Beim Willkommenscafé der Realschule Kastanienallee zeigt sich der Erfolg der „Internationalen Klasse“. Flüchtlinge lernen und lachen gemeinsam.

Mossul. Kabul. Bagdad. Wenn es Städte gibt, die in jedem empathischen Menschen ein Donnergrollen auslösen, sind es diese. Städte, die stellvertretend für das Grauen der Kriege im Nahen Osten stehen. Tod, Terror, Tristesse.

Und dann stehen da, mitten im Gedränge, Mariana Abdullah, Mobina Ghayomi und Lubna Al-Qaisi. Die 12-Jährigen wirken wie die Antithese zu den Zuständen in ihrer Heimat. Sie lachen, wie wenige Menschen jemals lachen. Ungezwungen, glücklich, ohne Reue. Und das, obwohl sie vor wenigen Monaten noch in Mossul, Kabul und Bagdad lebten. Täglich: Tod, Terror, Tristesse.

Heute sind die drei frohen Mutes – und gewissermaßen die Stars der Internationalen Klasse (IK) der Realschule Kastanienallee. 37 Schüler aus gut einem Dutzend Ländern werden dort von Kathrin Kaiser und Michael Huth betreut. „Die Kommunikation kann relativ schwierig sein“, sagt Huth, „aber das geht mit Händen und Füßen“.

In der internationalen Klasse lernen die Kinder vor allem die formalen Seiten der deutschen Sprache kennen. Beispielsweise das Verstehen der schulischen Aufgabenstellungen. „Die Umgangssprache lernen sie auf dem Schulhof“, sagt Olaf Korte, Schulleiter der Kastanienallee.

Willkommenscafé in der Schule

Um Schüler der IK - vor allem aber deren Eltern - in den Schulalltag zu integrieren, hat die Realschule ein Willkommenscafé initiiert. Auch hier zur Begrüßung auf der Bühne: Mariana, Mobina und Lubna. Sie halten eine kurze Begrüßungsrede, aber es geht weniger darum, was sie sagen, sondern wie sie es sagen. Lächelnd, auf deutsch und voller Charme.

Es kommt nicht häufig vor, dass Zwölfjährige sich ihrer Wirkung bewusst sind – und auch bei den Mädchen wirkt alles echt und ungezwungen. Vielleicht ist es einfacher, totale Freude zu versprühen, wenn die totale Trauer nicht fremd ist. Denn trotz allem Optimismus fehlt ihnen ihre Heimat. „Ich vermisse meine Oma und Onkel“, sagt Mobina aus Kabul. Hier träumt sie von einer Karriere als Ärztin.

Die drei Mädchen sind Positivbeispiele. Wie in allen anderen Klassen gibt es auch in der IK Negativbeispiele. „Aber“, betont Lehrerin Kaiser, „es ist ein kleiner Anteil, bei denen nichts funktioniert“. Meist sei das Elternhaus entscheidend für das Arbeitsethos.

Um den muss sich bei Mariana, Mobina und Lubna niemand sorgen. „Die drei sind so lange hier wie es geht, sie mögen die Schule sehr“, sagt Konrektor Ralf Dubbelfeld. Zur Verabschiedung gibt es von den Mädchen einen Händedruck. Und: Bebendes, monumentales Lachen.