Heiligenhaus. . Ein vermeintlicher Unitymedia-Mitarbeiter hat bei Heiligenhausern angerufen und wollte sie mit falschen Angaben zu Vertragsabschlüssen drängen.

  • Ein vermeintlicher Unitymedia-Mitarbeiter hat versucht, eine Heiligenhauserin zu betrügen
  • Er gab vor, dass ihr Fernseher schwarz bleibe, wenn sie nicht neue Verträge abschließen würde
  • Unitymedia sagt, der Mann arbeite wohl für ein Subunternehmen, und verurteilt dessen Vorgehen

Als Ute Oberkoxholt Anfang der Woche zuhause einen Anruf erhalten hat, da fiel ihr beinahe der Hörer aus der Hand. Denn was die 59-Jährige von einem vermeintlichen Mitarbeiter des Kabelnetzbetreibers Unitymedia zu hören bekam, war ein glatter Betrugsversuch. „Mir wurde gesagt, dass im März das Kabelfernsehen auf digitalen Empfang umgestellt wird und ich eine neue Dose benötige. Diese sollte 280 Euro kosten“, erzählt sie.

Das sind gleich zwei Lügen: Zum einen stellt Unitymedia erst ab dem 30. Juni von analogem auf digitales Kabelfernsehen um. Zudem würde nach Unternehmensangaben niemals die Summe von 280 Euro für eine neue Dose fällig.

Weitere Flunkereien

Bei Ute Oberkoxholt ging es mit den Flunkereien aber noch weiter: „Der Mann, der sich mit dem Namen Daniel Steinbrecht oder Steinbrecher vorstellte, sagte, dass mir die Kosten erlassen würden, wenn ich neben meinem Fernseh-Kabelvertrag auch einen Telefon- und einen Internetvertrag bei Unitymedia abschließe“, schildert die Heiligenhauserin, die in der Heide wohnt, weiter. Und als i-Tüpfelchen kam noch eine Drohung hinterher: „Ansonsten würde mein Fernseher ab März schwarz bleiben, hieß es.“

Unitymedia: „Das entspricht nicht unseren Praktiken“

Doch auch diese Aussage ist absoluter Humbug, wie Unitymedia auf WAZ-Nachfrage mitteilte. „Das alles entspricht in keiner Form unseren Geschäftspraktiken. Wir haben auch keinen Mitarbeiter mit dem Namen Steinbrecht oder Steinbrecher“, erklärte Unitymedia-Sprecher Olaf Winter. Vielmehr handele es sich wohl um einen Mitarbeiter von einem beauftragten Subunternehmen, der so an die Kundendaten des Kölner Unternehmens gelangen konnte.

Doch so oder so sei das Auftreten nicht akzeptabel. Winter: „Wir schulen auch die Beschäftigten von Fremdfirmen und sagen ihnen, was geht und was nicht.“ Der Sprecher vermutet sogar, dass das Subunternehmen die Adressdaten an freie Mitarbeiter weitergegeben hat. Und: „Wenn Kunden in solchen Fällen unterschrieben haben, können sie bei uns die Verträge auch kündigen, selbst wenn die Widerrufsfrist schon verstrichen ist.“

Drohungen und Panikmache

Das alles kann aber für Andreas Adelberger, Leiter der Verbraucherzentrale Velbert/Heiligenhaus, aber noch keine Entschuldigung für solche offenkundigen Betrugsversuche sein. „Wenn Firmen Aufträge an Subunternehmen vergeben, muss der Verbraucherschutz immer gewährleistet sein. Es darf niemand mit Drohungen und Panikmache eingeschüchtert werden“, meint er. Zudem rät Adelberger allen Kunden, niemals solche Verträge telefonisch oder an der Haustür abzuschließen.

Das hat Ute Oberkoxholt auch nicht getan. Sie hat zudem ihre Nachbarn über den Abzock-Versuch informiert – denn auch bei ihnen hatte der vermeintliche Unitymedia-Mitarbeiter angerufen. Seitdem hat er sich auch nicht mehr gemeldet.

>>> ANGEBLICHE GROßRAUM-STÖRUNG

  • Nicht gut auf Unitymedia zu sprechen ist Nils Hausberg von der Ludgerusstraße. Da sein Internet trotz 120 MBit/s nicht gut funktionierte, stimmte er im Dezember einem Angebot von Unitymedia für einen neuen Router für 30 Euro zu. Doch danach tat sich bei seinem Internet nichts. „Ich habe mehrfach mit dem Kundendienst gesprochen. Immer wieder wurde mir gesagt, dass es sich um eine Großraumstörung in Heiligenhaus handele.“
  • Ein Kontakt zum Kabelnetz-Dienstleister Westkabel habe aber zum anderen Ergebnis geführt. Hausberg: „Da wurde mir gesagt, dass es keine Störung gebe. Vielmehr sei der Router defekt.“ Dennoch habe es noch einige Anrufe bei Unitymedia gebraucht, bis der Fehler behoben wurde. Unitymedia-Sprecher Olaf Winter kann sich die Aussagen des Kundendienstes, so wie es Nils Hausberg schildert, nicht erklären. „Uns liegen auch keine Daten über eine Störung vor.“