Velbert. .

„Ich hab Velbert abgerissen und ich hab Velbert wieder aufgebaut.“ Das sagt zurückschauend Uwe Vogler. Und meint damit vor allem, dass er lückenlos und hautnah – zwischen sich und dem Motiv immer nur die Kamera – über mehrere Jahrzehnte Stadtgeschichte(n) und Stadtentwicklung miterlebt hat. Überdies hat der heute 68-Jährige ebenso hautnah die Veränderungen und Umbrüche in der lokalen Presselandschaft mitgemacht.

Zunächst per Handschlag verpflichtet als Freiberufler bei Flothmanns „Velberter Zeitung“ und nach der Übernahme dann bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand vor nunmehr sechs Jahren als Foto-Redakteur für die WAZ-Lokalredaktion. Mit einem richtigen festen Vertrag. Denn versehen mit der Empfehlung „Nehmen Sie den, der kennt in Velbert alle“ wurde auch Uwe Vogler übernommen. Und musste sich erst einmal drastisch umgewöhnen: „Jedes zweite Wochenende frei, das war eine Umstellung.“

Karnickel, Sportler und Politiker

Der Velberter ist im besten Sinne bekannt wie ein bunter Hund. Spätestens dann, wenn er in seiner knallroten Ente durch die Stadt kurvt. Die aktuelle, mittlerweile dritte ihrer Art, hat jetzt schon drei Jahrzehnte auf dem Buckel. In puncto Vehikel hat sich also nix verändert. Aber einen Fotoapparat nimmt Uwe Vogler nur noch selten in die Hand. Zum Beispiel für private Urlaubsfotos: „Rein informativ, wo wir waren.“ Und für Fotobücher, um darin zu dokumentieren, wie die beiden Enkelkinder groß werden.

„Die Fotografie ist tot“, sagt der ehemalige Berufsfotograf heute, für den der Wechsel von analog auf digital ein echter Einschnitt gewesen ist. „Bei digital siehst du nicht mehr, wie sich das entwickelt. Aber bei analog fängst du an zu zittern. Das prickelt, da knistert was“, beschreibt er die Atmosphäre im Labor. Wenn er dort mit den belichteten Filmen vom Samstagseinsatz angekommen war und zuvor mitunter 20 Termine abgespult hatte. „Schwarz-Weiß ist nach wie vor das Nonplusultra. Die Bilder haben einfach mehr Aussagekraft.“ Was er nie gemacht hat: Bilder stempeln und mit seinem eigenen Namen versehen. „Man sieht ja auch so oft, ob es Vogler-Bilder sind.“ – Untertreiben kann er also auch.

„Losgelegt“ hat Vogler nach der Realschule und einer Fotolaborantenlehre in Wuppertal als 19-Jähriger mit der Leica seines Vaters Arthur, einem gelernten Industriefotografen, der zusammen mit Ehefrau Annemarie im eigenen Laden stand. Das Fotogeschäft wechselte mehrfach den Standort, wurde von Umzug zu Umzug kleiner. Das Geschäft zu übernehmen, sei nicht in Frage gekommen: „Die Eltern hatten nie für mich Zeit. Das wollte ich nicht.“

Erinnerungen an Altersjubilare

„Von Kaninchen über Sport bis Politik“ hat Uwe Vogler eigentlich querbeet alles festgehalten. Ob Gerhard Schröder, damals Verteidigungsminister, Herbert Wehner oder Franz-Josef Strauss, bei dessen Besuch sich 2000 Menschen an der Heiligenhauser Straße gedrängelt hätten, – „die waren alle da“. Und bei Willy Brandt, zu Zeiten seiner Kanzlerschaft, sei der Platz vor dem Velberter Rathaus „rappelvoll“ gewesen. Aber es ist beileibe nicht nur die so genannte Polit-Prominenz, die ihm lebhaft im Gedächtnis geblieben ist. „Ich habe so viele schöne Erinnerungen an Altersjubilare.“ Darunter seien allerdings auch viele Menschen gewesen, die ihre Kinder im Krieg verloren hätten. „Das wird auch oft vergessen.“

Ob es Highlights in seinem Berufsleben gegeben habe? „Unmengen, aber auch viele traurige“, lautet die Antwort und schon geht’s ans Erzählen. Noch vor Augen hat Uwe Vogler zum Beispiel das Erklimmen des Langenberger Senders. Die Leiter immer senkrecht hoch, mit einem Helm und einem Seil zum Einklinken. Nur knapp überlebt hat er einst eine Schornsteinsprengung in Langenberg, als er brav an einem ihm vom Sprengmeister eigens zugewiesenen Platz mit der Kamera im Anschlag ausharrte – und einem jäh auf ihn zustürzenden Trümmerteil des Kamins nur ganz knapp durch einen Sprung ins Bachbett entging: „Da hätte ich auch weg sein können.“

Vogler hat stets viel Wert auf Freizeit gelegt, besonders auf den aktiven Sport mit Fußball und Tennis. Vor allem aber hatte er hohe Erwartungen an seine Arbeit. Es habe ihn immer geärgert, wenn er mal schlechte Fotos gemacht habe. Sein grundsätzlicher Tipp: „Man muss die Ansprüche höher schrauben und sich selbst unter Spannung stellen. Du fährst eben einfach anders zur Zeitung hin, wenn du gute Arbeit gemacht hast.“

Die Arbeit, die vielfältigen Begegnungen mit „den vielen interessanten Menschen“ und die zahlreichen Anekdoten habe er nie missen wollen, resümiert Uwe Vogler. „Wenn ich schreiben könnte, würde ich das alles mal gerne aufschreiben.“