Langenberg. . Tränen der Trauer – Lachen fröhlichen Erinnerns: Familie, Freunde und Weggefährten nahmen in Langenbergs Eventkirche Abschied von Norbert Bauer.

Ein herzhaftes Lachen auf einem Gesicht, über das eben noch Tränen der Trauer rannen: Keine Frage, sie hätte ihm gefallen, dem Norbert Bauer – die Stimmung der Feierstunde, mit der sich gestern über 300 Menschen von ihm verabschiedeten. Spielte sie doch auch viel von all jenen Emotionen wieder, die er in Menschen auslöste, wann immer er ihnen begegnete.

„Norbert ist tot – man kann es wirklich nicht glauben! Er sprühte doch vor Energie“, sagte ein tief bewegter Achim Peter, als er die Trauergemeinde zu der Feierstunde begrüßte. Zu einer Gedenk-, keiner Trauerfeier, wie der langjährige Freund des in der Nacht zum 17. Juli verstorbenen Künstlers betonte. Denn: „Norbert und Trauer – das passt einfach nicht.“

Tränen der Trauer und das Lachen fröhlichen Erinnerns

In wenigen Worten, bei denen ihm wiederholt die Stimme versagte, erinnerte Peter an die letzten Monate Norbert Bauers. An jene Zeit nach dem Tag im November vergangen Jahres, als man bei ihm Krebs diagnostiziert hatte. Melancholischer als früher habe er den Freund in dieser Zeit erlebt, „vom Sinn des Lebens hat er geredet, und dass er Zeit mit der Familie verbringen möchte, mit den Kindern, vor allem mit den Enkelkindern“.

Eindrücke der Schwermut, die aber schnell verschwanden, als Peter begann, das Leben des 1951 in Gelsenkirchen geborenen Künstlers nachzuzeichnen. „Ich muss mich anstrengen, damit dieses Gedenken nicht zu einer Comedyveranstaltung wird“, stimmte Peter seine Zuhörer darauf ein, dass in seinen weiteren Ausführungen für Trauer kaum noch Platz sein würde. Und tatsächlich wurde es sogar eher heiter, als er Ereignisse aus dem Leben des Verstorbene Revue passieren ließ. Die fast verpasste eigene Hochzeit, weil ihn eine Weichholzkommode am Straßenrand aufhielt, der Verlust der Heiratsurkunde wenige Stunden nach der Trauung, Ausflüge im Wohnmobil mit den Töchtern, von denen der eine in einem militärischen Sperrgebiet der Russen endete, ein anderer auf einem Parkplatz im Wodantal, weil er – zu müde für die weitere Heimfahrt – dort unbedingt übernachten wollte.

Spuren seines Lebens finden sich überall in Langenberg

„Immer warst Du auf der Suche, immer hast du uns mitgezogen“, erinnerte Freund und Weggefährt Karl-Wilhelm Wilkesmann an den prägenden Einfluss, den Norbert Bauer auf das kulturelle Leben in Langenberg hatte. Immer wieder sei er dafür aufgestanden: „Das hat uns schwer beeindruckt.“

Die Stühle reichten nicht aus: Über 300 Menschen kamen am Donnerstag zur Gexdenkveranstaltung für den vor zehn Tagen verstorbenen Aktionskünstler Norbert Bauer.
Die Stühle reichten nicht aus: Über 300 Menschen kamen am Donnerstag zur Gexdenkveranstaltung für den vor zehn Tagen verstorbenen Aktionskünstler Norbert Bauer. © Uwe Möller

Er erinnerte an die großen Kunstprojekte, die Bauer in Langenberg initiiert habe: Die Grundsteinkiste, die ganz klein begonnen, dann jedoch ungeahnte Ausmaße angenommen habe. Die Tuchfühlungen I, die eine wahres Sommermärchen gewesen sei, und die Tuchfühlung II, die schon eher polarisiert habe. „Und ohne Norbert gäbe es die Kirche, in der wir uns heute hier befinden, in dieser Form bestimmt nicht mehr“, erklärte Wilkesmann, der gemeinsam mit Norbert Bauer und zwei weiteren Unterstützern Langenbergs „Neue Kirche“ einst vor dem Abriss bewahrt hatte.

Klaviermusik, Gitarrenklänge und Gedanken von Hermann Hesse

Dass man Norbert Bauer überall in Langenberg finden könnte, rief Karl-Heinz Zöller den Trauergästen in Erinnerung – und verwies auf die zahlreichen Kunstobjekt, die immer allerorten noch im Stadtbild zu finden sind.

Musikalisch untermalt wurde die Gedenkfeier nicht nur von Siegmund Watty, der am Klavier mehrere Stücke der „Klangbausteine“ vortrug – eines der letzten großen Kunstprojekte, Norbert Bauers. Schauspieler Thomas Anzenhofer rezitierte aus Hermann Hesses „Stufen“ und spielte zu Gitarren- und Mundharmonikaklängen zwei Lieder von Johnny Cash, bevor er zum Abschied das Lied „Until we meet again“ anstimmte.

Und weil’s weitergeht, werden Helfer immer noch gesucht

Und als es nach zweistündigem Gedenken zur Raue ins AlldieKunst-Haus ging, mögen manchem noch diese Worte von Karl-Wilhelm Wilkesmann im Ohr geklungen haben: „Wir machen weiter!“ Und dass er dabei betonte, Mitstreiter und Helfer würden noch dringend gesucht, zum Beispiel für die Aufführung des Theaterstücks „Kunst“ im Stillen Park: Ja, auch das hätte ihm wohl gut gefallen, dem Norbert.