Der Mittelstandsverband BVMW lud wenige Wochen vor der Wahl vier Bundestagsabgeordnete, die im Kreis Mettmann kandidieren, zur Diskussion über Wirtschaft, Bildung und Gleichberechtigung ein.

Wahlfahrt statt Wallfahrt hieß es in Neviges: Horst-Werner Altena, Kreisgeschäftsführer des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), lud die mittelständischen Unternehmer bei der E.D.B. Bildungsgesellschaft für erfolgreiche Berufe zur politischen Diskussionsrunde ein. Erstmals vor der Bundestagswahl traf hier die Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese (SPD) auf die Mitbewerber Mareike Grigo (Grüne), Peter Beyer (CDU) und Dirk Wedel (FDP). Moderiert wurde die Diskussion von Bernd Ruhnke, Pressesprecher der Kulturhauptstadt 2010.

Einigkeit über Rolle des Mittelstandes

Mareike Grigo
Mareike Grigo © WAZ FotoPool

Auch wenn sich die Politiker einig waren, dass der Mittelstand „Herz und Motor der Gesellschaft ist“, so Griese, und „die großen Unternehmen nicht so wichtig sind, wie der Mittelstand“, so Wedel, gab es auch etliche Reibungspunkte.

Schnell war die Diskussion entfacht und die Politiker warteten oft ungeduldig darauf, wieder das Wort erteilt zu bekommen. Natürlich bildete die Wirtschaftskrise den Hintergrund für alle Argumentationen, es ging um Steuererhöhungen- und senkungen und um die Verteidigung des eigenen Wahlprogramms.

Kerstin Griese (SPD) Foto: Uwe Vogler
Kerstin Griese (SPD) Foto: Uwe Vogler © WAZ

Beim Thema Bildung hatten die Politiker ähnliche Ziele. „Wenn mich jemand fragt, was die drei wichtigsten Themen für die Zukunft sind, sage ich: Bildung, Bildung, Bildung“, so Griese. Sie plädiert dafür, dass Bildung vom Kindergarten bis zum Studium gebührenfrei sein soll. Damit verknüpft fiel auch das Schlagwort vom Bildungssoli. „Davon sind ja nur diejenigen betroffen, die 250 000 Euro im Jahr verdienen. Das sind vielleicht gerade mal zwei Prozent der Deutschen“, so Griese.

Peter Beyer
Peter Beyer © WAZ

Auch Peter Beyer setzte die Bildung hoch auf seine Agenda. Er sah's praktisch: „Wir müssen Wirtschaftsunterricht fördern und Malermeister und Zerspaner zu Projektwochen in die Schulen bekommen. Die Kinder brauchen neben der Theorie auch Praxis.“ Die vier Abgeordneten waren sich zudem auch einig, dass nach der Wirtschaftskrise neue Regeln benötigt werden. „Die Unternehmen müssen mehr Verantwortungsbewusstsein haben und auf langfristige Erfolge setzen”, so Griese. Während Grigo, Wedel und Beyer beim Wahlprogramm ihren Schwerpunkt unter anderem auf die Wirtschafts- und Finanzpolitik setzen, blieb Griese ihren bisherigen Themen treu – Soziales und Familie.

Zu wenige Frauen in Führungspositionen

Dirk Wedel (FDP) Foto: Detlev Kreimeier
Dirk Wedel (FDP) Foto: Detlev Kreimeier © WAZ

Auch das Publikum meldete sich zu Wort. Nicht nur die Wirtschaftskrise war Thema, sondern auch, weshalb es immer noch so wenige Frauen in den Führungspositionen gibt.

Beyer gab zu, dass in diesem Bereich bislang zu wenig getan worden sei. Dennoch meinte er, dass die Stellenbesetzung nach Kompetenz gehen solle. „Und man könne ja auch eine Männerquote fordern. Beispielsweise in Kindergärten und Schulen gibt es fast ausschließlich Erzieherinnen und Lehrerinnen.“

Grigo gab sich selbstbewusst: „Bei den Grünen ist die Frauenquote lange Tradition”. Griese hingegen zeigte sich enttäuscht, dass die „Kanzlerin nicht einmal die Chance genutzt hat, öffentlich zu kritisieren, dass es Frauen schwerer haben.“ Sie forderte eine 40-%-Frauenquote.

Ruhnke beendete die Diskussion nach zwei Stunden, um zum gemütlichen Teil des Abends einzuladen. Hier konnte das Publikum dann in kleiner Runde rege weiter diskutieren.