Heiligenhaus/Wuppertal. Vier Angeklagte stehen vor dem Landgericht. Mutmaßlich bestand Streit zwischen Jugendgangs in Heiligenhaus. Täter gingen äußerst brutal vor.
- Vier 19- bis 24-jährige Männer aus Heiligenhaus stehen derzeit vor dem Landgericht Wuppertal
- Sie sollen Bekannte massiv bedroht, beraubt und misshandelt haben, dabei soll es um Drogen gegangen sein
- Ein Angeklagter soll einen 21-Jährigen unter Druck gesetzt haben, in dessen Wohnung Cannabis anzubauen
Laut Anklage beraubten und bedrohten sie ihre Bekannten brutal – und Messerstiche in die Beine gab es mutmaßlich für alle, die aufmuckten: Deswegen stehen vier Angeklagte aus Heiligenhaus, 19 bis 24 Jahre alt, vor dem Landgericht in Wuppertal. Den Ermittlungen zufolge ging es womöglich um Streit in der Drogenszene.
Haupt-Anklagepunkt ist ein massiver Übergriff Ende Januar in der Wohnung eines 21-Jährigen an der Hauptstraße. Dabei habe der Hauptangeklagte (19) sogar vom Tatort aus einen Komplizen angerufen. Ob sie das Opfer töten wollen, sei da diskutiert worden – das Telefon war auf laut geschaltet. Der Wohnungsinhaber hatte da bereits Schläge kassiert und einen Stich in den rechten Oberschenkel bekommen, der schwer blutete.
21-Jähriger sollte Drogen in seiner Wohnung anbauen
Seine Aussage: Der 19-Jährige habe von ihm verlangt, in einem freien Zimmer Drogen anzubauen. Als er nicht einwilligte, habe der Angreifer Geld gefordert.
Ein Mitangeklagter habe derweil Fernseher und Spielkonsolen eingepackt. Der Zeuge steht die Aussage durch. Wie entsetzlich seine Angst ist, beweisen seine verharmlosenden Sätze. So sagt er über den Angreifer: „Er ist emotional geworden.“
Freundinnen und Eltern sind sichtlich erschüttert
Die Angeklagten zwinkern einander zu und schmunzeln. Ihre Freundinnen und Eltern schauen zu, sichtlich erschüttert. „Es ist aus dem Ruder gelaufen“, habe ein anderer Geschädigter seiner Familie gesagt.
Auf Nachfrage des Gerichts lassen die Zeugen offen, was da heikel zu steuern war. Außer Drogengeschäften wäre Streit aus Eifersucht denkbar. So berichtet die Schwester eines Angegriffenen: „Das erste Mal kurz nach Weihnachten hat mir mein Bruder gesagt, dass ich bestimmte Shisha-Bars in der Innenstadt besser meiden soll.“
Die Angst ist im Gerichtssaal geradezu greifbar
Anhand der Zeugenaussagen wird klar, wie das soziale Gefüge funktionierte. Die Mutter des Opfers von der Hauptstraße erklärte: „Ich habe meinen Sohn immer unterstützt.“ Mit Miete, Nebenkosten und Taschengeld.
Laut Staatsanwaltschaft nutzten die Angeklagten dies für sich. So habe der 19-Jährige zwei Tage vor Weihnachten in einem Geschäft das Portemonnaie des 21-Jährigen gefordert. Und erhalten. Das Opfer dazu: „Ich hatte keine Lust, dass es ausartet.“ Die Beute: Laut Polizei damals 500 Euro. Inzwischen soll es nur noch die Hälfte gewesen sein.
Richter bohrte bei den Passagen zu Cannabis nach
Die Angst ist im Saal geradezu greifbar. Was er selbst mit Drogen zu tun hat, lässt der 21-Jährige vage: „Ich habe mal was geraucht.“ Der Vorsitzende Richter Jochen Kötter hält dagegen: „Wenn jemand fragt, ob ein anderer möglicherweise Cannabis anbauen würde, wird er sich wahrscheinlich jemanden aussuchen, der dieser Idee nicht abgeneigt ist.“ Der Zeuge: „Wer will sich so was schon in die Wohnung stellen?“ Bei der Antwort schmunzeln die Richter. Erfahrungsgemäß gebe es viele, die das wollten. Der Prozess wird fortgesetzt.