Langenberg. . Seit August hält der frühere Betreiber des Fitnessstudios im Nizzabad die Räume besetzt. Auch Juristen bissen sich bislang an ihm die Zähne aus.
„Das ist schlimm, ganz schlimm“, sagt Ronald Kunze. Und wie der Rechtsanwalt aus der Kanzlei Demmer und Partner, der die Stadtwerke in diesem Rechtsstreit vertritt, das sagt, schwingt schon eine ganze Portion Verzweiflung mit. Seit Monaten versucht er nun im Auftrag der Stadtwerke Velbert, wieder das Nutzungsrecht über die Räume überm Nizzabad zurückzuerlangen. Doch Herr im ehemaligen Gesundheitszentrum bleibt Olaf Balzer, der ehemalige Betreiber – obschon der längst nicht mehr in Deutschland, sondern in Österreich lebt. Und obwohl ein Gerichtsurteil ihm die Räume eigentlich längst abgesprochen hat.
Neue und alter Pächter haben sich überworfen
„Das kann doch nicht sein! Was da mit den jungen Leuten gemacht wird, ist wirklich eine Riesensauerei“, meldeten sich nun schon vermehrt ehemalige Kunden bei der WAZ. Die „jungen Leute“: Damit sind Ariane Walhuis und Enes Cyqalla gemeint. Im Sommer 2016 gründeten sie ihre Fitnessfirma „train & fun vitalsport“. Zum 1. August hatten sie mit den Stadtwerken einen Pachtvertrag über die Räume des ehemaligen Gesundheitsstudios abgeschlossen. Doch Olaf Balzer, der sich von dem Paar übervorteilt sah und behauptet, man habe zuvor per Handschlag und im Beisein seines Anwalts vereinbart, dass die beiden jungen Leute, die früher im Gesundheitszentrum arbeiteten, seine komplette Firma übernehmen sollten.
„Stimmt nicht“, versichern beide nachdrücklich. Nur einige Geräte und den Kundenstamm habe man übernehmen wollen. Darüber aber sei es zu keiner Einigung gekommen. Dennoch eröffnete man im August das eigene Studio. Allerdings ohne Räume: Per einstweiliger Verfügung sicherte Balzer sich die Hausrechte gerichtlich.
Im Zivilprozess erging ein Versäumnisurteil gegen ihn
Seit Monaten schon liegen Stadtwerke und Balzer nun im Rechtsstreit. Den haben die Stadtwerke zwar eigentlich schon gewonnen, weil ein Säumnisurteil gegen Balzer erging: Zu einem Zivilprozess, in dem die Räumungsklage gegen ihn verhandelt werden sollte, war er trotz Ladung nicht erschienen.
Die aber will Balzer, so berichtet Rechtsanwalt Kunze, in Österreich auch nie erhalten haben. Ebenso wenig übrigens, wie das Säumnisurteil. Da dieses Urteil jedoch erst mit Zustellung Rechtskraft gewinnt, hat Balzer weiterhin die Verfügungsgewalt über die Räume.
Insolvenzverfahren läuft bereits
„Ich habe mit ihm telefoniert und aufgefordert, die Räume freizugeben, da er doch Insolvenz angemeldet hat und das Studio daher sowieso nie mehr betreiben wird“, so Kunze. Doch Balzer denke offenbar gar nicht daran. „Er will die neuen Pächter nur noch schädigen“, ist Kunze überzeugt. Und sieht sich darin einig mit dem Insolvenzverwalter: „Der hat mir gesagt, dass Herr Balzer derzeit irgendwie nicht zu packen ist – und dass es ihm nur noch darum gehe, mutwillig Schaden herbeizuführen.“
Und den haben in erster Linie Ariane Walhuis, Enes Cyqalla und ihre Kunden: Seit Monaten kann nur in einem Provisorium trainiert werden – in den ehemaligen Umkleidekabinen des Freibades.
Für die WAZ war Balzer auch unter seiner österreichischen Handynummer nicht zu erreichen.