Velbert. Historiker Henri Schmidt plädiert für den Erhalt des Denkmals. Die Velberter hatten den Bau nach dem Ersten Weltkrieg finanziert
Die Diskussion um das Ehrenmal an der Poststraße kommt nicht zur Ruhe. Die Bausubstanz des Ehrenmals ist in einem bedauernswerten Zustand; das Moos sprießt, Steinplatten haben sich verschoben. Fährt man durch die deutschen Lande, erlebt man sehr häufig das Gegenteil. Ein Plädoyer für den erhalt des Ehrenmals hält nun der Velberter Historiker und ehemalige Polizeichef Henri Schmidt.
„Denkmäler und Ehrenmäler sind Ausdruck eines Zeitgeistes und vergegenwärtigen unser Erbe, konfrontieren uns, so der Autor Ulrich Schlie, mit einer ,fortwirkenden Vergangenheit’, die – beharrlich, unbarmherzig bisweilen auch versöhnlich – in unsere Gegenwart hineinragt“. Ein Volk, das seine Vergangenheit verdrängt, läuft Gefahr, sie unfreiwillig zu wiederholen. Mit dem Ehrenmal in Velbert solle nicht der Initiatoren der Kriege sondern der Opfer des Geschehens gedacht werden.
Wie kam es eigentlich zum Bau des Ehrenmals an der Poststraße? Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Übertragung der Alleinschuld auf das Deutsche Reich durch den Vertrag von Versailles, verbreitete sich in Deutschland ein Klima der Unzufriedenheit und Verbitterung über den Ersten Weltkrieg mit seinen Folgen.
Auch Kleinverdiener gaben Geld
In den Städten und Gemeinden verstärkte sich der Wunsch nach Gedenkstätten und Ehrenmalen, um die gefallenen Soldaten zu ehren und an die, wie die Menschen zu dieser Zeit empfanden, ungerechte Verteilung der Kriegsschuld zu erinnern. 1928 rief der Velberter Bürgermeister Dr. Tweer mit den Stadtverordneten die Bürger der Stadt Velbert dazu auf, dem Zeitgeist entsprechend ein Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen 680 Soldaten zu errichten.
Die Entscheidungsträger waren davon überzeugt, dass nur durch eine Opfergabe der Allgemeinheit ein Ehrenmal zu realisieren war. „Es müssen sich alle Kreise der Bevölkerung an dieser hohen Opferspende beteiligen, nur dann kann das Ehrenmal in den Herzen der Menschen verankert werden“. So kam es dann zu einem Spendenaufruf des Bürgermeisters für die veranschlagten Kosten in Höhe von 63 500 Reichsmark. Über unterschiedliche Spendenformen, von der Sammelbüchse bis zum Kauf von Bausteinen, von großzügigen Spenden der Industrie, von Banken und Vereinen konnten in einer Zeit wirtschaftlichen Niederganges 64 144 RM gesammelt werden.
Die Spender, auch Kleinspender mit einer 1 RM, verspürten das Bedürfnis, den Gefallenen, die sich nicht um den Kriegsdienst gerissen hatten und ihren befohlenen Einsatz mit dem Leben bezahlt hatten, die letzte Ehre zu erweisen. Als dann das Ehrenmal am 29. Juni 1930 seiner Bestimmung übergeben wurde, ahnte keiner der Anwesenden, dass schon bald diese Gedenkstätte für weitere 900 Gefallene des 2. Weltkrieges zur Erinnerungsstätte werden sollte.
In einer Zeit relativen Wohlstandes ist nun zu verzeichnen, dass das Ehrenmal mit seiner Bedeutung weithin in Vergessenheit geraten ist. Wie sehr die Zeit gegen die Erinnerung und Beachtung der Gefallenen und der Opfer der Kriege läuft, wird auch bei den jährlichen Gedenkfeiern, z.B. am Volkstrauertag, deutlich. Neben den Abordnungen von Verbänden, neben des Offiziellen, finden sich nur noch wenige Bürger ein, um zu gedenken. Zu dieser Entwicklung kommt nun in Velbert der bedauerliche Gesamtzustand des Ehrenmals. Wie die WAZ schreibt, sind Stadt Velbert und Land NRW nicht in der Lage, 300 000 Euro zur Sanierung aufzubringen.
Wieder Spender suchen
Geht man ins Internet unter „Ehrenmal“, findet man zahlreiche Initiativen der Bürger zur Sanierung ihrer Gedenkstätten. Wie wäre es, wenn der Bürgermeister und die heutigen Stadtverordneten zu einer Spende aufrufen würden. Die an der Geschichte unserer Stadt interessierten Bürger könnten den Gefallenen und den Opfern zweier Weltkriege eine unserer Stadt angemessene Ruhestätte erhalten. Den Kritikern und Uninteressierten entfiele der Aufschrei nach „fehlgeleiteten Steuergeldern“.