Neviges. Eine Ära geht im Mai zu Ende. Wirtschaftliche Gründe zwingen nach drei Generationen zu dem Schritt. Mittagstisch bleibt bestehen.
- Nach 84 Jahren schließt die Traditions-Metzgerei Schmidt in Neviges am 27. Mai die Pforten
- Auch die dazugehörige Bäckerei macht dicht, wirtschaftliche Gründe erzwingen den Schritt
- Mittagstisch bleibt mit ausgebautem Angebot bestehen, so soll auch eine Salatbar angeboten werden
Seit 84 Jahren gehört die Metzgerei Schmidt zum festen Inventar der Nevigeser Innenstadt. Doch damit ist bald Schluss – nach langen Überlegungen hat sich Metzgermeister Peter Schmidt dazu entschieden, seinen Laden zum 27. Mai diesen Jahres endgültig zu schließen.
„Wir haben in den letzten Jahren immer wieder kalkuliert und diskutiert. Aber die Bemühungen haben nicht gereicht. Es tut uns leid. Und es fällt uns schwer“, heißt es in dem Schreiben, welches seit dieser Woche an der Eingangstür des traditionsreichen Ladens prangt.
Die Kunden, die am Dienstagvormittag vor der Fleischerei stehen, wirken geschockt: „Ich habe hier mit zehn das erste Mal eingekauft. Das ist 78 Jahre her“, erzählt ein älterer Herr. Erst vor wenigen Wochen hatte der nahe Rewe-Markt seine Schließung bekannt gegeben. „Die jüngeren Leute haben alle Fahrzeuge. Aber für uns ältere Bevölkerung ist das schlimm“, fährt er fort.
Discounter und Supermarktketten prägen das Bild
So schwer der Schritt auch falle, so lasse die wirtschaftliche Situation keine andere Möglichkeit zu, erklärt Metzgermeister Peter Schmidt. „Es wird seit Jahren immer weniger. Schauen Sie sich doch einfach die Straße an“, ist er im Gespräch sichtlich um Fassung bemüht. Billige Discounter und große Supermarktketten leisten ihr Übriges. In der dritten Generation wird die Metzgerei von seiner Familie geleitet. „Wir sind echte Nevigeser. Diese kleine Stadt bedeutet uns sehr viel. Die Metzgerei ist unser Leben. Ich hätte gerne die 100 Jahre vollgemacht“, gibt er zu, dass auch Tränen geflossen sind.
Immer wieder sei das Angebot in der Vergangenheit aktualisiert worden, zuletzt wurde auch die im Laden befindliche Bäckerei von seiner Familie geleitet. Schmidt hatte viele Gespräche mit anderen Bäckern geführt, doch aufgrund der Lage wollte niemand übernehmen. Auch für die Bäckerei ist nun Schluss. Insgesamt beschäftigt Schmidt, der den Betrieb seit 2001 leitet, derzeit noch sechs Verkäuferinnen, davon eine in Vollzeit.
Den Mittagstisch gibt es weiter
Bestehen bleibt dagegen der „Partyservice Knapp“, der bereits seit 24 Jahren in den Räumen der Metzgerei sitzt und dort für den Mittagstisch verantwortlich ist. „Wir werden das Lokal umbauen und müssen deshalb ein paar Wochen schließen. Aber danach geht es weiter“, betont Barbara Knapp, die Schwester von Peter Schmidt. Der frisch gekochte Mittagstisch wird mit einer größeren Auswahl fortgeführt, eine Salatbar soll eingerichtet werden. Zugleich fühlt sich Barbara Knapp aber von der Politik im Stich gelassen: „Sie hat die Verantwortung und kommt dieser nicht nach“, meint sie im Hinblick auf den bestehenden Leerstand in der Innenstadt.