. Auch in unserer Region in der Fachkräftemangel spürbar. Aber es gibt für die Betriebe auch eine Reihe von Möglichkeiten gegenzusteuern
- Unternehmen im Kreis Mettmann haben zunehmende Schwierigkeiten Fachkräfte zu finden
- Vor allem Mitarbeiter in technischen Berufen sind begehrt, aber auch Bäcker und Metzger
- Firmen sollten ihre „stillen Reserven“ aktivieren, aber auch auf Weiterbildung setzen
Im Kreis Mettmann gibt es nach Ansicht der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Arbeitsagentur eine immer größer werdende Mangelerscheinung: Es ist der Mangel an Fachkräften, der sowohl die Unternehmen als auch die Wirtschaft in den kommenden Jahren treffen wird – außer, es wird dagegen gesteuert.
Wie schwer es bereits heute ist, in manchen Sparten qualifizierte Mitarbeiter zu finden, verdeutlichst eine Zahl der IHK: So haben bereits jetzt rund ein Drittel der Betriebe im Kreis Mettmann Probleme, Fachkräfte zu finden – Stellen bleiben, so die Definition, dabei über zwei oder mehr Monate unbesetzt. Manche Branche ist auch noch härter davon betroffen: „In der Bauindustrie sind es sogar über 60 Prozent, der Betriebe, die Personal suchen“, sagt Helmut Diestler, Volkswirt bei der IHK zu Düsseldorf.
Betriebe finden nur schwer Mitarbeiter in technischen Berufen
Auch hätten Betriebe zunehmend Probleme, Mitarbeiter für technische Berufe zu finden. „Die Informationswirtschaft und der Einzelhandel können ebenfalls immer häufiger ihre Stellen nicht nachbesetzen“, so Diestler.
Das beobachtet auch die Arbeitsagentur für den Kreis Mettmann. Es gebe im Kreis einen „spürbaren Fachkräfteengpass“, hieß es auf Nachfrage. Dies beziehe sich zum einen auf handwerkliche Berufe wie Bäcker, Metzger, Gießerei- und Zerspanungsmechaniker. Zum anderen aber auch auf den so genannten MINT-Bereich, der Fachrichtungen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik umfasst; Berufe in diesen Feldern seien zum Beispiel Chemielaborant oder Biologielaborant, Elektroniker, Anlagenmechaniker oder Metallbauer.
Mehr Menschen gehen in den Ruhestand
Der Mangel an Fachkräften in diesen Branchen „liegt an den – in den letzten Jahren – rückläufigen Schülerzahlen im Kreis Mettmann und der Zunahme an Erwerbstätigen, die das Rentenalter erreicht haben“, teilte eine Sprecherin mit. Sprich: Es gehen viel mehr Menschen in den Ruhestand als Fachkräfte nachrücken. Und: „Gerade der Kreis Mettmann hat einen hohen Anteil an Arbeitnehmern, die das 50. Lebensjahr überschritten haben.“
Allerdings gibt es auch Stellschrauben, wie der Engpass an qualifizierten Mitarbeitern abgemildert werden kann. So werde natürlich das Thema Ausbildung/Duales System weiterhin eine hohe Priorität haben. Doch: „Der Bereich der ,Stillen Reserve’ gewinnt an Bedeutung. Hier können Betriebe Fachkräfte gewinnen, die länger nicht berufstätig waren und jetzt wieder einsteigen möchten“, so die Sprecherin. Dazu gehörten etwa Frauen nach der Kindererziehung – aber auch Studienabbrecher, die beispielsweise eine Ausbildung absolvieren könnten.
Hilfskräfte können weiter qualifiziert werden
Nicht nur bei diesen potenziellen Fachkräften sollten Unternehmen in die Aus- und Weiterbildung investieren – auch bisherige Hilfskräfte, die sich im Betrieb bewährt hätten, könnten weiter qualifiziert werden. Ebenso sollten betriebliche Weiterbildungen allen Beschäftigten offenstehen. Und noch ein Aspekt: „Bei älter werdenden Belegschaften bekommt das betriebliche Gesundheitsmanagement eine zusätzliche Bedeutung“, so die Kreis-Arbeitsagentur. Das können zum Beispiel Kurse zur Rückengymnastik oder ein ergonomisch guter Arbeitsplatz sein.
Unternehmen müssen mehr für sich werben
Auch Unternehmen in Velbert bemerken schon einen Fachkräftemangel – und steuern aktiv dagegen. So spürt etwa der Automobilzulieferer Witte einen Engpass bei Ingenieuren, IT-Spezialisten oder Elektro-Facharbeitern. Neben einem verstärkten Angebot an Ausbildungsplätzen insbesondere im Bereich des Dualen Studiums (Studium und praktische Ausbildung im Betrieb) setzt Witte auch auf Marketing im Personalbereich.
Das empfiehlt auch Helmut Diestler von der IHK. „Die Unternehmen müssen auch mehr für sich werben und zum Beispiel auf Fach- und Ausbildungsmessen präsent sein oder auch in die Schulen gehen“, sagt er.
>>Auch Fachkräfte suchen Jobs
Nicht nur Unternehmen suchen häufig Fachkräfte. Auch gibt es den durchaus paradox klingenden Fall, wonach qualifizierte Kräfte lange nach einer passenden Stelle suchen oder nur mit Zeitverträgen oder Praktika ausgestattet werden. Manchmal seien aber auch die Wünsche und Vorstellungen beider Parteien „hoch angesetzt“, sagt die Kreis-Arbeitsagentur.
Hier müsse man dann vor allem „über persönliche Kontakte versuchen, Arbeitgeber und Bewerber zusammen zu bringen“, hieß es weiter. Auch das Herunterschrauben der Erwartungshaltung könnte den Einstieg erleichtern.
Sucht Ihr Betrieb schon seit längerer Zeit Fachkräfte oder haben Sie sich schon lange vergeblich als qualifizierte Kraft auf Stellen beworben? Dann melden Sie sich bei uns, entweder telefonisch unter 02051/49531 oder per Mail: redaktion.velbert@waz.de