1000 Unternehmen in Velbert werden von ausländischen Mitbürgern geführt.Wirtschaftsförderer referiert vor Integrationsrat über selbstständige Migranten

"Uns gehen die Fachkräfte aus. Wir können auf niemanden verzichten. Und Migranten sind ein großes Potenzial." So sagte es Wirtschaftsförderer Erwin Keller im Gespräch mit der WAZ. Er mag das Wort "Migranten" nicht. Auch Cem Demircan, Vorsitzender des Integrationsrates in Velbert, gefällt der Begriff nicht, doch hat auch er keinen besseren parat.

Nun, Keller war zu Gast beim Integrationsrat, der jetzt im Awo-Haus tagte, und referierte über "Selbstständige Migranten in Velbert". Gemeint sind hier ausländische Mitbürger, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben.

Laut Keller gibt es derzeit in Velbert rund 10 000 Wirtschaftsbetriebe. 1000 davon, also zehn Prozent, werden von ausländischen Mitbürgern geführt. "Das Spektrum reicht vom kleinen Imbiss bis hin zum metallverarbeitenden Betrieb, also querbeet durch alle Branchen." Darin unterscheiden sich ausländische Betriebe nicht von deutschen. Die Unternehmen seien schwerpunktmäßig in den Bereichen Dienstleistung und Einzelhandel angesiedelt. Um einen Betrieb, gleich welchen Genres, anzusiedeln, sei natürlich, so Keller, das Beherrschen der deutschen Sprache eine Grundvoraussetzung. Hier reichen die Kenntnisse erfahrungsgemäß "von sehr gut bis weniger gut", so Keller. Wichtig für eine Unternehmensgründung seien aber - für deutsche wie für ausländische Selbstständige - die Geschäftsidee, das Kapital und kaufmännische Kenntnisse, "an den es oftmals hapert". Aber auch das gelte für Deutsche wie für Migranten. Als Marktlücke und Chance für ausländische Gründer sieht Keller die Verselbstständigung als Wirtschafts- und Unternehmensberater. "Sie kennen die deutschen Regeln und Anforderungen, beherrschen aber die Muttersprache ihrer Landsleute und wissen um deren Mentalität." Abgesehen davon habe Keller das "Bauchgefühl", dass bei ausländischen Unternehmern die jeweiligen Familien im Geschäft viel stärker "mit anpacken" würden als bei deutschen.