Velbert. . Seit mehr als 20 Jahren erinnert die evangelische Gemeinde Dalbecksbaum am Befreiungstag des Konzentrationslagers an die Gräuel des Holocaust.
- Beeindruckende Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus in der Gemeinde Dalbecksbaum
- Gemeindemitglieder lasen Augenzeugen-Berichte von Menschen vor, die die Hölle von Auschwitz überlebt haben
- Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das Konzentrationslager Auschwitz
Eine beeindruckende Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus erlebten die Teilnehmer am Auschwitz-Gedenktag in der evangelischen Gemeinde Dalbecksbaum. Gemeindemitglieder lasen Augenzeugen-Berichte von Menschen vor, die die Hölle von Auschwitz überlebt haben.
Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das Konzentrationslager Auschwitz. Mehr als eine Million Menschen waren hier von den Nationalsozialisten ermordet worden, nur wenige Gefangene kamen mit dem Leben davon. Aber das Geschehene ließ sie nie wieder los.
Zehnjährige entkam Josef Mengele
„Mich hat Auschwitz nie verlassen“, das ist dann auch der Titel eines Buches. Die meisten Entkommenen sind heute sehr alt, seit den schrecklichen Ereignissen ist beinahe ein Menschenleben vergangen und doch vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht an Auschwitz denken. „Das Lager ist in mir“, schrieb Frederik Terma. Und so ist Auschwitz das Thema aller Bilder, die der Maler schuf. Seine Frau wurde nach den Erlebnissen im Konzentrationslager wahnsinnig.
Oder Marta Wise. Die 1934 geborene Jüdin wurde zunächst vor den Nazis versteckt, dann entdeckt und nach Auschwitz gebracht. Dort entkam sie NS-Arzt Josef Mengele. Nach der Befreiung schlug sich die Zehnjährige in ihrer Heimat Bratislava durch, fand dort sogar ihre Eltern wieder. Die Familie emigrierte nach Australien, möglichst weit weg von Europa.
Schreckliche Erlebnisse im Lager
Da ist der Franzose Raphael Esrael, der mit 18 Jahren nach Auschwitz kam. „Auschwitz ist immer da“, sagt er und dennoch konnten er und seine Frau ihrer Tochter davon nie erzählen. Bronja Brandmann kann bis heute nicht aus Trauer weinen, so schrecklich waren ihre Erlebnisse im Lager.
Der Maler Jehuda Bacon wog gerade einmal 34 Kilo, als er aus dem Lager entlassen wurde. Der Künstler, der heute in Jerusalem lebt, begann im Lager, auch um seine schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten.
Erinnerungen an Adolf Burger
Schließlich wurde an den gerade gestorbenen Adolf Burger erinnert, der vielen Velberter Schülern von seinen Erlebnissen berichtet hatte und so die Erinnerung an die mörderischen Gräuel der Nazis aufrechterhielt. Er schrieb Bücher, um Zeugnis von seinem Leben abzulegen, damit kein neuer Nazi künftig behaupten kann, die Vernichtungsmaschinerie von Auschwitz habe es nicht gegeben.
Die Erinnerung an die schreckliche Zeit sei umso wichtiger, als es in der heutigen Gesellschaft wieder breiten Raum für Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz gebe und in der humane Werte in Abrede gestellt würden, hieß es in der Anmoderation zu der Veranstaltung. Insofern hatte die Gedenkfeier durchaus eine politische Intention.
In einem würdigen Rahmen
Seit mehr als 20 Jahren gibt es in der evangelischen Gemeinde die Holocaust-Gedenkfeier in der Apostelkirche, die auch diesmal wieder in einem würdigen Rahmen stattgefunden hat. Das Vocal-Ensemble 84 Niederberg sang jüdische und israelische Lieder, angeleitet und am Klavier begleitet von Sigrid Wagner Schluckebier.
Ehemalige Häftlinge befragt
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Die Zeitzeugenberichte stammen aus dem Buch „Mich hat Auschwitz nie verlassen“ von Susanne Beyer und Martin Doerry.