarten Lebensräumen ab.

Ein Biotop kann beispielsweise eine Hecke, ein Moor, Sumpf oder auch ein Tümpel sein.