Neviges. . Mit Platten aus Edelstahl will der Schulpfarrer und Geschichtsforscher Frank Overhoff daran erinnern, wie der Alltag der Juden in Neviges aussah.
- Der Schulpfarrer und Autor Frank Overhoff ist auf den Spuren jüdischen Lebens in Neviges
- An vier Orten sollen Gedenktafeln aus Edelstahl aufgestellt werden, unter anderem auf dem Friedhof
- Umfangreiches Quellenstudium in Archiven und Gespräche mit Zeitzeugen sind Grundlagen der Forschung
Ihn interessieren die Geschichten hinter den Namen. Wie er aussah, der Alltag der Juden in Neviges, wie sie lebten, das Stadtbild prägten. „Die Erinnerungszeichen stellen Juden fast ausschließlich als Opfer des Nazi-Regimes dar“, sagt Frank Overhoff, Schulpfarrer und Autor aus Langenberg. Doch vor dem grauenvollen Ende gab es viel buntes Leben, an das der Experte jüdischer Geschichte an vier Nevigeser Orten erinnern will.
Vier Stahltafeln für Neviges
Insgesamt plant Overhoff zwölf Edelstahltafeln, für jeden der drei Stadtteile vier, wie die WAZ bereits berichtete. Die Kosten betragen etwa 6000 Euro, davon trägt die VHS Velbert-Heiligenhaus 1000 Euro, den Anteil der Stadt (5000 Euro) muss der Hauptausschuss noch absegnen. In Neviges sollen die 40 mal 20 Zentimeter großen Tafeln an folgenden Stellen stehen: Am Jüdischen Friedhof Zwingenberger Weg sowie an der Hölzerstraße, hier stand bis 1940 die Synagoge. Drittens an der Elberfelder Straße, hier befand sich das Bekleidungsgeschäft Heumann und schließlich vor dem Kaufhaus Gassmann, ehemals Kaufhaus Moses Meyer.
Akribische Forschungen in diversen Archiven
Das jüdische Leben in Langenberg hat Frank Overhoff bereits mit einer unglaublichen Akribie und kaum vorstellbarem Fleiß aufgearbeitet. Wenn am 9. November wieder an die Schrecken der Reichspogromnacht erinnert wird, möchte er dann seine Ergebnisse für Neviges vorstellen. „Ich bin noch mitten drin, das ist sehr spannend und macht mir viel Freude“, sagt der Pfarrer und Lehrer am Gymnasium Langenberg.
Materialien findet er vor allem im Stadtarchiv, im Staatsarchiv Düsseldorf, dem Kreisarchiv Mettmann und dem Statistischen Landesamt Düsseldorf. Allein 137 Meter Personenstandsakten, also Geburts,- und Sterbeurkunden, gilt es zu durchforsten, auch alte Zeitungen bieten einen reichen Fundus: So entdeckte Overhoff zum Beispiel in einer Zeitung aus dem Jahr 1879 die Todesanzeige von Friederike Heumann aus dem gleichnamigen Bekleidungsgeschäft.
Alle drei Stadtteile werden beleuchtet
Ja, die Forschung in Archiven sei schon sehr spannend, erzählt Overhoff. Absolut unvergessen aber ist seine Begegnung mit Walther Nathan, einem heute 97-jährigen Juden aus Langenberg. Walther Nathan reiste 1937 als Tourist nach Palästina, geplant war eine 14-tägige Reise, doch Nathan kehrte nicht nach Deutschland zurück. Frank Overhoff besuchte den hochbetagten Zeitzeugen 2012 in Haifa: „Dabei erzählte er, dass er als Kind jede Woche mit dem Rad nach Neviges zu Heumanns gefahren ist. Ich habe dann nachgefragt, dort bekamen die zehnjährigen Kinder jüdischen Religionsunterricht.“ Ein wichtiges Mosaiksteinchen für seine Aufzeichnungen.
Ein arbeitsreicher Sommer liegt noch vor dem Geschichtsforscher aus Leidenschaft, bevor er seine Ergebnisse am 9. November vorstellen kann. Und an ausruhen ist auch danach nicht zu denken: „Als letztes kommt Velbert-Mitte dran.“
Zwei Bücher des Autor sind bereits erschienen
>>Frank Overhoff hat bereits zwei Bücher über jüdisches Leben herausgegeben: Im Jahr 2011 zusammen mit Eduard Neumann „Nichts verschweigen - konkret reden“ und 2014 „Biografische Notizen“. Auf über 300 Seiten sind die Lebenswege von 208 Juden dokumentiert.
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