Langenberg. . An der Kamper Straße hat Metzger Bottmer sein Geschäft aufgegeben. Wurst und Fleisch gibt’s dennoch – bei Piotr Radzicki, frisch aus Polen importiert.
Still und leise hat sie sich aus Langenberg verabschiedet: die Metzgerei Bottmer. Nicht nur in Bonsfeld schloss das Ladenlokal – auch die Fleischerei an der Kamper Straße, in der Rainer Bottmer noch vor Jahresfrist Gold- und eine Silbermedaillen präsentierte, die ihm von der Frankfurter Fachmesse IFFA für seinen Kochschinken und die Fleischwurst verliehen wurde, gibt es nicht mehr. Traditionell ist das Geschäft am Hardenberger Bach aber geblieben – und auch Fleisch- und Wurstwaren gibt’s dort nun wieder zu kaufen: Direkt aus Polen importiert, nach alten Rezepten handgemacht, und von Piotr Radzicki feilgeboten.
Vor sechs Jahren kam Piotr Radzicki nach Deutschland
„Seit sechs Jahren bin ich schon in Deutschland“, stellt sich der 52-jährige Lebensmittelhändler vor. Nach Bremen hat es den gelernten Groß- und Einzelhandelskaufmann zunächst verschlagen, als er sieben Jahre nachdem sein Heimatland EU-Mitgliedsstaat geworden war – in Deutschland sein berufliches Glück suchte.
Mit einem Lebensmittelgeschäft machte sich Radzicki damals selbstständig. Allerdings mit einem ganz besonderen: „Ich verkaufe ausschließlich polnische Produkte, und zwar nur solche, die es hier bei den Lebensmitteldiscountern nicht zu kaufen gibt.“
Erst in Bremen und Osnabrück
Und die bietet er seit kurzem auch im Geschäft an der Kamper Straße an. Wobei er erst über einen kleinen „Umweg“ in die Senderstadt kam: „Einige Monate bin ich auch noch in Osnabrück gewesen, hatte dort ein Geschäft mit einem Partner, aber von dem habe ich mich dann doch wieder getrennt.“
Und so ist er in der ehemaligen Metzgerei Bottmer nun auch wieder der alleinige Chef. Dreimal in der Woche, jeweils dienstags, mittwochs und freitags, werden die Waren frisch aus Polen geliefert, die der 52-Jährige wochentags von 8 bis 19 Uhr und samstags von 8 bis 14 Uhr in seinem Laden verkauft.
Und zwar nicht nur an seine Landsleute, von denen es ja immer mehr nach Deutschland ziehe, seitdem sie als EU-Bürger auch hier problemlos Arbeit finden. Nein: „Etwa 50 Prozent meiner Kunden sind Deutsche“, erklärt Radzicki – und nicht ohne Stolz fügt er hinzu: „Schließlich habe ich sechs Jahre Erfahrung – dadurch weiß ich auch, was die Kunden wünschen.“
Mehr Gewürze in der Wurst
Und das ist – neben vielem anderen – vor allem die typische polnische Wurst. Ganz gleich ob Leberwurst oder Knoblauchwurst: „Die polnische Wurst ist einfach etwas mehr gewürzt als die deutsche – und die Krakauer, zum Beispiel, ist viel dicker bei uns, als sie hierzulande als Krakauer verkauft wird.“
Überhaupt: Eigentlich schmecke alles, was aus seiner Heimat komme, ein klein bisschen anders, erklärt der Lebensmittelhändler. „Das gilt auch für Milchprodukte, zum Beispiel Buttermilch.“ Und das, so Radzicki, hätten auch viele Deutsche festgestellt, die in Polen Urlaub gemacht hätten – und das würden schließlich von Jahr zu Jahr mehr. „Glauben Sie mir: Wer einmal polnisches Sauerkraut gegessen hat, nur mit Salz gemacht, ohne Essig, der wird kein anderes mehr essen wollen“, ist Radzicki überzeugt.
Eineinhalb Kilo Sülze – für den Mann
Und worin sich der Pole mit dem graumelierten Haar und dem verschmitzten Lächeln auch bestätigt sieht, denn: „Wer einmal hier war, der kommt auch wieder. Deswegen habe ich auch in Langenberg schon nach so kurzer Zeit etliche Stammkunden.“
Wie beispielsweise die ältere Dame, die bei ihrem ersten Besuch vor einigen Wochen zwei Scheibe Sülze in seinem Laden gekauft habe. Beim nächsten Besuch waren es fünf, dann zehn. In der vergangenen Woche nahm sie schließlich die ganze Sülze mit – eineinhalb Kilo. „Sie hat gesagt, ihr Mann isst nichts anderes mehr“, sagt Radzicki – und da huscht wieder dieses breite Lächeln über sein Gesicht.