Neviges. . Bruder Konrad pflegt die gesamte Grünanlage rund um Wallfahrt und Kirche: Zwei Berge und viele Beete hält er das ganze Jahr über in Schuss.

Die Mutter Gottes blitzt und blinkt, der Kraft des Hochdruckreinigers sei Dank. Jetzt noch die Hecke auf Vordermann bringen, Brombeerzweige schneiden, gucken, ob kein lockerer Stein auf dem Weg zur gemeinen Stolperfalle wird und, und, und... In diesen Tagen hat Bruder Konrad, bei den Franziskanern zuständig für die Pflege der gesamten Grünanlage rund um Kloster und Wallfahrt, vor allem auf dem Marienberg alle Hände voll zu tun.

Zum Fest Maria Himmelfahrt kommen viele Besucher

Am 15. August, zum Fest Maria Himmelfahrt, kommt nicht nur der Weihbischof, bei der Lichtprozession ziehen auch viele Pilger über „seinen“ Berg. Den Bruder Konrad zu jeder Jahreszeit liebt wie den Kreuzberg oder die Beete rund um Pfarrkirche und Dom.

Zweimal am Tag wird Klosterkatze Lilly gefüttert

Kommt Bruder Konrad mit seinem Traktor, ist das besonders bei den Kindergarten-Kindern beliebt. Wenn sie den Marienberg erkunden, dürfen sie auch schon mal eine kleine Runde drehen.
Kommt Bruder Konrad mit seinem Traktor, ist das besonders bei den Kindergarten-Kindern beliebt. Wenn sie den Marienberg erkunden, dürfen sie auch schon mal eine kleine Runde drehen. © Uwe Möller

Das alles hält er in Schuss, bei Wind und Wetter. Ein Areal, für das manch eine Gartenbaufirma eine eigene Abteilung eingerichtet hätte. „Ach, was mache ich denn schon, ist doch alles ganz normal“, sagt der 57-Jährige mit der ihm eigenen Bescheidenheit. Dass er zusätzlich morgens als erstes kontrolliert, ob die Toiletten am Pilger-Saal in Ordnung sind und sich täglich um Lilly kümmert – geschenkt. Lilly ist die Klosterkatze, die den Brüdern vor fünf Jahren zulief.

Ist Lilly im Klosterkeller gefüttert, beginnt für Bruder Konrad um 8.15 Uhr der Arbeitsalltag. „Dann nehme ich mir jeden Tag einen Bereich vor, im Moment eben den Marienberg.“ Ein Griff zur Heckenschere, jiiiiiih, das herunterfallende Gestrüpp kehrt sein ehrenamtlicher Helfer Manfred Podstawa sofort zusammen.

Rentner hilft ehrenamtlich bei der Gartenarbeit

Von sieben Brüdern sind fünf Priester

Zurzeit leben sieben Brüder im Kloster, davon sind fünf Priester.

Da das Kloster über keinen Aufzug verfügt, können hochbetagte Brüder auf Wunsch umziehen. So ist das Franziskanerkloster in Dortmund mit einem Lift ausgestattet, zudem gibt es in einem direkt angrenzenden Heim reservierte Pflegeplätze.

Der Rentner und der Franziskaner sind ein gutes Team seit jenem Tag vor zwei Jahren, als Podstawa sich nach dem Besuch des Gottesdienstes ein Herz fasste: „Ich war im Dom, hab ihn gefragt, ob ich helfen darf. Nur zu Hause herumsitzen ist ja auch nichts, mir macht das hier Spaß.“ Und Bruder Konrad ist dankbar, denn zu tun gibt es genug – nicht nur, wenn die große Lichtprozession samt Besuch des Weihbischofs ansteht.

Tägliche Kontrollgänge über die zwei Berge

Wege werden von Laub und Ästen freigepustet. Foto: Uwe Möller
Wege werden von Laub und Ästen freigepustet. Foto: Uwe Möller

Körperlich fit muss man schon sein für diese Aufgaben, die Bruder Konrad seit sieben Jahren mit Begeisterung und Leidenschaft erfüllt. So vergeht kein Tag ohne Kontrollgänge über den Marienberg als auch über den Kreuzberg – und immer mit Blick nach oben. „Ich kontrolliere, ob lose Zweige in den Bäumen hängen, jetzt, wo es oft stürmisch ist, passe ich da besonders auf.“

Mauerschäden an der Treppe repariert er selbst

Fällt ihm eine beschädigte Treppenstufe auf, geht er gleich zu Werke. Da kommt ihm seine Maurerlehre zugute, die er vor dem Eintritt in den Konvent abgelegt hat. Auch wenn die Begehung beider Berge auf eigene Gefahr geschieht, die Sicherheit der Besucher liegt Bruder Konrad sehr am Herzen.

Seine Bitte: Keine Kerzen an die Stationen stellen

Immer wieder sammelt er auf dem Marienberg auch Kerzen ein, die Pilger mit bester Ansicht an den einzelnen Rosenkranz-Stationen aufstellen. „Die können umfallen, gerade im Sommer gefährlich. Wenn sie noch gut sind, stelle ich sie später in der Kerzenecke im Dom wieder auf.“

Schwindelfrei muss der 57-Jährige auch sein: Samt Hochdruckreiniger klettert er im Frühjahr auf dem Kreuzberg auf die Leiter, auch der leidende Jesus Christus braucht ab und zu eine Grundreinigung.

Im Sommer Geranien pflegen und täglich gießen

Unkrautjäten, Brombeerzweige schneiden, nach dem ersten Frost die Platanen vor dem Dom beschneiden, jetzt dort Geranien pflegen und gießen, im Herbst das viele Laub – um all das muss man, so meint Bruder Konrad, doch kein großes Aufsehen machen. „Ich mache nichts besonderes.“

Eine besondere Freude hat er vor wenigen Tagen einem älteren Mann bereitet: „Nach 60 Jahren war er wieder in Neviges, besuchte zum ersten Mal wieder die Kapelle. Die ist ja sonst zu, aber ich war gerade hier.“ Und woran erfreut sich Bruder Konrad? „Ich kann hier in der Natur mit den vier Jahreszeiten leben. Die Natur gibt den Rhythmus vor, der ist von Gott gewollt. Das finde ich schön.“