Velbert. An der Hans-Böckler-Straße gibt es wider Erwarten sogar schon Platzprobleme. Eltern geben vermehrt der Förderschule ganz klar den Vorzug.

  • An der Hans-Böckler-Straße gibt es wider Erwarten bereits Platzprobleme
  • Schülerzahlen sind allenthalben höher, als man sie kalkuliert hatte
  • Trotz mehrfacher Einstellungsverfahren ist das Kollegium noch nicht komplett

Operation gelungen – und der Patient nicht etwa tot, sondern quicklebendig. So sieht die Zwischenbilanz für die neue Förderschulstruktur im Kreis Mettmann aus, die nach langen Vorbereitungen nunmehr mit ihren vier formierten Zentren seit vergangenem August Schul- und Lebensalltag ist.

Eine totale Schulneugründung

Fakt ist: Die Schülerzahlen sind allenthalben höher, als man es erwartet hatte. Und auch Astrid Lohmann hat selbst dazugelernt: „Wir hatten vor zwei Jahren gedacht, dass die Zahlen wesentlich zurückgehen“, räumt die Leiterin und Rektorin des Förderzentrums Nord für sonderpädagogische Förderung, Diagnostik und Beratung an der Hans-Böckler-Straße 25 - 27 ein. Es besteht aus Haus I (vormals Ufo) und Haus II (früher Schule In den Birken). Die Benennung soll den Neustart zum Ausdruck bringen. „Das war wirklich eine totale Schulneugründung“, sagt Konrektor Bernd Jordan. 28 Schüler mussten in andere Zentren wechseln, neun Kollegen wurden versetzt.

Wahlrecht für Eltern gewährleisten

Noch einmal zur Erinnerung: Die Struktur wurde geschaffen, um trotz veränderter Vorgaben von Rot-Grün in Düsseldorf die sonderpädagogische Förderung zu erhalten und weiter das Wahlrecht für die Eltern zu gewährleisten. Sie haben für ihr Kind die Alternative: entweder eine Förderschule oder eine Regelschule mit Inklusion.

„Wir haben einen solchen Erfolg“, bilanziert Kreis-Schuldezernentin Ulrike Haase, „dass er uns fast überrollt hat. Und wir müssen bereits über Ressourcen nachdenken.“ Das trifft auch vor Ort zu.

Nur Kinder aus Velbert und Heiligenhaus

„Wir haben jetzt schon ein echtes Platzproblem“, erzählt Lohmann. Das Förderzentrum Nord mit den Stufen 1 bis 10 sei zum Start für 220 Jungen und Mädchen – und zwar ausschließlich aus dem Einzugsbereich Velbert/Heiligenhaus – geplant gewesen. „Es sind aber 239.“ Überdies habe man noch nie so viele – nämlich 90 – Schüler im Primarbereich gehabt, habe man zudem auch deutlich beim Übergang zur Sek I zugelegt. „Die Eltern entscheiden sich so. Sie wünschen sich eben diese Fördermöglichkeiten für ihre Kinder.“

Aktuell sind drei Stellen vakant

Im Haus I werden die Kinder zielgleich nach Regelschulrichtlinien – Grund-, Haupt- und Realschule – gefördert und im Haus II in der Regel zieldifferenziert.

Fehlten kürzlich trotz mehrfacher Einstellungsverfahren im laufenden Schuljahr gar noch sechs Lehrer in dem eigentlich 40köpfigen Kollegium, so sind aktuell nur noch drei Stellen vakant. „Es gibt schlicht und ergreifend keine Sonderpädagogen auf dem Markt“, erklärt Astrid Lohmann die Lage. Zudem sei es auch recht schwer, „Leute nach Velbert zu holen“.

Die Hilfe geben, die gebraucht wird

„Ich bin eigentlich stolz darauf, dass wir es geschafft haben, diesen Zustand und diese Schulform zu retten“, kommentierte Bernd Tondorf gegenüber der WAZ die kreisweit umgesetzte Konzeption. „Die Eltern danken es uns ja“, fügte der versierte (Schul-)Kommunalpolitiker und Praktiker hinzu: „Man muss immer dem genau die Hilfe geben, die er wirklich braucht.“

<<< TAG DER OFFENEN TÜR

Den Auftakt machen um 13 Uhr im Foyer Haus I eine Schulband und eine Tanzgruppe, wenn das Förderzentrum Nord an diesem Freitag, 9. Juni, zum Tag der offenen Tür einlädt.

Ab 13.30 Uhr wird in beiden Häusern die Arbeit vorgestellt, sind Spiel und Spaß angesagt. Cafeteria und Mensa sind ebenfalls offen (bis 16 Uhr).