In Neviges ist gut heiraten: Die Vorburg ist bei Brautleuten beliebter denn. Und bei der Planung stehen dem Paar jede Menge Profis zur Seite.

Immer wieder bleiben Passanten vor dem Schaufenster stehen, vor allem Frauen drücken sich staunend die Nase platt. Kein Drogeriemarkt mehr, kein Supermarkt in Sicht, aber Neviges hat ein zweite Brautmoden-Geschäft. Doll! „Ja, wir entwickeln uns hier zur Hochzeitshochburg“, meint Helmut Wulfhorst, zweiter Vorsitzender der Werbegemeinschaft Neviges, launig. „Gehen Sie mal am Wochenende am Schloss spazieren, was da los ist.“

Die Vorburg ist bei Brautleuten sehr beliebt

Tatsächlich erfreut sich die Vorburg immer größerer Beliebtheit, ob nun zum „Ja“ sagen, um stilvoll zu feiern oder als Kulisse für das ultimative Hochzeitsfoto. „Letztes Jahr hatten wir hier 33 Trauungen, 2017 werden es wohl gut 40 werden“, freut sich Sebastian Skrynecki, bei der Kultur- und Veranstaltungs-GmbH (KVV) zuständig für die Vermietung von Räumen. „Am 9.9. haben wir zwei große Feiern, viele schätzen das Ambiente rund ums Schloss.“

Das Ladenlokal zufällig im Internet entdeckt

Bei den Kirchen kommt die kleinste ganz groß heraus: Dem besonderen Charme der evangelischen Kirche in Tönisheide erliegen auch viele Brautleute von außerhalb, weiß Baukirchmeister Stefan Kacmarek zu berichten.

Hochzeitsplanerin Daniela Jost mit ihrer Agentur „Traumhochzeit“ auf der Wilhelmstraße, dann „Nice – das kleine Hochzeitshaus“ in Tönisheide, der Brautsalon „Grimberg Couture“ in Neviges – und nun also seit Anfang August auf der Elberfelder Straße das neue „Brautmodenatelier La Emilia Spinosa“. Das Geschäft um den großen Tag boomt, in Neviges kann man bestens geplant „Ja“ sagen.

Für Prinzessinen: Catharina Gerardi zeigt ein Kleid mit einer vier Meter langen Schleppe.
Für Prinzessinen: Catharina Gerardi zeigt ein Kleid mit einer vier Meter langen Schleppe. © Uwe Möller

Catharina Gerardi, Inhaberin von „La Emilia Sposa“, hatte die Anzeige „Ladenlokal zu vermieten“ zufällig im Internet entdeckt. Tüll, Spitze, oft mit Strass – ihre selbst entworfenen, von einer Schneiderin angefertigten Kreationen hatte sie bisher in Essen an die Braut gebracht. „Meine Mutter und ich suchten ein Geschäft mit Schaufenster im Umkreis von 50 Kilometern.“ Und so landeten sie – schwupps – in der Fußgängerzone von Neviges. „Das ist ganz niedlich hier, nur ein bisschen verschlafen. Schade, dass man nicht mal eben ums Eck einkaufen gehen kann.“

Viele Heiratsanträge werden in Ferien gemacht

Nach gerade einmal drei Wochen könne sie natürlich noch nicht viel über ihre Kundschaft sagen, zur Zeit sei es recht ruhig. „Das ist aber ganz natürlich. Die Frauen bekommen ihre Anträge oft in den Sommerferien, oder ganz klassisch zu Weihnachten. Ich denke mal, im Oktober wird es dann hier langsam losgehen.“

Petra Grimberg, deren Brautgeschäft quasi ums Eck liegt, macht der neue Mitbewerber nicht im geringsten nervös. „Ich bin Schneidermeisterin, mache seit 29 Jahren Maßanfertigungen. Und die Kooperation mit dem Kleinen Hochzeitshaus klappt bestens.“

Floristin mit Werkstatt in der Flurstraße

Diesen Zusammenschluss von Dienstleistern schätzt auch Judith-Marie Reinhold. Vorsichtig greift die Floristin zur nächsten Rose, nach wie vor die Königin der Brautsträuße. In ihrer kleinen Werkstatt an der Flurstraße kreiert sie duftende Blütenträume, kleine Sträußchen für die Kirchenbank, nicht zu vergessen Festgestecke oder Bouquets für den Hochzeitsschlitten.

Zum Werfen gibt’s eine Zweitversion des Straußes

„Etwas zu gestalten, das wollte ich immer gern. Und mit der Natur zu tun haben.“ Nach ihrer Ausbildung zur Floristin absolvierte die Tochter des Landschaftsgärtners Peter Meister ein Architektur-Studium in der Nähe von Zwickau, das sie auch erfolgreich abschloss.

Rosen, Hortensien, gerne auch Beeren – wer als Braut „in“ sein will, setzt auf Natur. „Ich persönlich finde das toll. Diese Wasserfall-Sträuße, die mal Mode waren, also wo die Blumen nach unten gebunden wurden, mochte ich nicht so.“ Viele Bräute finden ihren Strauß so schön, dass sie ihn niemand anders gönnen. Und was ist mit dem traditionellen Brautstraußwerfen um Mitternacht? Judith-Marie Reinhold lächelt: „Ich fertige oft zum Werfen eine Zweitversion an. Die sieht ähnlich aus, nur schlichter.“