Kreis Mettmann. . Pro Familia legt Jahresbericht 2016 vor: Schwerpunkt bleibt die Schwangerschaftsberatung. Neue Gesetze sorgen für erhöhte Nachfrage.

Geht es um Probleme in der Schwangerschaft, um mögliche Abbrüche oder – vorher schon – ums Thema Verhütung oder sexualpädagogische Arbeit in Schulen, dann ist die Beratungsstelle von Pro Familia in Mettmann Anlaufstelle auch für Ratsuchende aus Velbert. Das Team besteht aus sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter Sozialpädagogen und eine Ärztin.

Nun hat der Verein seinen Jahresbericht für 2016 vorgelegt. Neben zahlreichen Veranstaltungen in Schulen lag der Schwerpunkt auf der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung: Insgesamt 610 Beratungen führten die Mitarbeiter durch. „Die Zahl ist in etwa konstant gegenüber den Vorjahren“, betont Andreas Müller, Leiter der Beratungsstelle. Leichte Schwankungen gebe es immer.

Zugenommen hat auch die Verhütungsberatung

Im Mittelpunkt der Beratung standen dabei einmal Änderungen im Bereich des SGB II sowie zum anderen die allgemein zunehmende Bürokratie. „Das geht quer durch alle Bevölkerungsschichten, dass die Menschen die Formulare nicht mehr verstehen“, sagt Müller. Große Verwirrung stifte vor allem die Änderung beim SGB II: „Wenn man da die Menschen nicht an die Hand nimmt, dann kommen die nicht zu ihrem Recht“, so Müller.

Zugenommen habe auch die Verhütungsberatung. Interessant, so Müller, sei dabei, dass Schulen die Berater immer früher anfordern: „Früher haben wir unsere Veranstaltungen in der achten oder neunten Klasse durchgeführt, jetzt werden wir überwiegend schon für die Klasse 6 angefragt.“ Dabei seien Jugendliche heutzutage nicht reifer als früher, „aber wesentlich sexualisierter. Die kommen über das Internet ja an alles ran.“ Er glaube auch nicht, dass Eltern immer alles mitbekommen oder richtig filtern, was sich der Nachwuchs im Netz anschaut. „Oft raten wir den Schulen dazu, medienpädagogische Projekte in den Unterricht einzubauen.“ Sowohl bei Schülern als auch bei den Eltern müsse die Medienkompetenz geschult werden.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Beratung von Flüchtlingen

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit von Pro Familia im Jahr 2016 war die Beratung von Flüchtlingen in der Nevigeser Unterkunft im ehemaligen Krankenhaus an der Tönisheider Straße. „Wir haben das wie eine Sprechstunde aufgezogen, die Frauen konnten einzeln zu uns kommen, es gab keine Gruppengespräche“, berichtet Dr. Anne Wichmann, die seit Oktober 2016 das Pro-Familia-Team verstärkt. Da das Land zusätzlich Geld zur Verfügung gestellt habe, habe sie den Frauen auch kostenlos Verhütungsmittel anbieten können. „Die Gespräche waren gut“, sagt Wichmann, „und die Frauen wussten auch besser Bescheid, als wir gedacht hatten.“