Kreis Mettmann. . Barbara Städtler ist Sprachheilbeauftragte des Kreises Mettmann. Ein Mal im Jahr richtet sie ein Symposium aus. Thema diesmal: Mehrsprachigkeit.
Jakobs Mutter kommt aus Südamerika, der Vater aus Deutschland – und der erlaubt seinem Sohn nur, Deutsch zu lernen. Heimlich spricht die Mutter mit dem Kleinen ihre Muttersprache, Spanisch. Nach zwei Jahren kommt es zur Trennung, Jakob lebt mit der Mutter fortan allein, hat kaum Sprachkontakte.
Schwierige Diagnose
Elena hat türkische Eltern, die beiden in Deutschland aufgewachsen sind. Die Mutter spricht sehr gut Deutsch, zu Hause werden beide Sprachen gemischt. Als das Kind in die Kita, später in die Grundschule kommt, ist sein Wortschatz immer noch relativ klein. Die Mutter gibt zu, dass ihr im Türkischen oft die richtigen Worte fehlen.
Solche Fällen kennt Barbara Städtler zuhauf. Sie ist die Sprachheilbeauftragte beim Kreis Mettmann – und hat nun bereits zum 16. Mal ein Symposium für Fachleute ausgerichtet. Themenschwerpunkt: „Mehr Sprache für Mehrsprachigkeit.“ Denn für immer mehr Kinder sei Deutsch die erste Fremdsprache. „Aber nur wenn die Kinder in der Muttersprache gefestigt sind, dann klappt auch der Neuerwerb der deutschen Sprache gut“, sagt sie.
Sprachstörungen mit unterschiedichen Ursachen
Dabei haben Sprachstörungen bei Kindern stets unterschiedliche Ursachen – was die Diagnose nicht einfach mache. „Es gibt jedesmal eine Erklärung, aber eine gute Diagnostik ist immens wichtig.“ Hat das Kind zum Beispiel Schwierigkeiten, weil die Eltern zu Hause nicht konsequent sind? „Wachsen Kinder zweisprachig auf, dann muss klar sein, welcher Elternteil welche Sprache spricht. So lernt das Kind am besten.“ Aber die Probleme könnten auch von einem Trauma herrühren – viele Kinder kämen schließlich als Flüchtlinge nach Deutschland und hätten viel erlebt.
Zu sehr unter Druck gesetzt
Oder es ist etwas ganz anderes, wie bei einem syrischen Mädchen, erzählt Barbara Städtler: „Sie hat plötzlich angefangen zu stottern und wir wussten nicht, warum.“ Die Siebenjährige sprach Arabisch, hatte auf der Flucht Englisch gelernt und hier in kürzester Zeit Deutsch. „Wir haben dann durch Gespräche herausgefunden, dass sie sich zu sehr unter Druck gesetzt hat.“ Denn ihrer Zwillingsschwester fiel das Lernen leichter. „Als dann der Druck weg war, sprach sie auch wieder flüssig.“
Kreis hat Führungnsrolle im ganzen Land
Mit dem Symposium, das Barbara Städtler ein Mal pro Jahr ausrichtet, nimmt der Kreis Mettmann in Deutschland eine Führungsrolle ein, wenn es ums Thema Prävention geht. „Wir bemühen uns stets um gute Qualität, haben angesehene Fachleute, die Vorträge halten.“ In diesem Jahr etwa hatte Städtler Dr. Stephanie Riehemann von der Universität Köln eingeladen, die dort Studierende der Sonderpädagogik und Sprachtherapie ausbildet. Sie referierte zum Bereich „Diagnostik“. Zweite Rednerin auf dem Symposium war Dana-Kristin Marks, die derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ludwig-Maximilians-Universität München arbeitet.
>>WARTELISTEN FÜR 2018
„Wir haben Wartelisten“ ist Barbara Städtler stolz auf die Resonanz für die Symposien. 160 Plätze stehen in jedem Jahr zur Verfügung „und ich will den Rahmen auch nicht vergrößern“, bekräftigt die Sprachheilbeauftragte des Kreises Mettmann.
Die Planungen für 2018 laufen bereits, die Veranstaltung soll dann wahrscheinlich im Mai stattfinden. Die Teilnahme für die eingeladenen Fachleute – Erzieher/innen, Therapeuten, Kinderärzte, Frühförderer usw. – ist kostenfrei.