Fahrer hat nach eigener Aussage nichts mitbekommen. Polizei sucht Zeugen

Einen brutalen Überfall auf einen Jugendlichen in einem Linienbus, das muss doch jemand mitbekommen - zumindest der Fahrer. Das mag denken, wer von Vorfällen wie diesem hört: Ein 17-jähriger liegt schwerverletzt im Krankenhaus, nachdem er nach eigenen Angaben am Dienstagabend in der Linie 770 von Heiligenhaus nach Velbert brutal zusammengetreten und geschlagen worden ist.

"Der Busfahrer hat uns nicht informiert. Die Frage ist aber, inwieweit er das Geschehen überhaupt als das wahrgenommen hat, was da passiert ist", sagt Ulrich Löhe von der Kreispolizei Mettmann. Bei der Art und Weise, wie Jugendliche heutzutage miteinander umgingen, sei das schwierig. "Da fallen die schlimmsten Schimpfworte, der Umgang ist rüde, aber sie bezeichnen das als Freundschaft und steigen kurz danach Arm in Arm aus dem Bus."

Dass er nichts mitbekommen habe von dem Raubversuch in seinem Bus, sagt der Fahrer der Linie 770 aus. Er sei gefahren, habe einen Schrei gehört und kurz danach an der nächsten Haltestelle gehalten. Beim Nachschauen habe er nichts mehr gesehen. Fahrgäste seien ausgestiegen, aber niemand habe ihn auf einen Vorfall hingewiesen.

"Wenn er selbst etwas beobachtet oder dazu aufgefordert wird, muss ein Fahrer Hilfe holen", betont Georg Schumacher, Unternehmenssprecher der Rheinbahn. In deren Auftrag fuhr der Fahrer einer Subfirma am Dienstagabend die Linie 770. "Der Fahrer steht in ständigem Funkkontakt mit der Leitstelle. Außerdem gibt es eine Überfalltaste für den Fall, dass er selbst in Gefahr ist", erklärt Schumacher. Theoretisch könne er zudem von seinem Hausrecht Gebrauch machen, sagt Jochen Bellingkrodt von der Verkehrsgesellschaft der Stadt Velbert (VGV). "Aber wenn man sich in das Fahrpersonal versetzt - allein mit mehr als einem Randalierer - fällt es schwer zu erwarten, dass er die Täter rausschmeißt." Es bleibt der Kontakt zur Leitstelle.

"Wir haben oft Fälle, in denen sich ein Fahrer Leute vor die Tür setzt. Das ist aber nicht das, was das Unternehmen verlangt", betont Schumacher von der Rheinbahn. "Einzelne Fahrer greifen ein, aber das hängt von der Situation und vom Naturell des Einzelnen ab. Niemand muss seine Gesundheit gefährden." Pflicht für Busfahrer - und jeden Bürger in einer solchen Situation - ist, Hilfe zu holen. Außerdem sei es wichtig, sich zu merken, wie die Täter aussehen und wo sie hinlaufen, um als Zeuge zu fungieren, sagt Schumacher.

Zu dem versuchten Raub in der Linie 770 sucht die Polizei Zeugen. Mehrere Fahrgäste saßen nach Aussage des Jugendlichen mit im Bus. Er habe sich in eine hintere Reihe gesetzt und telefoniert. Drei junge Männer sollen versucht haben, ihm das Handy abzunehmen. Als der Velberter es sich auch nicht entreißen ließ, habe sich einer der Unbekannten an den Haltevorrichtungen im Bus festgehalten und dem 17-Jährigen gegen den Kopf getreten. Obwohl der Brillenträger erheblich verletzt und wehrlos am Boden gelegen habe, habe der Angreifer dann mit Fäusten auf ihn eingeschlagen. An der Haltestelle Dalbecksbaum flüchtete das Opfer nach eignen Aussagen und ging zur Polizei.