Langenberg. . Der Verein für Langenberger Kinder kann in diesen Tagen ein Doppeljubiläum feiern: sein 45-jähriges Bestehen – und 20 Jahre „Kita Am Wiemhof“.

Er ist ein Paradebeispiel dafür, wie Menschen im Sinne der guten Sache über alle Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten können. Und so ist beinahe auch nicht zu glauben, dass die Gründung des „Vereins für Langenberger Kinder“ tatsächlich mit einem parteipolitischen Geplänkel einherging. Doch auch das ist heute, 45 Jahre später, längst Geschichte. Und so wird man die beiden Jubiläen, die der Verein in der nächsten und übernächsten Woche begeht, sicherlich ebenfalls in überparteilicher Eintracht feiern.

CDU übernahm den Verein beinahe im „Handstreich“

„Es war der damalige Bürgermeister Teleu, der den Anstoß gab“, erinnert sich Holger Trinks-Schulz, der den Verein seit mehr als einem Dutzend Jahren als Vorsitzender führt. Damals, 1972, war er bei den Jusos aktiv, als a, 24. August in einer von Bürgermeister Teleu einberufenen Versammlung der Langenberger SPD-Politiker Friedhelm Jansen zum kommissarischen Vorsitzenden eines zunächst provisorisch ins Leben gerufenen Vereins gewählt wurde. „Doch als es dann zur Gründungsversammlung kam, erschien die CDU, die das Thema Familie und Kinder ja für sich reklamierte, mit so vielen Leuten, dass sie den Verein quasi im Handstreich übernahm – und Lothar Breuel wurde sein erster Vorsitzender“, erinnert sich Trinks-Schulz.

Die alten Akten des Vereins übergaben Holger Trinks-Schulz (r.) und Kita-Leiterin Christa Meßelken schon 2009 an Stadtarchivar Christoph Schotten.
Die alten Akten des Vereins übergaben Holger Trinks-Schulz (r.) und Kita-Leiterin Christa Meßelken schon 2009 an Stadtarchivar Christoph Schotten.

Ein politisches Husarenstück, das der heutige Vorsitzende jedoch in keiner Weise negativ betrachtet. „Lothar Breuel hat über viele Jahre als Vorsitzender eine sehr, sehr gute Arbeit gemacht“, bescheinigt der Nachfolger seinem Vorgänger. Und in Breuels Ägide fiel dann auch die bedeutendste Aktivität des Vereins, die auch heute noch seinen Hauptzweck ausmacht: die Gründung der Kindertagesstätte Am Wiemhof, die am 2. Januar 1997 offiziell eröffnet wurde.

„Engagierte Eltern, die in Langenberg keinen Kindergartenplatz für ihre Kinder finden konnten, hatten zuvor im Verein die ‘Sonnenschein-Gruppe’ gegründet“, erzählt Trinks-Schulz. Schnell wurde daraus die Aktion „Mutti hat Zeit“ – an drei Tagen in der Woche konnten Mütter ihre Kinder für drei Stunden abgeben, um Zeit zum Einkaufen, für Erledigungen oder persönliche Bedürfnisse zu finden.

Vereine gaben ihre Räume für den Kindergarten auf

„Damit hat dann eigentlich alles so richtig angefangen – mehr und mehr wuchs der Wunsch, aus dieser Einrichtung einen richtigen Kindergarten werden zu lassen“, erzählt Trinks-Schulz. Mit viel Unterstützung von allen Seiten – unter anderem räumten der Langenberger Schwimmverein, die DLRG und der CDU-Ortsverein ihre Räume im Haus am Wiemhof – und 750 000 D-Mark, die man von der Stadt Velbert bekam, baute man das Haus im Wiemhof 11 zu einem „echten“ Kindergarten um.

Die „Sonnenschein-Gruppe“ und „Mutti hat Zeit“ sind Geschichte. Ebenso wie eine spektakuläre Aktion, die „Rennfahrer“ aus der ganzen Region nach Langenberg lockte: die Seifenkistenrennen. „Das erste fand 1975 auf der Eichendorffstraße statt – unvorstellbar, wie riesengroß das Starterfeld war, das auf der nur mit Strohballen gesicherten und für den Verkehr gesperrten Straßen gegeneinander antrat“, erinnert sich der Vereinsvorsitzende – übrigens selbst ein begeisterter Auto- und Motorrad-„Schrauber“.

Relikte der Seifenkistenrennen fürs Sommerfest gesucht

Und wohl auch darum wäre es Holger Trinks-Schulz ein Herzenswunsch, wenn man die alte Idee noch mal neu beleben könnte. „Schließlich sind wir immer noch der Verein für Langenberger Kinder – und als solcher nicht nur der Träger des Kindergarten“, sagt der 65-Jährige. Ob Fußballturnier oder Waldlauf, Schnitzeljagd oder – was ihm natürlich das Liebste wäre – eine Neuauflage des legendären Seifenkisten-Rennen: „Wenn jemand mit einer guten Idee käme, würden wir das schon unterstützen“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Der sich übrigens über eines sehr freuen würde: „Wenn wir bei unserem Sommerfest am 8. Juli noch Relikte der damaligen Rennen ausstellen könnten – vielleicht einen Siegerkranz oder ein Teil eines alten Rennwagens“, sinniert Trinks-Schulz. Eines allerdings wagt er kaum zu hoffen: „Dass irgendjemand tatsächlich noch einen alten Seifenkisten-Renner hat, der irgendwo im Keller , der Garage oder in einem Schuppen zustaubt.“

>>> ERST JUBILÄUMSFEIER – DANN SOMMERFEST

Die Jubiläumsfeier zum 45-jährigen Bestehen des Vereins und zum 20-Jährigen der Kita findet am kommenden Freitag, 30. Juni, mit geladenen Gäste in der Kita am Wiemhof statt.

Zum Sommerfest, das am Samstag, 8. Juli, ab 15 Uhr steigt, ist dann jedermann eingeladen. Unter anderem haben sich dazu auch einige Kinder der ersten Kita-Jahre angekündigt, die später selbst in der Kita ihr Praktikum als Erzieherinnen machten.