Langenberg/Neviges. .

  • Am 4. November 1944 stürzte ein Halifax-Bomber über Neviges ab
  • 72 Jahre später kommen Angehörige der Toten und Überlebenden im Windrather Tal zusammen
  • Der Brite Paul Knott initiierte das Treffen, das dem Frieden und der Völkerverständigung dienen soll

Das Ereignis selbst liegt 72 Jahre zurück. Und obschon er Jahrzehnte lang in Vergessenheit geraten schien, beschäftigt er heute doch wieder die Menschen: der Absturz jenes australischen Halifax-Bombers „LV 936“ im Windrather Tal. Vor allem einem Mann ist es zu verdanken, dass diese tragische Episode aus dem Zweiten Weltkrieg heute Anstoß zu einem Bekenntnis für Frieden und Völkerverständigung werden soll.

Paul Knott heißt dieser Mann. Brite. Großneffe jenes Bordingenieurs Harry Knott, der damals – als einziger Engländer an Bord – den Absturz überlebte. Von den übrigen Besatzungsmitgliedern, sechs Soldaten der Royal Australian Air Force (RAAF), überlebten zwei weitere. Vier kamen um – mindestens einer von ihnen offenbar durch einen Flieger-Lynchmord: Ein Mitglied der NSDAP-Ortsgruppe Neviges, der vorgab, den schwer verletzten Mann ins Krankenhaus bringen zu wollen, lieferte ihn dort später nur noch tot ab – erschossen. War doch das Flugzeug kurz zuvor an dem wohl schwersten Bombenangriff beteiligt gewesen, den Bochum in diesem Krieg erlebte: 1500 Menschen sollen damals im Bombenhagel umgekommen sein.

Heimatforscher fanden Absturzstelle

Der Mann, der all dies herausfand, ist Jürgen Lohbeck. Der Langenberger Heimatforscher und Buchautor stieß im Winter 2013/14 bei Recherchen auf die Geschichte des abgestürzten Bombers. „Im Februar konnte unsere Arbeitsgruppe ehrenamtlicher Mitarbeiter im LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland auch Teile des Flugzeugs im Windrather Tal lokalisieren und bergen“, erinnert sich Lohbeck. Durch eine Reihe mehrerer großer Zufälle habe er dann schließlich Paul Knott kennen gelernt.

Dessen Wunsch, am 70. Jahrestag des Absturzes in Deutschland gemeinsam einen Gottesdienst zu feiern – „ausdrücklich an alle, auch deutsche Kriegsopfer“, betont Lohbeck – war die Initialzündung der Idee, den Jahrestag künftig regelmäßig zu begehen.

Gottesdienst in Langenbergs Alten Kirche

Und so trafen sich – nach dem Gottesdienst im vergangenen Jahr – auch am zurückliegenden Wochenende wieder elf Angehörige der Halifax-Besatzung aus Australien und England mit Jürgen Lohbeck an der ehemaligen Absturzstelle in der Nähe von Haus Bucken im Windrather Tal. In einem Gottesdienst in der Alten Kirche in Langenberg, wo die Gäste aus Australien und England auch im Rosenhaus Quartier gemacht hatten, wurden die Besucher dann auch von der Evangelischen Kirchengemeinde willkommen geheißen. Presbyter Harald Grünendahl hatte dabei gern die Aufgabe übernommen, die Gäste auch in ihrer Sprache am Gottesdienst teilnehmen zu lassen.

Besuch auch am Denkmal für Bomenopfer

Wie ernst es Paul Knott und den übrigen Angehörigen damit ist, die tragischen Ereignisse von damals tatsächlich zum Anstoß für Frieden und Aussöhnung zu nehmen, zeigten sie am Sonntag: Bevor die Gruppe nach Kleve-Reichswald fuhr, wohin die beim Absturz umgekommenen Besatzungsmitglieder nach einem ersten Begräbnis in Neviges 1949 umgebettet worden waren, besuchten sie in Bochum noch ein andere Mahnstätte – das Denkmal „Die trauernde Alte“, das nahe der Pauluskirche an die Opfer jenes alliierten Bombenangriffs vom 4. November 1944 erinnern soll.