Wirte befürchten durch das beschlossene Rauchverbot Umsatzeinbußen von bis zu 25 Prozent.Um seine Gäste nicht vor die Tür schicken zu müssen, will ein Kneipier einen Raucherverein gründen
Mit der alten Herrlichkeit ist's in der "Alten Herrlichkeit" bald vorbei. Zumindest für die Raucher. Noch dürfen sie in der Gaststätte am Offersplatz direkt an der Theke qualmen, aber künftig wird Wirt Manfred Schroth sie in einen separaten, hermetisch vom übrigen Restaurant abgetrennten Raucherraum schicken müssen. "Das wird für uns tödlich", fürchtet der bekennende Kettenraucher. Dabei hat Manfred Schroth seine Gaststätte bereits vor zwei Jahren freiwillig in einen Raucher- und einen Nichtraucherbereich geteilt, "und die Leute halten sich auch daran".
Verstehen kann der Wirt das strenge Rauchverbot, das jetzt vom Landtag verabschiedet wurde, nicht: "Man hätte es den Wirten überlassen sollen, ob bei ihnen geraucht werden darf, dann würde der Markt das von selbst regeln. Schließlich macht mancher sein Kommen auch davon abhängig, ob er den Wirt leiden kann oder nicht." Einige Raucher hätten bereits angekündigt, nicht mehr zu kommen, wenn sie am Tresen nicht mehr qualmen dürfen. "Aber was soll ich machen?" fragt Schroth. "Mich mit dem Baseballschläger hinter die Theke stellen und die Leute vom Ordnungsamt raushauen?"
"Es wäre ideal gewesen, die Entscheidung den Wirten selbst zu überlassen", sagt auch Hartmut Kretzschmar. Der Wirt der DAB-Stube an der Bahnhofstraße denkt bereits darüber nach, einen Raucherverein zu gründen, damit er seine Gäste künftig nicht vor die Tür schicken muss - denn einen zweiten Raum hat er nicht. "Ich habe hier 90 Prozent Raucher. Was soll ich machen, wenn ich die alle raussetzen muss?" Besonders skurril findet er am neuen Gesetz: "Ich dürfte dann als Wirt in meinem eigenen Laden nicht mehr rauchen!"
Umsatzeinbußen von bis zu 25 Prozent befürchtet Kretzschmar, wenn die Glimmstängel aus seiner Kneipe verbannt würden - nicht nur wegen der Raucher, die dann zu Hause blieben. "Diejenigen, die früher sieben, acht Bier getrunken haben, trinken dann nur noch zwei, drei", befürchtet der Wirt. Dabei blieben ohnehin schon viele Gäste wegen der hohen Preise weg. "Und ab Januar wollen die Brauer schon wieder erhöhen."
"Letztendlich werden sich die Raucher damit abfinden", sagt hingegen Andre? Nettelbeck. Der Geschäftsführer des "Friedrichs" hat zwar überwiegend Raucher unter seinen Gästen, meint aber: "In Sachen Gestank an Klamotten und dreckigen Fenstern ist das Rauchverbot gut." Er will einen separaten Raum einrichten - und ansonsten abwarten: "In Italien klappt's doch auch - allerdings haben die dort auch besseres Wetter." Umsatzeinbußen befürchtet er nicht "Das wird sich alles von selbst regulieren. Was an Rauchern künftig weniger kommt, kommt dann vielleicht an Nichtrauchern mehr."
Noch keine Gedanken gemacht hat sich Edip Mahra vom "Flux" an der Langenberger Straße. Er sieht zwar keine Möglichkeit, einen Raucherraum einzurichten, bleibt aber gelassen: "Wenn das Rauchverbot am 1. Juli 2008 kommt, ist doch sowieso erst einmal Biergartenzeit."