Neviges. . Die Nevigeser schätzen ihren Dorfsheriff, wie Polizeihauptkommissar Heinrich Haas sich selbst nennt. Donnerstags läuft er Streife auf dem Markt.
Zufrieden klemmt sich Antje Grotegut ihre Tasche unter den Arm. „Ich finde es sehr gut, dass er hier Streife geht. Hauptsache, er fängt die Taschendiebe. Die verstecken sich, wenn die ihn sehen.“ Und alle Nevigeser begrüßen ihn freudestrahlend: Wenn Heinrich Haas donnerstags wachen Auges über den Markt geht, braucht der Polizeihauptkommissar für die kurze Strecke Brunnenplatz bis Sparkasse und zurück schon mal zwei Stunden. Hier ein kleiner Plausch, da ein Ratschlag, wie man seine Tür nach dem Einbruch am besten sichert. „Man kennt sich, fühlt sich einfach sicherer. Unser Schutzmann ist da“, so Marktbesucherin Heike Röser.
Die Nevigeser schätzen ihren Dorfsheriff
Polizist kümmert sich auch um Einbruchsopfer
In der Polizeiwache in Neviges, Am Stadtgarten 4, versehen zwei Beamte ihren Dienst. Zu den weiteren Aufgaben gehört neben den Streifgängen unter anderem die Verkehrserziehung in Kindergärten und Schulen.
Auch für die Opfernachsorge ist Heinrich Haas zuständig: So besucht er zum Beispiel Bewohner nach einem Einbruch und erkundigt sich, wie es ihnen geht.
Dieses „Dasein“, die Präsenz, das ist es unter anderem, was alle an ihrem „Bezirksbeamten für Tönisheide und Teile von Neviges“, so die Bezeichnung, schätzen. „Bezirksbeamter? Kann sich doch kein Mensch was drunter vorstellen“, sagt der 58-Jährige abwinkend: „Ich bin hier der Dorfsheriff, und das bin ich richtig gerne.“ Innendienst schieben, vor dem Computer sitzen, das ist nicht sein Ding. „Ich gehe gern unter Leute.“ Und die Leute sind froh, vor Ort einen vertrauensvollen Ansprechpartner zu haben.
„Alles ok?“, fragt Heinrich Haas eine Boutique-Besitzerin, die gerade vor der Tür ihres Ladens steht. Die Geschäftsfrau winkt ihn heran: Ok? Nicht so ganz.
Zwei Männer müssen ihre Ausweise zücken
Der Polizeihauptkommissar hört aufmerksam zu, eilt dann zielstrebigen Schrittes Richtung Wilhelmstraße. Vor wenigen Minuten sind der Ladeninhaberin zwei Männer aufgefallen, die ihr „einfach nicht ganz koscher waren“, wie Haas erzählt. Auffallend lange hätten sie sich vor dem Schaufenster des benachbarten Optikers herumgedrückt. Müsse ja nichts heißen, aber ob er da mal kurz schauen könne?
Der Schutzmann kann: An der Ecke Wilhelmstraße/Elberfelder Straße entdeckt er zwei junge Männer, auf die die Beschreibung zutrifft, einer von ihnen hat einen Stapel Prospekte unter dem Arm. Freundlich spricht Heinrich Haas sie an, die Zwei zücken ohne zu murren ihren Ausweis. Kurz mit den Kollegen telefoniert, Daten abgeglichen, gegen das Duo liegt nichts vor. Haas schlägt ihnen freundschaftlich auf die Schulter: „Keinen Blödsinn machen“, und notiert vorsichtshalber unbemerkt die Autonummer jenes Kastenwagens mit Essener Kennzeichen, der die beiden wenige Meter weiter auf der Wilhelmstraße aufliest. „Kann ja nicht schaden.“
Gute Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt der Stadt
Und wenn sich die beiden jetzt nicht hätten ausweisen können? „Rechtlich gesehen hätte ich sie dann mitnehmen können auf die Wache, und das hätte ich auch getan. Allerdings nicht, ohne vorher Verstärkung zu holen, die waren ja zu Zweit.“
Unaufhörlich pläddert der Regen auf die Markstände. „Tote Hose heute“, merkt Haas an, der oft auch mit einem Vertreter des Kommunalen Ordnungsdienstes der Stadt (KOD) loszieht „Die Zusammenarbeit ist gut. Vieles, was die Leute los werden wollen, fällt in deren Zuständigkeitsbereich.“ Zum Beispiel frei laufende Hunde, die auf der Wiese ihr Geschäft verrichten.
Auch in Tönisheide ist der Schutzmann unterwegs
Seit 1980 ist Heinrich Haas Polizist in Velbert. „Ich will hier auch nicht mehr weg“, sagt der gebürtige Heidhausener, der in der Landwirtschaft groß geworden ist. Dass er auf dem Markt Streife geht, hat sich wohl herumgesprochen: „Im Jahr 2015 hatten Taschendiebe hier Hochzeit, seitdem ist so gut wie Ruhe.“ Trotzdem dürfe man nicht nachlässig werden, bloß nie die Börse im Korb liegen lassen.
Der siebenjährge Noél begrüßt strahlend seinen Freund
Seine Streifzüge durch Neviges und Tönisheide sind nur ein kleiner Teil des Aufgabengebietes von Heinrich Haas – aber mit sein liebster. Warum, die Antwort gibt Noél (7), der mit seiner Mutter unterwegs ist. Ob er es gut findet, dass der Polizist hier auf dem Markt ist? Noél strahlt über beide Backen: „Das ist mein Freund.“