Langenberg. . Seit Herbst arbeitet Andreas Delor an einer Skulptur vor dem Waldorf-Kindergarten. Es gab sogar Gerüchte, es handele sich um einen Phallus.
Andreas Delor ist ein Künstler durch und durch. Seit Anfang Herbst des vergangenen Jahres ist der 66-Jährige immer wieder vor dem Waldorf-Kindergarten an der Hauptstraße zu finden, wo er in mühsamer Feinarbeit aus einem abgeholzten Baumstamm eine Skulptur schnitzt. In den nächsten 14 Tagen, so versichert er, soll das einen springenden Delphin darstellende Werk fertiggestellt sein.
Vor einigen Monaten wurde Delor von einer Betreuerin des Kindergartens angesprochen, ob er nicht aus dem Stumpf des zu fällenden Baumes etwas machen kann. Die Kiefer musste krankheitsbedingt gefällt werden, Äste drohten auf den Kindergarten zu fallen. Delor sagte zu und ließ den Stamm auf einer Höhe von ca 2,40 Meter stehen.
Gerüchte vom „Waldorf-Phallus“
Bis zu seiner Pensionierung war Delor nach eigenen Aussagen experimenteller Musiker. Die Bildhauerei sei aber schon seit Jahrzehnten eines seiner Hobbys gewesen. „Ich habe immer viel mit Holz gearbeitet“, erklärt er, warum die Wahl auf ihn fiel. An seine Arbeiten geht er dabei in der Regel unvoreingenommen heran – Improvisation lautet das Stichwort. So ging es auch vonstatten, als er sich Ende September zum ersten Mal an den Baumstamm machte. „Ich habe am Anfang selbst nicht genau gewusst, was es werden soll“, fährt Delor fort, während er sich weiter am Stamm zu schaffen macht. Da er auch nachfragenden Passanten keine konkrete Antwort geben konnte, kam schnell das Gerücht auf, dass das Werk einem Phallus nicht ganz unähnlich sei. „In den sozialen Netzwerken wurde schon vom Waldorf-Phallus“ gesprochen“, zwingt sich der aus der Nähe von Hamburg stammende Delor zu einem Lächeln.
Zugebenermaßen war das nicht die Intention des Künstlers: „Ich lasse mich vom Holz führen“, schildert er die Vorgehensweise bei seiner Arbeit. Eines Tages meinte jedoch ein Spaziergänger, dass ihn die Skulptur an einen aus dem Wasser springenden Delphin erinnere. Der Gedanke gefiel Delor.
Sein abstraktes Werk gleicht dabei einer echten Sisyphusarbeit. Span für Span wird von Delor, der lediglich mit einem Holzbeitel und Hammer arbeitet, von der Rinde abgetragen. Nicht ein einziges Mal nahm Delor eine Säge zur Hilfe. Dabei trotzt er Wind und Wetter – auch die derzeitigen bitterkalten Temperaturen können ihm nichts anhaben: „Man muss dranbleiben, um nicht den Faden zu verlieren“, erläutert er ganz pragmatisch.
Kinder haben ihren Spaß
Mittlerweile befindet sich Delor mit seiner Arbeit bereits im Feinschliff, nimmt immer wieder an kleinen „Buckeln“ leichte Korrekturen mit dem Beitel vor. „Für mich ist das Arbeiten daran wie eine Art Meditation“, genießt er die Zeit an der Skulptur. Genauso sehr freut es ihn aber, wenn vorbeikommende Menschen ihn ansprechen. Und auch die Kinder des Kindergartens schauen Delor immer wieder interessiert zu und versuchen die herabfallenden Späne aufzufangen. „Sie haben ihren Spaß. Das ist ein weiterer Anreiz“, schließt der Künstler mit einer Portion Stolz ab.